Stromautarkie rechnet sich

Vielleicht kann man in diesem Thread zum Jahresausklang- und Jahresneubeginn eine entspannte Diskussion führen über die durch stark gesunkene PV- und Akkupreise für viele möglich gewordene Stromautarkie, und über die volkswirtschaftlichen Aspekte und die Notwendigkeit politischen Handelns. Es geht hier also nicht um ein konkretes Projekt, und welche Produkte welcher Hersteller dafür besser oder schlechter geeignet sind.

Ich habe in den letzten Jahren ein kleines Haus komplett saniert (Doku vom HR), und dabei ist auch die gesamte Elektrik inkl Hausanschluss neu verlegt worden. Alleine für den neuen Hausanschluss musste ich IIRC um die 2.500 € bezahlen.

Bei den aktuellen niedrigen Preisen für PV und Akkus würde sich der Hausanschluss ans öffentliche Stromnetz nicht mehr lohnen. Für 10 bis 15 kWp Solarmodule, ca 30 kWh Akkukapazität, Ladegeräte, Wechselrichter, Montage- und Installationsmaterial und für Extremfälle auch einen Biodiesel-Generator müsste man jetzt bei DIY mit ca 10.000 € rechnen. Diese Kosten würden sich nach gut 10 Jahren amortisieren. Ich würde deshalb heute meine Stromversorgung autark gestalten.

In meinem Fall mit 2.400 kWh Jahresstromverbrauch inkl Wärmepumpe und elektrischer Warmwasserbereitung gäbe es nur in den 4 Wintermonaten insbesondere wg der Wärmepumpe eine Unterdeckung, die durch insgesamt ca 50 bis 100 Stunden Betrieb des Biodieselgenerators gedeckt werden müsste.

Aber das wären die volkswirtschaftlichen Folgen:

  1. wenn eine nennenswerte Zahl der Haushalte sich aus dem öffentlichen Stromnetz verabschiedet, dann müssen die restlichen Haushalte wesentlich höhere Kosten tragen, und das Netz wird zugleich instabiler.

  2. Die Energiewende wird ausgebremst, weil es für den Windstrom dann weniger Abnehmer gibt, zugleich aber der Verbrauch an Biodiesel steigt.

  3. Große Mengen in den Sommermonaten anfallenden überschüssigen PV-Stroms würden nicht genutzt werden können, weil diese Strommengen nicht ins öffentliche Netz gespeist werden können.

Die Volkswirtschaft hat ein existentielles Interesse an einem bezahlbaren Stromnetz, an einer effizienten Energienutzung, und an nachhaltigem Einsatz von Ressourcen. Wenn private Stromautarkie sich ausbreitet, ist also der Gesetzgeber gefragt. Maßnahmen wie die Verstaatlichung der Stromnetze und Anschlusszwang für alle Haushalte würden denkbar.

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Aus meiner Sicht ist Stromautarkie der falsche Weg. Auch wenn viele das hier anders sehen. Ich denke jeder Akku der zur Verfügung steht müsste bei Überschuss ladbar sein und bei Unterdeckung entladbar. Wir haben eine Solarpflicht in einigen Bereichen und wenn es genügend Elektroautos gibt, gibt es deutlich mehr Speicher. Es müssten zudem alternative Speicher gefördert werden, die betrieben werden, um Gewinn zu erzielen. Wenn man Renditen oberhalb der Inflation erreichen kann, ist das für viele ein Anreiz.
Solar und Windanlagen können aus meiner Sicht nur mit ausreichend Speicher vernünftig betrieben werden. Und die Steuerung dieser Speicher müsste automatisiert ohne großen bürokratischen Aufwand möglich sein. Sprich es gibt zu viel Strom werden alle an Ladestationen z.B. bei Firmen stehenden Autos geladen und bei zu wenig Strom entladen bis zu einem vorher festzulegenden Wert. Damit könnte man sehr schnell reagieren. Da alle diese System sowieso vernetzt sind und abgerechnet werden, müsste nur eine von oben verordneter Zwang (wie die Ladesäulenpflicht für Tankstellen) dafür sorgen, dass es betriebsbereit gehalten wird. Und Reperaturzeit vorgeschrieben werden, nach denen es saftige Strafen gibt, wenn nicht eingehalten. Es ist schon heute so, dass viele Ladesäulen in einem jämmerlichen Zustand sind und es keinen interessiert.

