Ich betreibe nun seit ca. 2 Monaten eine kleine Balkon-PV-Anlage mit 500 Wp. Dank des sonnigen Wetters der vergangenen Wochen war der Ertrag bislang recht erfreulich. Gleiches gilt für die Entwicklung des Zählerstands meines alten Stromzählers (ohne Rücklaufsperre), der sich nur noch etwa halb so schnell gedreht hat wie zuvor. Doch wenn ich nun den PV-Ertrag laut Wechselrichter-App (AP EasyPower) und den Fremdbezug laut Stromzähler addiere, fällt die Summe zu meiner großen Verwunderung um einiges höher aus als mein früherer Durchschnittsverbrauch. Woran liegt das, wenn ich davon ausgehen kann, dass sich an meinem Verbrauchsverhalten in den letzten 2 Monaten nichts grundlegend verändert hat? Oder anders gefragt: Wo bleibt der selbst erzeugte Strom?
Um das Ganze auch noch einmal an ein paar Zahlen zu verdeutlichen: Früher habe ich im Schnitt etwas mehr 100 kWh pro Monat verbraucht. Laut App hat meine Balkonanlage im letzten Monat ca. 75 kWh produziert, während sich der Stand meines Stromzählers im gleichen Zeitraum nur um ca. 45 kWh erhöht hat. Wenn also die jeweiligen Angaben stimmen und der selbst erzeugte Solarstrom entweder direkt verbraucht wurde oder zu einem entsprechenden Rücklauf des Stromzählers geführt hat, hätte ich demnach in Summe (75 kWh Eigenproduktion + 45 kWh Netto-Fremdbezug = 120 kWh Gesamtbezug) rund 20 % mehr Strom verbraucht als zuvor! Das erscheint mir allerdings nicht sehr wahrscheinlich. Kann es also sein, dass der Ertrag der PV-Anlage am Ende gar nicht so groß ist, wie die App ausweist? Oder gibt es möglicherweise irgendwelche "Leitungsverluste" auf dem Weg vom Balkon zum Zähler im Keller, die dafür sorgen, dass sich letztgenannter trotz Sonnenschein und geringem Verbrauch nicht soweit zurückdreht, wie man es eigentlich vermuten würde?
Ich danke schon jetzt für die auch für Laien wie mich verständliche Aufklärung!
Die Stromzähler in den WR sind oft recht ungenau. Kauf dir besser einen Shelly oder im einfachsten Fall ein Energiekostenmessgerät. Das wird dann deutlich genauer.
Relativ betrachtet sind 20 % Abweichung viel. Als absoluter Wert sind 20 kWh pro Monat aber nicht viel. Weil du das BKW seit 2 Monaten betreibst: Ist Dein Referenzmonat mit 100 KWh vielleicht der Februar? Der hat ein paar Tage weniger, was schon mal 7-11 % Mehrverbrauch im März/April erklären könnte. Ansonsten hat ein Wechselrichter auch einen Eigenverbrauch, der auch anfällt, wenn die Sonne nicht scheint. Der ist bei den AP EZ1 aber normal extrem gering und sollte weit unter 1 kWh pro Monat liegen. Es sei denn, irgendwas funktioniert da nicht richtig. Kauf Dir eine smarte Steckdose mit Strommessung und stecke diese in Deine Einspeise-Steckdose. Dann kannst du unabhängig vom WR messen, was dieser einspeist und was er nachts verbraucht.
Danke für die Rückmeldungen. Die Idee mit den zusätzlichen Messgeräten klingt für mich einleuchtend, allerdings scheinen diese nur bedingt für den (dauerhaften) Outdoor-Gebrauch geeignet zu sein.
Was meine Verbrauchsberechnung angeht, bin ich hier von meinem durchschnittlichen Monatsverbrauch auf Basis des letztjährigen Jahresverbrauchs (ca. 1.250 kWh) ausgegangen. Da ich schon seit vielen Jahren vierteljährlich sämtliche Zählerstände in meinem Haushalt dokumentiere (als Opfer eines versteckten Wasserschadens und einer defekten Wasseruhr kann ich das jedem nur dringend zur Nachahmung empfehlen), habe ich einen ganz guten Überblick und kann mit großer Gewissheit sagen, dass die genannten Zahlen und Abweichungen weitgehend zutreffen sollten. Es kann also nur sein, dass entweder tatsächlich die App falsche bzw. zu hohe Einspeisewerte anzeigt (was wohl am wahrscheinlichsten ist) oder sich die nicht unmittelbar verbrauchten kWh nicht 1 zu 1 in einem entsprechenden Rücklauf des Stromzählers niederschlagen - sei es, weil der Zähler selbst Verluste erzeugt oder der Strom auf irgendeine Weise unterwegs "verloren" geht. Wie ich erstgenanntes überprüfen könnte, weiß ich jetzt, aber wie ließe sich ggf. die zweite Möglichkeit verifizieren?
