Fortsetzung der Diskussion von Biogas das unterschätzte Potential:
Das eigentliche Potential das Biogas im Kontext der erneuerbaren Energien wird von Euch Politikern immer noch völlig verkannt. Es ist doch eindeutig klar, dass Sonne und Wind die absoluten ASSE der erneuerbaren Energien sind. Aber das Biogas (zusammen mit anderen Energien aus Biomassen wie Holzgas) sind der JOKER unter den Erneuerbaren!
Einen Joker zieht man dann, wenn man kein Ass mehr im Blatt oder im Ärmel hat.
Genau das ist die eigentliche Rolle des Biogas und der anderen Nischen-Biomasse- Energien wie Holzgas und Pflanzenöle im zukünftigen Energiemix.
Wir kaufen tankerweise fossiles und gefracktes LNG, teilweise sogar immer noch indirekt aus Russland. Ist das wirklich der richtige Weg?
Ihr Politiker wollt zur Residual-Last-Abdeckung zentrale Groß-Gaskraftwerke? Möglichst H2-ready. Aber das sind sauteure, meistens unausgelastete, empfindliche, zentralistische, leicht angreifbare Infrastrukturen, wie in der Ukraine ständig vorgeführt wird.
Ein extrem vielseitiger, erneuerbarer und einheimischer Energieträger ist unser Biogas. In der immer noch fast windradfreien Region-Allgäu-Bodensee- Oberschwaben ist Biogas (außer bei Vollsonne) der gigawatt-stärkste Energielieferant. Biogas ist in der Region Allgäu-Bodensee-Oberschwaben längst zum netzstabilisierenden und dunkelflautensicheren Faktor geworden.
Natürliche Biomasse ist als Silage oder trockenstabil ein problemlos speicherbarer Energieträger. Biomasseanlagen können im Sommer herunter- und in der dunklen kalten Jahreszeit relativ schnell hochgefahren werden. Das Biogas selbst ist ein idealer und (im Vergleich zu Wasserstoff) relativ harmloser und einfach kurzzeit- speicherbarer Energieträger. Umgewandelt in BioMethan kann es durch morderate Druckerhöhung bis zu 100 Tagen im vorhandenen deutschen Erdgasnetz gepuffert und gepeichert werden.
Biogas-BHKW können in nur 5 bis 15 Minuten hoch- und runter fahren.
Im Gegensatz zu Sonne und Wind liefert Biogas nebenbei auch Wärme für Nahwärmenetze oder andere nützliche Wärmesenken und Prozesse.
Biogas kann durch Entfernung vom CO2-Anteil (der in den carbon-storage versenkt werden könnte) in erdgas-identisches BioMethan und in Bio-CNG oder auch Bio-LNG umgewandelt werden. Landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge, LKW, Flugzeuge und Schiffe, alle schwer defossilierbaren Nutzfahrzeuge könnten damit weitgehend CO2- neutral betrieben werden.
Für Alle diese Optionen haben wir bereits gut funktionierende Praxisbeispiele.
Der Biogas-Branche wird von der Öffentlichkeit immer wieder und immer noch eine Mais-Lastigkeit vorgeworfen. Teils zu Recht. Dabei stünden zur Erzeugung von Biogas noch jede Menge andere, bisher unerschlossene Substrate zur Verfügung:
70 bis 80 % aller Tierexkremente Gülle und Mist werden in Deutschland immer noch unhygienisiert, stinkend, unvergoren und energetisch ungenutzt ausgebracht. Dänemark hat in diesem Bereich bereits eine Nutzungs-Vergärungsquote von ca. 80%.
In Deutschland verrotten buchstäblich jährlich mehrere hunderttausende Tonnen Garten- Park- und Landschaftspflege-Abfälle. Angeblich werden diese „kompostiert“. Das klingt sehr „grünlich“, ist aber in Wirklichkeit eine extrem klimaschädliche Sauerei! Das sind alles energiereiche nachwachsende Rohstoffe, die mit Hilfe von fossil-diesel-angetrieben Maschinen (Häcksler bis 1000 PS, Radlader 300 PS, Kompostumsetzer 450 PS Drehtrommelsieb 200 PS, An und abfahrende LKW und PKW kommen auch noch dazu!) in mehr oder weniger qualitativen Humus umoxydiert werden. Dabei gehen große Mengen nutzbarer Energie verloren!
Die Kompostierung ist die Vernichtung nachwachsender Rohstoffe undter Einsatz fossiler Energie. Das ist nicht mehr zeitgemäß.
Je mol Glucose: Molare Masse: 180,16 g·mol−1 Biogas-Gewinnung durch anaerobe Vergärung:
C6H12O6 = 6 CO2 + 6 CH4 + 372 kJ (= 13,27% der bei aerober Rotte freigesetzte Energie)
Biogasnutzung durch Methanverbrennung:
6 CH4 + 12 O2 = 6 CO2 und 12 H2O + 2.431 kJ nutzbare Brennwert-Energie Kompostierung: Aerobe Rotte (biochemische Oxydation)
C6H12O6 + 6 O2 = 6 CO2 +6 H20 + 2.803 kJ verlorene Energie
Unter Einbeziehung des Stickstoffes:
283 O2 +4*(C64H104O37 N) = 256 CO2* 202H2O+NH3 +119.594 kJ
Dabei geht sehr viel potentielle Energie verloren, anstatt sie in flexible nutzbare Energie umzuwandeln. Aus den nach einer Vergärung verbleibenden Gärresten kann hinterher trotzdem ein wertvoller Dauerhumus mit guter Düngewirkung erzeugt werden.