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Echte Autarkie ist super, auf einer Arktisexpedition und Raumstation - da geht es nicht anders, ansonsten in jeder Hinsicht unsinnig, weil extrem teuer, ressourcenverschwendend, unzuverlässig, unsozial und nicht nachhaltig.

Das gilt nicht nur privat, sondern besonders auf nationaler Ebene.

Die Energiewende braucht genau das Gegenteil, nämlich massig EE und ein leistungsfähiges, kontinentweites Verteil- und Transportnetz, auch zur Nutzung von Großspeichern.

Ich könnte hier mit meinen 86 kWp gleich 10-fach autark sein, dann bräuchte ich nur ca. 3000 kWh an Speicher und 70 MWh wären pro Jahr für die Allgemeinheit verloren. Autark heißt vollständig vom Netz getrennt. 70% autark ist wie 70% schwanger - das gibt es nicht.

Dieselgenerator...und Autarkie, finde den Fehler!

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Das ist sehr unwahrscheinlich, da die Zahl der Häuser mit 2500 kWh Jahresstromverbrauch inkl. Heizung (und was ist mit EV?) in DE grob geschätzt nur 0,000001% der EFH ausmacht.

Obwohl ich selber eine Vollinsel als langfristiges Ziel anstrebe.
Dazu benötige ich aber 50 oder besser 100 kWp und einen Akku >100 kWh.
Inkl. Tesla, Wärmepumpe und Hausstrom.
Aber selbst da müsste ich noch einen Dieselgenarator (ohne Bio) für so miese Dezember wie dieses Jahr vorhalten. Ist halt im Norden von DE.

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Die meisten Grossinvestitionen in EE gehen momentan in große Batterien statt in PV oder Wind. Die Batteriebetreiber rechnen da mit dem größten Gewinn. einzelwirtschaftlich mag das OK sein, gesamtwirtschaftlich wird Strom dadurch teurer und die Netze müssen weiter ausgebaut werden.

Im ganz kleinen hab ich genau deswegen diese Idee mit kleinen billigen gadgets, die sich ausm Netz Strompreis und 'netzbelastung holen und damit meine Verbraucher und Erzeuger passend steuern. Siehe

und

Im größeren Rahmen (ab EFH) sollte aber die Möglichkeit bestehen, daß sich jeder Haushalt eine Batterie Größe mindestens Tagesumsatz hinstellen kann und diese Batterie anhand der Netzdaten beeinflusst werden kann.

Das sehe ich anders.
Zu 1:
Wie @uschi das oben schreibt, es wird nie eine solche Anzahl Anlagen/Haushalte geben, dass es zu "wesentlich höheren kosten" für den rest kommt. Da sollte man zuerst mal die industrie genauso zur kasse bitten wie die kleinen privaten haushalte.
Zu 2:
Es wird nix ausgebremst wenn weniger "bedarf" am öffentlichen netz ist. Oder ist jeder kauf eines sparsameren gerätes auch "ausbremsen der Energiewende" ?
Weil es sich um sehr wenige Anlagen/Haushalte handelt, wäre der verbrauch biodiesel auch gering. Ausserdem könnte man die "autarken Anlagen" auch als fast autark laufen lassen und die kaufen im winter strom zu . Die dieselgeneratoren werden den betreibern aufgezwungen. Die meisten würden lieber im winter bischen strom zukaufen, da könnte man über einen mindermengenzuschlag reden.
Zu 3:
Wie kann man nur argumentieren, dass die privaten Solarmodule für die "gemeinschaft" eingesetzt werden sollten/müssen ? Oder wollen wir jetzt auch jeden zwingen, statt Blumen gemüse anpflanzen zu müssen ? Und das überschüssige gemüse muss dann noch für paar cent dem supermarkt "geschenkt" werden, der das dann teuer verkauft.

