Mythen zur Atomkraft (scheinbar)

Mich stören weder Windräder noch AKW direkt vor der Tür. In den Niederlanden habe ich bei ECN gearbeitet, auf dem Gelände steht ein Reaktor

Mein Büro war in dem vordersten Gebäude, dass man auf dem Bild sehen kann. Mein Sorgenniveau war bei Null.

ECN ist schon damals vom nuklearen Teil getrennt worden. Ich war in der nicht nuklearen Energieforschung.

Ich auch nicht, die Stimmung hat sich merklich aufgehellt, aber bisher reicht es Netto weltweit nur, um die Produktion etwa zu halten. Absolut in TWh hofft die IEA auf einen neuen Rekord 2025

Nuclear generation is set to hit an all-time high in 2025

Relativ zur gesamten Stromproduktion sind wir natürlich weit von Rekorden weg.

Das ist beim aktuellen Stand des PV Ausbaus für PV aber noch viel schlimmer und die Lösung ist im Prinzip ähnlich: vor allem mehr Speicher, insbesondere Batterien.

Etwas Abregelung (= Lastfolgebetrieb bei AKW) kann auch OK sein.

Naja, Büro oder Wohnung/Haus ist etwas anderes. :wink: Und ja, Risiko ist nahe bei null wie beim fliegen, aber die meisten Leute haben trotzdem ein mulmiges Gefühl dabei... Ich selber würde mich nicht als strengen Gegner von Kernkraft bewerten, aber sehe es aus vielen Gründen in einem Land wie Deutschland schwierig, alleine wegen der dezentralen Bevölkerungsaufteilung.

Naja, Thema ist, PV baut man nicht für 50 Jahre, sondern hat ROI nach spätestens 20. Von daher ist eine Fehlinvestition nicht so kritisch wie bei Kernkraft, wo die Rentabilität stark von der Vorhersehbarkeit der Baupreise und der Betriebsauslastung abhängig ist, und das auf 50 Jahre. Alte PV Module werden eigentlich nur entsorgt, weil neuere viel effizienter sind, aber könnten meistens noch recht lange weiterbetrieben werden.

Am Ende ist halt die Flexibilität der Kraftwerke oder der daran hängenden Industrie der Schlüssel. Könnte man z.B. günstige Infrastruktur bauen, um Wasserstoff zu produzieren, die auch den Überschüssen im Sommer folgt, wird das Thema wieder interessant. Aber scheint ja zumindest Stand heute so nicht rentabel zu sein, sonst wäre auch PV Strom deutlich wertvoller im Sommer. :wink:

Es bleibt noch die nicht ganz nebensächliche oder triviale Frage zu beantworten, Wohin mit den anfallenden "Rest"stoffen?
Warum möchte ein gewisser Landesfürst zwar schon Kernkraft, hat aber gleich mal festgestellt, dass es in seinem Bundesland keine geeignete Lagerstätte gibt?

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Wir haben derzeit aber nicht die Technologie um eine Industrienation energetisch unabhängig zu stellen.
Es gibt Länder mit hohen Rohstoff-Vorkommen und es gibt Länder wie Deutschland.
Da hilft es doch nicht, die Wahrheit zu verbiegen und sich etwas zu wünschen, was nicht realistisch ist. Die Abhängigkeit ist nunmal da und sie war nie ein Problem. Im Gegenteil, sie hat, wie zumindest die ältere Generation noch weiß, Deutschland zur führenden Industrienation gemacht.

Wenn man aber anfängt sich abzunabeln, China, Russland zu seinen Feindbildern zu erklären.
Donald Trump ist der böse, Elon Musk ist ein Na..
usw. dann muss man halt zusehen was man mit seinem Sonnenstrom macht.

Ein Klima von Hass und Hetze hat sich breit gemacht, vielleicht liegt da das Problem.
Was Deutschland fehlt sind Freunde.

Bei uns oder bei den anderen ?

Was Freundschaft zu Diktatoren bringt, wissen wir seit 2014.

