Hallo Ihr,
Märkte streben zu einem Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage. Dieses Equilibrium gibt es leider nicht im Strommarkt:
Stromkunden bekommen den Strom aus dem Netz, bezahlen aber an Stromlieferanten, die den Strom an der Börse einkaufen. Leider sind die Netzentgelte nicht an die Auslastung der Netze gekoppelt. Wenn das Netz überlastet ist, muss über den Redispatch der Strom lokal erzeugt werden – eine teure und ineffiziente Maßnahme.
Besser wäre es, die Netzentgelte flexibel zu gestalten: Bei geringer Netzauslastung sollten sie sinken, um Anreize für eine netzdienliche Nutzung zu setzen. Gleichzeitig muss verhindert werden, dass dies zu Spekulation und künstlicher Nachfrageverschiebung führt, ohne echten Nutzen für das Netz. Zudem könnte ein intelligentes System Stromlieferanten ermöglichen, Strom direkt aus lokalen Speichern in der Umgebung der Kunden zu beziehen. Für diese kWh würden die meisten Netzentgelte entfallen, wodurch das Netz entlastet würde.
Damit entstünde ein marktgesteuertes Interesse (ohne Subventionen), große Speicher zu betreiben, günstigen Strom einzukaufen (lokal oder bei geringer Netzauslastung) und ihn gezielt dann zu verkaufen, wenn er konkret netzdienlich gebraucht wird. Allerdings darf dies nicht dazu führen, dass Speicher ausschließlich für Arbitrage genutzt werden, ohne einen echten Beitrag zur Netzstabilität zu leisten. Daher müssen klare Kriterien definiert werden, wann ein Speicher tatsächlich als netzdienlich gilt. Derzeit sind große Stromspeicher von Netzentgelten ausgenommen, aber sie arbeiten fast ausschließlich börsenorientiert, nicht netzorientiert. Hier braucht es gezielte Anpassungen, um sicherzustellen, dass Speicher nicht nur zur Gewinnmaximierung, sondern tatsächlich für eine stabile und effiziente Netzinfrastruktur genutzt werden.
Ein möglicher Nachteil könnte sein, dass Netzbetreiber eine hohe Netzauslastung bevorzugen und den Netzausbau verzögern, um höhere Renditen zu erzielen. Daher muss regulierend eingegriffen werden, sodass steigende Netzentgelte nicht in überhöhte Gewinne der Investoren fließen, sondern tatsächlich in den Netzausbau investiert werden. Hier wäre eine Transparenzpflicht wichtig, damit ersichtlich ist, wie Netzentgelte verwendet werden, und Fehlanreize vermieden werden.
Ich bin Elektroingenieur und Ökonom und denke viel über den Netzausbau nach.
Herzliche Grüße Achim