Wenn der letzte Absatz stimmt (interesse an bezahlberem Strom), dann müssten jedes Wochenende demonstrationen statt finden, dass stromnetz und erzeugung verstaatlicht wird. Damit die stromkosten sinken weil kein konzern mehr milliarden gewinn abschöpft.

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Du hast auch alle Abschreibungen mit berücksichtigt? Elektronik, sowie vor allem auch so ein Biodieselgenerator haben eine begrenzte Lebensdauer.

Oliver

Du möchtest

über das Thema Stromautarkie?

Und schon kommen diejenigen herbei, die Privateigentum zum gesamtgesellchaftlichen Nutzen vereinnahmen möchten.

Nichts aus der Historie gelernt? Der Unterschied zwischen Kommunismus und Nationalsozialismus war, daß bei zweitem die Produktionsmittel in Privatbesitz blieben, aber die Steuerung im Sinne des Allgemeinwohls durch den Staat erfolgte.

Ja, man kann Stromautark werden, sofern man sich etwas oder auch etwas mehr einschränkt. So wie die Nutzung von Großverbrauchern in die sonnenreichen Stunden verlagert werden soll, so verlagert doch das Auto laden und das Heizen in die Sommermonate. Das bisschen fernsehen abends klappt dann auch mit nem Akku.

Ach, ihr wollt im Winter heizen? Offensichtlich die falsche Technologie. Wenn ihr Öl und Gas und Kohle und Holz nicht wollt, dann macht doch in Erdwärme. Zu teuer? Nicht mein Problem. Mein Speicher und meine kWp reichen mir - bei Dunkelflaute nützen euch netzdienliche Speicher auch nichts. Wenn Sonne scheint, dann heize ich auch elektrisch, wenn nicht, dann brenne ich Holz. Meine Bäume sind mein Speicher. So wie ihr nicht bereit seid, genügend eigenes Geld in kWp und Speicher für eure Bedürfnisse zu investieren, so bin ich nicht bereit, euch meinen Speicher zu 'leihen'.

Die ganze Energiewende wird nur mit EE ohne Saisonspeicher nicht funktionieren, nicht in Deutschland.

PS: es sollte mal 'nennenswerte' quantifiziert werden. Bei geschätzt 30 bis 40 mio Haushalten in D werden sich vermutlich trotz billiger Panele keine zehntausend autark machen wollen. Die eigenen Ansprüche stehen dem entgegen.

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Erstmal stimme ich mit dir überein, dass sich Stromautarkie inzwischen rechnen kann.

Mit Elektroauto kann man weiter Wind im Winter nutzen, man kann extern laden.

So wie jetzt Überschuss im Sommer ins Netz gedrückt wird, tut man der Allgemeinheit mit Einspeisung keinerlei Gefallen. Der Strom selber wird zu weniger als Null Cent in der jetzigen Regulatorik an der Strombörse verkauft und als wäre das noch nicht schlimm genug, der für den Abtransport der Spitzen nötige Netzausbau wird dann auch noch der Allgemeinheit / dem Stromverbraucher ohne PV aufgebürdet.

Ich finde es gut, wenn Menschen sich in der jetzigen Situation vom Stromnetz lösen und Veränderungsdruck aufbauen.

Batterien sind inzwischen so günstig, dass der Ausbau der Verteilnetze komplett überflüssig ist. Das kostet vor allem viel Geld und bremst damit die Energiewende aus.

Die Nutzung von dezentralen Motoren sehe ich sehr positiv.

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Was ich noch vergessen hatte:

Vielen Dank für den Eröffnungspost und Deine Anregung zur Diskussion.