Komplett unabhängig ist schon schwierig.
Aber warum den nicht soweit es geht? Der ganze Energieimport muss durch Industrielle Wirtschaftsleistung wieder erbracht werden. Warum ist man denn sonst 2014 auf die billige Energie so abgeflogen?
Man hat aber vergessen, dass billige Energie auch politisch einen Preis haben kann... und den zahlen wir gerade.

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Hmm, Staaten haben keine Freunde, Staaten haben Interessen. Es kommt eben darauf an wie fähig die Staaten (in diesem Fall vor Allem unser eigener) sind ihre Interessen allgemeinverträglich durch zu setzen und wie geschickt/gewieft sie beim Verhandeln sind. Und am Ende natürlich auch wie weit die Bedürfnisse der eigenen Bürger dabei berücksichtigt werden.

Da hilft es auch nicht drei Jahre lang Milliarden von Steuergeldern in der Welt zu verteilen statt sie im Inland genau dafür einzusetzen unsere Infrastruktur auf Vordermann zu bringen und die Forschung dabei zu unterstützen Technologien und Einrichtungen zum Selbstversorgen zu entwickeln.

Wenn du schon Diktaturen nennst, worauf ich gar nicht hinaus wollte, welche meinst du denn?

Es ist Tatsache das wir nicht unabhängig sind und auch in naher Zukunft nicht sein werden.
Hilft ja alles nichts, außer einem vernünftigen politischen Konzept. Wie immer das aussehen mag. Aber rumtröten (ich meine nicht dich) bringt ja nun auch nichts.

Viele.

So ist das. In der Industrie entwickelt man, stellt her oder leistet Service. Mit definiertem Ziel, definiertem Budget und definiertem Zeitplan.
In der Politik regelt man, möchte machen, will machen oder wird machen.

Und wenn ich mir aktuelle Wahlwerbung anschaue:
"Mehr für dich..." Nennt man das nicht "gekaufte Stimmen"?
"Alternative...." Mann, wir müssen nicht anders machen, wir müssen es richtig machen...

Bürokratieabbau. Die Notwendigkeit hat man ja erkannt. Aber das wie ist noch rätselhaft.

Sorry, OT.

Komplette Autarkie ist sogar für die USA oder China schwierig, selbst wenn zum Beispiel die USA ein Netto Exporteur beim Gas sind, bei vielen anderen Dingen hängen sie dann doch extrem am Ausland.

Für Westeuropa halte ich weitgehende Autarkie bei Energie für mittelfristig erreichbar und wirtschaftlich ausreichend attraktiv.

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Sobald man etwas höhere Zinsen ansetzt, zählt auch beim AKW in erster Linie der Ertrag in den ersten 20 Jahren.

7% Zinsen gibt eine Verdopplung alle zehn Jahre. Oder anders betrachtet der Wert des zukünftig produzierten Stroms für einen Investor ist um so niedriger, um so weiter in der Zukunft die Produktion ist.

Wenn die ersten 10 Jahre an Strom eine Investition von 10 Milliarden Euro rechtfertigen, kommen für die nächst 10 Jahre Stromproduktion nur noch weitere 5 Milliarden an gerechtfertigter Investition heute zusammen. Und so weiter, also 2,5 Milliarden, 1,25 Milliarden.

In den ersten 20 Jahren kommen bei unendlich langer Betriebsdauer bei 7% Zinsen 3/4 des abgezinsten Ertrags für die Wirtschaftlichkeitsrechnung des Investors bei raus.

Daraus folgt auch, dass für Investoren mit 7% Rendite Erwartung Bauzeit / Verzögerungen bei der Bauzeit richtig heftig weh tun.

Selbst wenn es sich aus Sicht eines Investors lohnen würde (das soll nicht unsere Sorge sein), sind KKWs in D zur Zeit politisch nicht gewollt.

Auf der anderen Seite gibt es ein Recht auf einen Stromanschluss, es gibt ein Monopol der Netzinfrastruktur, dann soll der Staat auch die Rahmenbedingungen schaffen, daß eine ausreichende permanente Versorgung mit Strom durch private Investitionen auch langfristig gewährleistet ist.