Bei der klassischen kommunalen Kompostierung in großen Mieten verrottet nur die äußere Schicht von ca. 40 – 60 cm wirklich aerob. Im Inneren der Kompostmieten herrschen fakultativ anaeroben Verhältnisse. Dabei werden besonders beim Umsetzen der Kompostmieten neben sehr unangenehmen Gerüchen, Dämpfen und humanpathogenen Schimmelpilzsporen (Aspergillus und thermphile Actinomyceten) auch klimaschädliche Gase wie CO2, Methan und Lachgas in erheblichen Mengen freigesetzt. Daher kann die klassische Kompostierung niemals eine „grüne Technologie“ sein, die wir keinesfalls weiter betreiben sollten!
Das derzeitige Abfallwirtschaftsmanagement der deutschen Kommunen ist aus meiner Erfahrung und Sicht völlig falsch und auch sozial ungerecht. Die kostenlose Anlieferung von Gartenabfällen und deren „Kompostierung“ wird aus den kommunalen Müllgebüren der sog. „Grauen oder schwarzen Restmülltonne“ mitfinanziert. Das führt dann dazu, dass die berühmte alleinerziehende Halbtags-Lidl/Aldi-Kassierin in Ihrer Sozialwohnung ohne Balkon indirekt über ihre Restmüllgebühr die bequeme Rasenschnittgut-entsorgung des Villen- und Aufsitzmäher-Besitzers mit seinem hektargroßen Garten mitfinanzieren muss. Sozial gerecht ist das (leider wie so Vieles in Deutschland) nicht.
Ich würde die Anlieferung aller gemischten Gartenabfälle (damit meine ich die üblichen Mischungen von Rasenschnitt mit Strauch- und Heckenschnitt und Astschnitt, Laub, usw... als kommunaler Entsorger für solche gemischten Anlieferungen, die man wegen des Holzanteils nur noch kompostieren kann, einekostendeckende Annahmegebühr verlangen.
Würden diese Anlieferungen sauber getrennt in Grün-Krautiges (Rasenschnitt, Laub, Unkraut usw..) und Holziges (Hecken-, Strauch- und Baumschnitt) angeliefert, so könnte das grüne Krautige in eine Biogasanlage, das Holzige zu Hackschnitzel und in einer Holzgasanlage oder einem Spitzenlast-Holzhackschnitzel-Heizkessel verarbeitet und dadurch energetisch genutzt werden.
Holzhackschnitzel sind nach meiner Überzeugung viel zu schade und zu wertvoll, um sie NUR zu verheizen. Mit Hilfe der alten, aber inzwischen technisch reif gewordenen Holzgas-Technik können elektrischer Strom, Wärme und auch Holzkohle „Terra- Preta“ bedarfsgerecht erzeugt und gewonnen werden. Bei der Gewinnung von Nutz- und Bauholz auf dem Weg aus dem Wald bis nach dem Sägewerk fallen ca 50% der Holzmasse als nur als Hackschnitzel verwertbare Biomasse an.
Die Einstufung des UBA von Holzbrennstoff als grundsätzlich Nicht-nachhaltig, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Das müsste viel besser differenziert werden! Für Holz aus illegalem Kahlschlag aus den Karpaten trifft das sicher zu. Für Borkenkäfer- Schadholz aus Fichten-Monokulturen, die gerade zu Mischwald umgeplentert werden, sicher nicht.
Als weitere potentielle Quelle für Biomasse, die nicht in der Nahrungs- und Futtermittel-Konkurrenz steht, würden tausende von bisher ungenutzten Hektar „Anbaufläche“ in Deutschland zur Verfügung stehen.
Wenn man die auf beiden Seiten ca. 1,5 bis 2 m breiten Straßenränder mit Straßenbegleit-Niedergrün (im Straßenmeister-Amtsdeutsch) aller Gemeinde-,Kreis-, Land- und Bundesstraßen + Autobahnen außerhalb von Ortschaften als Nawaro- Vegetationsfläche betrachten würde. Diese Flächen müssen heute von den Straßen- und Autobahnmeistereien ohnehin bis zu 3 mal im Jahr mit fossil-dieselbetrieben Fahrzeugen gemulcht werden. Ein Mähen mit Absaugung könnte dieses Straßenbegleit-Niedergrün-Mähgut als energetische „Biomasse-Beute“ ohne Nahrungsmittel-Konkurenz nutzbar machen.
Eine weitere, noch nicht wirklich erschlossene Biomassen-Ressource wäre der Fehleinwurf von Bioabfällen in die graue Restmülltonne. Die letzte Bundeshausmüllanalyse stammt zwar aus dem Jahre 1985, aber neuere Hochrechnungen aus mehreren Einzel-Müllanalysen schätzen ca.50 kg Biomasse pro Einwohner im Jahr. Bei 84 Millionen EW wären dasca. 720 GWh Strom und etwa genausoviel nutzbare Nahwärme.