Mein kleines BKW läuft seit Mitte Januar diesen Jahres. Hatte von Anfang an einen Shelly Plug S zur Kontrolle vor die Einspeisesteckdose gesetzt. Der ist geeicht (Tasmota). Zwischen der Shine App und dem Shelly habe ich bisher nur eine Abweichung von 4KWh.
Es ist trotz allem höchst ungenau, Durchschnittswerte mit tatsächlichen Monatswerten zu vergleichen. Irgendwelche - auch aus der Erinnerung gelöschte - Sondereffekte (z. B. häufiger die Badewanne eingelassen, weil erkältet) werden dabei häufig nicht ausreichend berücksichtigt. Ein kleiner Effekt kann auch sein, dass vom Wechselrichter die DC-Leistung angegeben wird und der Wandlungsverlust auf der Strecke bleibt. Auch wenn das bei weitem keine 20 % sein sollte, könnte das ein Baustein des Mosaiks sein.
Ich denke es ist die Summe der Kleinigkeiten die sich evtl. auf 20kwh summieren.
Alles nur Vermutung und Annahmen daraus.
Eigenverbrauch des Wechselrichters bei Produktion.
12h x30 Tage sind 360 Betriebsstunden
Wäre bei 5W 1,8kwh, ich denke er nimmt sich sogar mehr.
Da du nur 500Wp hast fällt das höher ins Gewicht als bei mehr Modul Leistung.
Wandlungsverluste
Die Wirkungsgrade in den Datenblätter sind das Optimum.
Geh mal von 5% aus hast du die nächsten ~4kwh
Feiertage im April, du warst evtl mehr Zeit daheim als im Durchschnittsmonat.
4....
Was ich damit sagen will, lass es laufen wie es ist, du hast weniger Bezug, das ist das wichtigste.
Schau dir die Werte in ein paar Monaten an, evtl. sieht es da schon wieder anders aus.
Alles was du an zusätzlicher Messhardware kaufst kostet Geld.
Schadet deinem Geldbeutel mehr als deine vermeintlich falschen Daten.
Ich gehe nicht davon aus, dass sich mein realer Verbrauch im betreffenden Zeitraum maßgeblich erhöht hat. Außer der PV-Anlage gab es keinerlei Veränderungen bei meinen elektronischen Geräten und auch keine gestiegene Nutzung - eher im Gegenteil. Auch verstehe ich die Einspeiseangaben des Wechselrichters als Nettowerte, also abzüglich des Eigenverbrauchs. Somit würde hier nur dessen „Nacht- oder Standby-Verbrauch“ zu Buche schlagen, der jedoch m.E. eher zu vernachlässigen ist.
Was den Hinweis auf die Anschaffung zusätzlicher Mess-Hardware angeht, teile ich ansonsten die Auffassung, dass sich dies bei einer so kleinen Anlage vermutlich nicht lohnt. 30+ € für den Shelly-Stecker entsprechen bei meinem Strompreis von rund 29 Cents/kWh fast dem gesamten bisherigen Stromertrag der Anlage. Und ein exakter Messwert macht diese am Ende auch nicht effizienter. Wahrscheinlich muss ich mich letztlich damit zufrieden geben, dass sich mein Zähler spürbar langsamer dreht als bisher. Und das ist ja auch schon mal was - zumindest solange, bis mir mein Netzbetreiber einen moderneren Zähler mit Rücklaufsperre aufzwingt.
Ich denke, da liegt das Problem: Messwerte sind halt faktisch, der ermittelte Durchschnittwert ist theoretisch - Abweichungen völlig normal. Ein Monat ist ein recht kurzer Zeitraum für Energiemessungen im Haushalt, selbst das Vierteljahr lässt Jahreszeiten und Feiertage unberücksichtigt... Bleibt nur, sich in Geduld üben und nach einem JAhr mit Fakten in die Analyse gehen.
Ein Wechselrichter mit Netzbezug ohne Sonne kommt für mich nicht in Frage.
Und zum Thema: Egal was Ihr messt, ändern könnt Ihr eh nichts dran.
Mit weiteren Messanordnungen den Eigenverbrauch (auch ohne Sonne) steigern,
bitte was soll das? OK wer das Blink Blink auf dem Smartphone braucht ...
