Ich sehe da auch ein Werteproblem. Jeder Mensch hat Werte, die wichtig sind und Bedeutung für eigene Entscheidungen haben. Der Staat vertritt bestimmte Werte.
Beispiel: Wenn ich ein T-Shirt für 3 Euro kaufen kann und ich weiß, das wurde durch Kinderarbeit hergestellt, dann gibt es Menschen, die das nicht kaufen würden, insofern sie definitiv wüssten, dass das T-Shirt für 10 Euro fair und ohne Kinderarbeit hergestellt wurde.
Wie stark Menschen werteorientiert handeln oder wie egal es den Menschen ist, ist stark verschieden. Und daraus erwachsen dann auch gesellschaftliche Spannungen. Was für den einen ein super Schnäppchen ist, ist für den anderen untragbar oder etwas, wogegen man kämpfen muss.
Ich würde mal sagen, wertegeleitete Politik ist in den letzten 40 Jahren deutlich ausgeprägter geworden. Man schaut mehr hin und viele neue Gesetze entstehen, die ethisches Handeln zum Ziel haben.
Gleichzeitig gibt es viele Länder, denen solche Werte ziemlich egal sind. Und dabei auch jede Menge Länder, mit den wir Handel treiben oder Handel treiben müssen.
Das muss dann in dieses Dilemma führen, dass wir von unseren Werten eigentlich nicht mehr kaufen dürften, aber aus Abhängigkeit kaufen müssen. Das führt zu einem teils nicht auflösbaren Spannungsfeld.
Gleichzeitig ist eben die Werteeinstellung der Menschen in unserer Gesellschaft stark unterschiedlich. Beispiel: Die einen sagen, dass es völlig ausgeschlossen ist, von Russland Gas zu kaufen. Die anderen meinen, das wäre gut, genau das zu tun. So sieht man es ja auch an den unterschiedlichen Ländern in Europa. Ungarn kauft gerne weiterhin russisches Gas, für die deutsche Haltung ist das ausgeschlossen, wobei es auch eine Partei gibt, die das auch gerne machen würden.
Ich sehe keine einfache Lösung für dieses Werte-Dilemma. Aber eigentlich ist es doch auch gut, wenn wir heute deutlich mehr auf bestimmte Werte achten. Und nicht nur auf Werte, sondern auch Weitsichtigkeit und damit für die nächsten Generationen mitdenken.
Mit Atomkraft ist es genau das selbe Dilemma.