Man kann/sollte nicht elektrische Heizungen forcieren, dann aber die Versorgung stiefmütterlich behandeln. Denn Heizen ist in unseren Breitengraden überlebenswichtig. Auch eine Versorgung mit den Grundgütern aus dem eigenen Land. Beim e-Auto sieht das schon anders aus.

Ich sehe da auch ein Werteproblem. Jeder Mensch hat Werte, die wichtig sind und Bedeutung für eigene Entscheidungen haben. Der Staat vertritt bestimmte Werte.

Beispiel: Wenn ich ein T-Shirt für 3 Euro kaufen kann und ich weiß, das wurde durch Kinderarbeit hergestellt, dann gibt es Menschen, die das nicht kaufen würden, insofern sie definitiv wüssten, dass das T-Shirt für 10 Euro fair und ohne Kinderarbeit hergestellt wurde.

Wie stark Menschen werteorientiert handeln oder wie egal es den Menschen ist, ist stark verschieden. Und daraus erwachsen dann auch gesellschaftliche Spannungen. Was für den einen ein super Schnäppchen ist, ist für den anderen untragbar oder etwas, wogegen man kämpfen muss.

Ich würde mal sagen, wertegeleitete Politik ist in den letzten 40 Jahren deutlich ausgeprägter geworden. Man schaut mehr hin und viele neue Gesetze entstehen, die ethisches Handeln zum Ziel haben.

Gleichzeitig gibt es viele Länder, denen solche Werte ziemlich egal sind. Und dabei auch jede Menge Länder, mit den wir Handel treiben oder Handel treiben müssen.

Das muss dann in dieses Dilemma führen, dass wir von unseren Werten eigentlich nicht mehr kaufen dürften, aber aus Abhängigkeit kaufen müssen. Das führt zu einem teils nicht auflösbaren Spannungsfeld.

Gleichzeitig ist eben die Werteeinstellung der Menschen in unserer Gesellschaft stark unterschiedlich. Beispiel: Die einen sagen, dass es völlig ausgeschlossen ist, von Russland Gas zu kaufen. Die anderen meinen, das wäre gut, genau das zu tun. So sieht man es ja auch an den unterschiedlichen Ländern in Europa. Ungarn kauft gerne weiterhin russisches Gas, für die deutsche Haltung ist das ausgeschlossen, wobei es auch eine Partei gibt, die das auch gerne machen würden.

Ich sehe keine einfache Lösung für dieses Werte-Dilemma. Aber eigentlich ist es doch auch gut, wenn wir heute deutlich mehr auf bestimmte Werte achten. Und nicht nur auf Werte, sondern auch Weitsichtigkeit und damit für die nächsten Generationen mitdenken.

Mit Atomkraft ist es genau das selbe Dilemma.

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Kennst Du den Unterschied zwischen Unabhängigkeit und so viel wie möglich?
Das eine bedeutet, in meiner Welt / nach meiner Auffassung, 100%.
Das andere kann bedeuten 1% oder auch 99% oder irgendwas dazwischen.
Ich bevorzuge aus verschiedenen Gründen 100%, aber das Leben ist kein Wunschkonzert. Daher reicht mir für den Anfang so viel wie geht.
Da muss man eine Balance finden zwischen Aufwand und Nutzen. Wenn 100% einfach unbezahlbar sind, dann reicht vielleicht eine zeitweilige Beschränkung.
Also in der Dunkelflaute steigt der Preis und der Verbrauch im Gegenzug sinkt entsprechend.
Und das die Abhängigkeit nie ein Problem war zeigt, dass Du in Geschichte unaufmerksam warst.
In der dunkelsten Zeit wurde in unserem Land aus Kohle Benzin synthetisiert.
Warum nur?
Nicht, dass ich damit behaupten will solche Zeiten stünden uns bevor. Aber die Behauptung: nie ein Problem, naja.

Ausreichend attraktiv: auf jeden Fall!
Imho ist das der Schlüssel für die Zukunft.

Mittelfrist erreichbar: müsste man definieren, was erreicht bedeutet.
Norwegen hat Wasserkraft dermaßen im Überfluss, so dass man dort schon seit Jahrzehnten elektrisch heizt... Erst seit kurzem mit WP.
Und trotzdem habe ich gerade hier auf dem Board gelesen, dass die nur zu 70 % autark sind.
PS: aber auch seit Jahrzehnten (!) Intensiv daran arbeiten, es zu werden. U.a. dessen die Förderung der BEV.