Wir haben selbst eine 14kWp-Solaranlage. Die ist zwar nicht perfekt südwärts ausgerichtet (jeweils ein paar Module Westen und Osten), aber bei diffuser Einstrahlung ist das ja egal. Vom 06.12. bis zum 23.12. hatten wir nur an 3 Tagen über 4kWh Ertrag (einmal 5, einmal 6, einmal 8). Der traurige Niedrigwert waren nur knapp über 2.

Eine Kilowattstunde aus dem Generator mit normalen Tankstellendiesel (1,60€) kostet dich so ~50ct. Die Tendenz dürfte hier klar steigen. Von Biodiesel für Notstromaggregate rät das BBK Unternehmen übrigens explizit ab, weil die Lagerbarkeit schlecht ist. (Quelle). Das hieße für dich, dass der Kraftstoff oft ausgetauscht werden muss. An der Stelle bitte auch an den Lärm denken, nachts laufen lassen ist vermutlich nicht möglich.

Mit sehr viel DIY mag das vielleicht irgendwo in Rentabilitätsnähe rücken, ich glaube aber nicht, dass sich das groß durchsetzt. Die Mehrkosten durch die entgangene Einspeisevergütung, größere Batterie als eigentlich notwendig und den Generator samt Kraftstoff dürften außer bei Aussiedlerhöfen immer höher sein als Anschluss und Grundgebühr. Ich finde das aufgrund des erhöhten Rohstoffverbrauches nicht zielführend, aber wer will soll es machen.

Zum Thema Einspeisung und Lastspitzen schreib ich grad noch was zusammen. Da besteht m.E. akuter Handlungsbedarf.

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Würde mich interessieren, wie du das berechnet oder abgeschätzt hast.

2400 kWh inkl. Wärmepumpe und Warmwasser erscheint mir auch sehr wenig. Viele verbrauchen nur für die Wärmepumpe 2000 kWh im Winter.

Hast du auch berechnet, was dich der Benzin/Dieselverbrauch vom Generator pro Jahr kostet? Damit könnte man dann mal vergleichen, ob das günstiger wird, als Strom vom Versorger.

Die andere Sache ist natürlich, den ganzen Überschuss der Anlage im Sommer nicht nutzen zu können. Aber vielleicht entwickelt sich da Idee, wie man den noch irgendwie sinnvoll nutzen kann. Elektrofahrzeuge laden wäre eine Möglichkeit.

Ist doch schon mal etwas. Und wer mehr braucht, verdoppelt oder verdreifacht seine PV-Fläche. Muss für mich aber auch ästätisch passen.
Mein kritischer Verbrauch sind 400W/Tag für den Gefrierschrank. Aber selbst wenn ich 2kWh Unterdeckung an 60 Tagen/a hätte und ich großzügig 1€/kWh rechne, ist das immer noch günstiger als der Netzanschluss. Plus Genugtuung, einen weiteren Zwangsvertrag beendet zu haben. Heizen mit Strom an 365 Tagen ist natürlich nicht drin.

Der Diesel-Generator ist zum Laden der Speicher, nicht zum Dauerlaufen. Erst recht nicht nachts und nur unter Kontrolle.

Autarkie priorisiert ganz andere Werte als reine Rentabilität. Für diejenigen, die sich nicht den durch die EVUs vorgegebenen Bedingungen unterwerfen und sich folglich nicht über Einspeisen refinanzieren wollen, denen wird eine Eigenverbrauchsanlage (Nulleinspeisung) verwehrt - von einigen hier trotz 1-0-2-Umschalter. Da bleibt nur ein ganz-oder-garnicht, sprich Strominsel oder gar kein PV. Der Zukauf über Netz in sonnenarmen Zeiten wird hier auch als zumindest moralisch fragwürdig und egoistisch dargestellt. Und da wundert ihr euch, wenn einige wenige sich ganz abkoppeln.