Solche Aussagen kann ich nicht nachvollziehen - schon gar nicht so pauschalisierend. Der Threadstarter hat das Problem, dass er die Ist-Situation nicht versteht, nicht erklären kann. Messen kann helfen, zu verstehen, was da eigentlich passiert. Vielleicht hat der WR irgendwelche Fehlfunktionen? Und das man nichts ändern kann, ist ohne Verständnis der ist-Situation auch eine steile These.
Ich habe z.B. eine zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Primärer Zweck dieser Anlage ist es, Energie zu sparen. Ich habe dann irgendwann festgestellt, dass die im StandBy 9W zieht - mithin knapp 7 kWh pro Monat. Mit einem Smartplug, der selbst nur 0,5 W zieht, kann ich automatisiert 8,5 W Standby-Verbrauch eliminieren. Und zwar automatisch, ohne dass ich daran denken müsste, irgendwas manuell auszuschalten. Man kann einfach eine Regel programmieren: Wenn Stromverbrauch über 10 Minuten unter 10W (dann arbeitet die Lüftung nicht), dann schalte den Strom für die Lüftung ab.
Der elektronische Zähler mit Watt anzeige kommt erst noch und die Anzeige muss er dann entsprechend umstellen. Das ist alles gratis und wird vom Energieversorger bezahlt.
... Telefonanlage, Fernseher, Computer etc. spielen hier keine Rolle weil sich da nichts dran geändert hat.
Ein Wechselrichter mit Eigenverbrauch in der Nacht hingegen schon.
Ein Wechselrichter mit Eigenverbrauch ist doch hier sehr wahrscheinlich überhaupt nicht das Problem. Da geht es sehr wahrscheinlich um <1W, nicht der Rede wert.
Genau so. Messen, verstehen, alles einordnen können. Und dann vielleicht auch noch Ideen etnwickeln, was man optimieren kann.
Ohne auf die vielen unterschiedlichen Erklärungsversuche eingehen zu wollen, mal Zahlen und Fakten meiner Balkon-PV mit einen Growatt MIC 600:
ich haben zus. einen Shelly vor dem WR installiert.
Die Leistungsmessung des Shelly zeigt bei Sonne im Schnitt ca. 20 Watt weniger an als die Leistungsangabe des WR, welche sich übrigens auf die DC - Eingangsleistungswerte (!!!) bezieht.
Und wenn die Sonne nicht mehr für PV-Ertrag reicht, dann zeigt mein Shelly exakt -17 Watt ( also Netzbezug) an. Das allerdings nur ca. 15 Minuten, dann schaltet der WR sich komplett aus.
Ich gehe davon aus, dass mein WR mir seine Energiegewinnung in KWh der DC-Eingangsleistung angiebt, also incl. der 20 Watt Eigenverbrauch; also zu viel.
Übrigens: Ertrag für April lt Growatt-App = 85,1 KWh. laut Shelly 79,1 KWh
Mich stört das allerdings eher wenig, da ich jetzt in 3 Jahren 2870 KWh geerntet habe, sich die Anlage längst selbst bezahlt hat und mich nur noch "grinsen läßt"
So, nach dem Ende des 2. Quartals kann ich meine Eingangsfeststellung nun mit konkreteren Zahlen belegen. Demnach hat mein BKW in den letzten 3 Monaten (bzw. seit Inbetriebnahme am 04.04.) laut AP EasyPower-App insgesamt 210 kWh produziert, während mein Ferraris-Zähler ohne Rücklaufsperre im selben Zeitraum (bzw. seit 01.04.) einen Netto-Verbrauch von 165 kWh registrierte. Zusammen wären das 375 kWh und somit 24 % (!) mehr als im Vorjahreszeitraum (Q2/24: 302 kWh) bzw. immerhin noch rund 17 % mehr als im Quartalsdurchschnitt (nur Q2) der vergangenen 5 Jahre.
Da ich im zurückliegenden Quartal keine besondere Verbrauchsereignisse hatte und im Vergleich zum Vorjahr sogar eher noch Strom gespart habe (z.B. durch einen neuen, sparsameren Wäschetrockner und der vermehrten Umstellung von ESL auf LED), stehe ich weiterhin vor dem Rätsel, ob nun entweder die Angaben in der Wechselrichter-App (massiv) fehlerhaft sind, der alte Ferraris-Zähler nicht den tatsächlichen Verbrauch widerspiegelt, sondern langsamer rückwärts als vorwärts läuft, oder irgendwo zwischen Balkon und Keller Stromverluste entstehen, die nicht erkennbar sind. Ich würde ja am ehesten auf die 1. Variante (App-Fehler) tippen, weshalb mich interessieren würde, ob andere Forennutzer bereits ähnliche Abweichungen bei der AP EasyPower-App in Verbindung mit dem EZ1-Wechselrichter registrieren konnten.