Ich würde mittelfristig als innerhalb einer Generation auffassen. Erreicht bedeutet, wir setzen uns ein Ziel, 60%.. whatever, bezogen auf den effektiven Bedarf, also nicht auf den Primärenergiebedarf. Z.B. Gasheizung 10.000kWh mit 90% Wirkungsgrad, ersetzt durch eine WP mit COP 6, würde einen Strombedarf von 1.500kWh (alles fiktive Zahlen) bedeuten.
Falls sich plötzlich andere Energie"produktionen" als möglich und gewünscht auftun, Stichwort Umwandlung von Atommüll in Energie und kürzer / geringer strahlenden Restmüll, Kernfusion.... her damit.

Ich habe im Leben genug Neuentwicklung von irgendwas betrieben, dass ich das ein Spur anders sehe.
Du kannst dir ein Ziel setzen derart, (1) was du in einer Zeitspanne erreichen kannst, (2) und was es voraussichtlich kostet. (1) enthält sowohl die technische, als auch die bürokratische Realisierungszeit.
Ob das dann ein Monat ist, oder eine Generation, ist wurscht.... es muss nach technischem Sachverstand mit vernüftiger Wahrscheinlichkeit machbar sein. Und bezahlen muss man es wollen.
Da kommt automatisch mit ins Spiel, was die Langsamkeit unserer politischen Entscheider betrifft: Ihr Entscheidungsprozess ist Bestandteil der Realisierungszeit. Ihre bürokratisch aufgebauten Genehmigungshürden nochmals.
Wie lange dauert noch gleich der Bau eines Windrades ? 3 Jahre Planung. Parallel 5 Jahre Bioprüfung. Dann der Bau. Bis zu 7 Monate für die Genehmigung eines Flügeltransportes. Wie lange dauert der Aufbau von Spatenstich bis erste Inbetriebnahme ?

Die Franzosen habe ihre Kirche in 5 Jahren wiederaufgebaut. Die politischen und sonstigen Planer haben mit 20 Jahren gerechnet : für die Aufnahme der Schäden und der Planung.

Der Verantwortliche war ein General. Der hat das ganze dann mal nicht laufen lassen, sondern in Bewegung gesetzt.

Und man muss es bezahlen können.
Du läufst mit deiner Kritik an unseren Genehmigungs- und Planungsverfahren durch die Drehtüre. Ich habe gestern im pösen ÖRR, also eigentlich beim WDR, einen
Bericht über eine schwimmende PV auf einem Baggersee einer stillgelegten Kiesgrube gesehen.
Ich glaube, es mussten vier verschiedene Behörden befragt werden und wg. irgendwelcher Algen in dem See ein Umweltgutachten eingeholt werden. Schon ein Knaller.
Der Oberkracher war aber:
Eine Agri-PV, also mit PV-Modulen überdachte Apfel- oder Himbeer"felder". Welche Früchte es genau waren, egal.
Hätte der Investor ein Gewächshaus gebaut, also was rundum geschlossenes, kein Problem. Weil aber auf Stelzen Module gesetzt werden sollten und zu den Seiten alles offen war, musste das Planungsrecht angepackt werden, ein Umweltgutachten.... and so on.
Da möchte ich gerne die Verursacher dieses Irrsinns in einen Sack stecken und mit einem Knüppel draufhauen. Ich träfe immer den richtigen.
So was in der Art hätte meine Oma dazu gesacht.
Da packst Du Dir an den Kopp und sachst: Kürbis gedeih. In der Hoffnung es wächst Verstand nach.
Eine Lösung:
Es wird der Antrag für ein Windrad gestellt und die notwendigen Unterlagen werden fristgerecht eingereicht.
Spätestens 12 Monate später ist Genehmigung erteilt worden. Entweder tatsächlich oder als Fiktion. Dann kann gebaut werden.
Es sei denn die Behörde hat den Antrag abgelehnt.

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