Die Sonne schickt mehr als genug Energie zur Erde, die u.a. mein Unkraut sprießen läßt. Da redet auch keiner von Vergeudung von Energie. Aber sobald PV installiert ist, muß jede erzeugbare kWh verwertet werden. Bei keinem mir bekannten Ding wird die Nutzdauer so nach vorne gerückt. Ich liege noch im Bett - das wird auch nur acht Stunden genutzt. Früher, wo Platz und Ressourcen knapp waren, wurden z.B. auf Schiffen Strohsäcke, Hängematten und Kojen auch schichtweise genutzt. Heute ist dazu kein Bedarf mehr. Und wie alle reden, Module seien so preiswert, ja dann beleg ich mal über und regel dann an Sonnentagen ab. Ohne schlechtes Gewissen

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Tibber macht es vor. Es könnte was entwickelt werden, dass nachbarn zu der zeit einen speicher laden (die haben dann nur nen speicher, kein bkw). Wenn die PV Anlage überschuss ins metz abgeben kann. Dieser strom wird über die grundlast wieder abgegeben. Ich habe das schon geschrieben, machbar wäre vieles. Nur wird es nicht gewollt. Man könnte viel dezentral machen.

Es wird halt jedes Argument ins Feld geführt, um zu verhindern, dass die menschen möglichst viel eigenen strom produzieren. Klappt doch, sieht man hier, wie die leute darauf anspringen. Schön die dummen armen menschen gegeneinander ausspielen. Das klappt auch im PV Bereich.

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Also ich weiss nicht, für 2500kWh einen Autarkiegrad von 100% anstreben. Wir sind immer alle abhängig. Selbst wer mit Holz heizt ist darauf angewiesen, dass sein Wäldchen welches er hat zum Brennholzmachen erlaubt ist. Dass die Grundsteuer nicht angehoben wird für jenen. Dass es noch weitere Holzheizungssysteme gibt etc. pp.

Dazu kommen immer wieder die Kosten, die nicht verrechnet werden. E-Auto-Besitzer die nur den Preis für ne kWh von ihrer PV nehmen und nicht die Komplettaufwendung für den Bau dieser. Waldbesitzer die kein Auto zum transportieren benötigen, nicht sägen, hacken, lagern müssen. Was das alles an Zeit und Geld kostet. Autofahren ist auch nicht mehr möglich, nur noch Bus, ist man wieder abhängig vom Busnetz. Essen autark aus dem Garten?Auch wieder ne Menge Zeit.

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Das ist eine ähnliche Argumentationslinie wie bei der utility death spiral, in Deutschland wird das gerne für Erdgasnetze an die Wand gemalt.

Im Moment sehe ich das Problem weder für Strom noch für Gasnetze als akut an, wenigstens nicht für komplette Kündigung des Anschlusses.

Beim Stromnetz haben wir zu hohe Kosten für den Ausbau und gleichzeitig sinkende Abnahme. 2019 war der Nettostrom Verbrauch bei 507 TWh im Deutschland, 2023 nur noch bei 466 (Zahlen von BDEW).

Das ist natürlich sehr unschön, weil steigende Kosten in Milliarden Euro über sinkende Abnahme in Milliarden kWh => Netzentgelte pro kWh steigen.

Das hat aber bisher nichts mit Kündigung von Stromanschlüssen zu tun. Im Gegenteil bei den wenigen, die tatsächlich den Stromanschluss kündigen dürfte sogar ein positiver Effekt für die Allgemeinheit entstehen. Das liegt daran, dass diese Haushalte am Netz z.B. 10000 kWh einspeisen würden bei nur 1000 kWh Bezug und trotz der stark gesunkenen Abnahme massiv zum Kostendruck beitragen. Denn die 10000 kWh Einspeisung sind extrem konzentriert auf Tage im Sommer mit viel Sonne und da die Stunden mit besonders viel Sonnenschein. Da muss das Netz teuer für den Abtransport der Überschuss kWh ausgebaut werden.

Andererseits hat der Haushalt vielleicht eine reine Wärmepumpe, die in den meisten Stunden gar nichts aus dem Netz zieht => es wird nichts eingezahlt bei den Netzentgelten, weil PV Strom bezogen wird oder bei 8 Grad Außentemperatur zwar Wind-Strom bezogen wird, aber z.B. nur 200 Watt.

Andererseits muss für extreme Kälte vorgesorgt werden, wenn die Wärmepumpe auf den Heizstab zurückgreifen muss und sei es nur für 100 Stunden.

Wenn vor Wärmepumpe, 20 kWp PV und Elektroauto bei 3000 kWh Verbrauch für 100 Haushalte ein 150 kW Ortstrafo gereicht hat (1,5 kW pro Haushalt), braucht man für 100 so Haushalte plötzlich 1000 kW plus, um den PV Strom im Sommer los werden zu können.

Die ziehen aber gegebenfalls sogar weniger mit Netzentgelten belastete kWh aus dem Netz und dann reden wir tatsächlich über eine Explosion der Netzentgelte.

Etwas Hintergrundinfo dazu. Pflanzliche Öle haben eine hohe Viskosität, sie fließen eher wie Honig als wie Wasser. Damit ist es schwerer, kleine Tröpfchen zu erzeugen und die braucht man im Motor für eine saubere, schnelle Verbrennung.

Die einfachste Lösung ist Vorwärmen. So wird das mit Schweröl auf Schiffen gemacht und man kennt es von Honig. Aus dem Kühlschrank geholt, fließt da gar nichts, angewärmt wird er schön dünnflüssig.

Der Vorteil des Vorwärmens ist, dass man am Treibstoff gar nichts machen muss.

Dafür steigt der Aufwand im Auto enorm, gerade für seltene Nutzung mit vielen Kurzstrecken eigentlich unakzeptabel.

Bei Biodiesel nimmt man eine relativ einfach durchzuführende Aufarbeitung der pflanzlichen Öle, die in kleinen Reaktoren sehr dezentral durchführbar ist. Der Treibstoff ist damit ausreichend dünnflüssig, enthält aber immer noch viel Sauerstoff mit daran geknüpften Nachteilen.

Inzwischen sind die Mengen höher und genauso die Ansprüche an den Treibstoff und daher kann mehr Aufwand betrieben werden bei dessen Herstellung.

Das Stichwort hier ist HVO, hydrogenated vegetable oil. Hier wird der Sauerstoff nahezu vollständig entfernt. Statt Methanol braucht man Wasserstoff für die Reaktion.

HVO kann man sehr gut lagern.

Das ist aber noch nicht die Zukunft. Da haben wir auf der einen Seite eine Vision mit Wasserstoff Großkraftwerken und auf der anderen dezentrale Motoren mit Wasserstoff Derivaten.

Die Wasserstoff Großkraftwerke haben etwas bessere Wirkungsgrade, sind allerdings deutlich teurer als Motoren. Der Treibstoff Wasserstoff ist zu erträglichen Kosten nur geologisch zentral in großen Mengen lagerbar.

Das passt am ehesten, wenn Wasserstoff sowieso in großen Mengen kontinuierlich in der Industrie verwendeten wird, so dass sich Infrastruktur wie Pipelines rechnet.

Die Derivate sind besonders attraktiv, wenn nur ganz wenige Betriebsstunden gebraucht werden und man durch dezentralen Einsatz Kosten für das Netz einsparen kann.

Außerdem ist bei Derivaten eine Kombination mit Biomasse interessant, also zum Beispiel Gas aus Kläranlagen, welches zu 50% aus CH4 und zu 50% aus CO2 besteht.

Hier kann man Wasserstoff chemisch mit dem Klärgas reagieren und

CH4 + CO2 + H2 zu H3C-O-CH3 reagieren, kurz DME.

DME ist ähnlich lagerbar wie Propan und kann dezentral verstromt werden. Es ist selber kein Treibhausgas, so dass Leckagen kein derartiges Problem sind wie bei Methan.

Ich glaube nicht, das jene, die ihren Stromanschluß kündigen wollen, vorher 10000 kWh für lau eingespeist haben. Da steht der Einspeiseerlös eindeutig im Vordergrund. Das sind nicht die, die kündigen.

Aber sollte es so sein, daß der Abtransport des Überschusses einen Großteil der Ausbaukosten ausmacht, so wäre vielleicht über eine Nulleinspeisung bzw. begrenzte Einspeisung aus dem Niederspannungsnetz nachzudenken. PV ausbauen, aber die Erzeugung an den Verbrauch im Niederspannungsnetz z.B. über Lastprofile anpassen/drosseln.

Auf der anderen Seite: wessen Bezug mehr als z.B. 50% des Durchschnittsbezugs überschreitet, wird durch gestaffelte erhöhte Netzentgelte an den notwendigen Ausbaukosten beteiligt.

Quasi viele kleine Niederspannungsinseln mit möglichst ausgeglichenem Bezug/Lieferung.

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Ich bin garnicht der Ansicht, dass sich Stromautarkie rechnen muss. Das ist ein Sicherheitsaspekt, den ich entweder dem Kostenaspekt unterordne oder vorziehe.

Ebenso hat Autarkie nichts mit erneuerbarer Energie zu tun. Ich kann mich auschliesslich mit einem Generator autark machen, oder ihn als Winterbackup zu PV benutzen. Mit Wasserkraft hätte ich sogar beides.
So gesehen sehe ich das Thema des Fadens schwierig an.
Viele der Beiträge, ich habe nicht alle gelesen, drehen sich um die ablehnende Haltung der Versorger herum, deren Hauptinteresse nicht die Einführung erneuerbarer Energie ist, sondern das Verkaufen von Energie. In fem Zusammenhang haben sie private PV nie gemocht, und mit Zunehmender PV Leistung auch klare sachliche Gründe dazu.
Solange eine PV Anlage nicht als das angesehen wird, was sie ist (Ein unzuverlässiger, nicht prognostizierbarer Energieboom zu Mittagszeit), (und die Besitzer das Recht zu haben zu glauben, dass ihnen jede kWh fürstlich vergütet wird), ist es schwierig, dem ganzen eine Form zu geben, mit dem alle leben können.

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Wir brauchen bessere Anreize für eine kostengünstige Energiewende. Es würde Sinn machen, bei Export aus dem Ortstrafo Steuern, Gebühren und Netzentgelte völlig zu streichen und den Großhandelspreis in der Nähe von Null durchzureichen. Damit lohnt sich die Energiewende auch für Haushalte ohne PV so richtig: man lädt das Elektroauto mittags für fast umsonst, stellt die Gasheizung ab und macht das Wasser elektrisch warm und schafft sich ohne viel Bürokratie eine Batterie an.

Der Anreiz für extra PV im Sommer nimmt damit stark ab, der Anreiz lokal zu verbrauchen/zu speichern stark zu und damit kann der Netzausbau für Abtransport des PV Stroms eingespart werden.

Im Winter kann man die Strompreise an sehr kalten Tagen dafür richtig hoch setzen. Die Grenze da wäre der lokale Motor. Wenn der mit 40% Wirkungsgrad DME zu 20 Cent die kWh umsetzt und etwas für Abnutzung dazu kommt, wären das vielleicht 60 Cent die kWh, nicht so toll für den Heizstab, aber wer mehr als etwa COP 3 hinbekommt, ist günstiger dran mit Wärmepumpe als mit Backup Gas (Mit DME betrieben) Gasheizung.

Vielfach ist der Export von Windstrom ein Nadelöhr, dass Netzausbau erfordert.

Da ist es vielleicht nicht der Ortstrafo für 100 Haushalte, aber vielleicht Mittelspannungsleitungen für 15000 Haushalte.

Mit Batterien kann man da einiges mitteln, aber zum Beispiel die ersten zwei Januarwochen in der Graphik für meine Gemeinde Niederzier würden dafür zu viel Batterie brauchen.

Bei entsprechend niedrigen Preisen könnten sich Wärmespeicher lohnen, die bei 10 Grad Außentemperatur mit Wärmepumpe befüllt werden (Riesen-Wasser Tank für große Gebäude) oder vielleicht eine Art Nachtspeicherheizung.