Split Klima - Bördeln von Kälteleitungen
Kälteleitungen müssen für den Anschluss am Ende gebördelt werden. Hierbei wird über ein spezielles Werkzeug - dem Bördelgerät - die Kupferleitung aufgeweitet und ein Kegel hergestellt. Die Innenfläche dieses Kegels ergibt mit dem Stutzen eine metallische Dichtfläche. Metallische Dichtflächen gelten als sehr dicht, allerdings braucht es dafür hohe Anzugsdrehmomente. Dabei formt sich der Bördel noch leicht um und passt sich ideal an den Stutzen an.
Auch wenn oft die Sorge zu lesen ist, dass das Bördeln eine komplizierte Sache ist, ist es eigentlich recht einfach. Damit es gut gelingt, braucht es aber etwas Übung, das richtige Werkzeug und einiges an Wissen. Dieser Artikel soll dabei unterstützen, dass das Bördeln gut gelingt und man die Qualität eines Bördels auch einschätzen kann.
Das richtige Werkzeug
Am Markt weit etabliert sind sogenannte Taumelbördelgeräte. Früher waren sie sehr teuer, heute kommen sie fast alle aus China zu recht günstigen Preisen. Bei einem Taumelbördelgerät bewegt der Aufweitungskegel sich außermittig und drückt damit immer nur auf einer Seite. Weil man diesen Kegel über eine Spindel eindreht, walzt er sozusagen mit jeder Umdrehung einmal über den kompletten Umfang des Rohres. Diese Walzbewegung ist deutlich sicherer und schonender für das Rohr. Würde man einfach nur einen zentralen Kegel reinpressen, wie das billige Bördelgeräte machen, besteht die Gefahr, dass das Kupfer reißt. Durch die Taumelbewegung dreht der Kegel sich auch mit, was für eine hohe Oberflächenqualität der Bördelinnenfläche sorgt.
Insofern rate ich zu einem Taumelbördelgerät. Die Geräte chinesischer Herkunft sehen alle recht ähnlich aus, die Qualität schwankt aber. Leider ist es schwer abzuschätzen, welche Geräte was taugen, hier kann man sich mitunter aber auf etablierte Händler verlassen. Wer ganz auf Nummer sicher gehen will, kauft z.B. ein Taumelbördelgerät von Rothenberger, muss hier aber deutlich mehr ausgeben.
Preise für Taumelbördelgeräte aus chinesischer Produktion liegen im Bereich zwischen 30-150 Euro. Mitunter kommen sie im Set mit Entgrater und Rohrschneider. Das Gerät von Rothenberger kostet etwa 250 Euro.
Sollte die Achse des Kegels nicht genau mittig stehen, entstehen schiefe Bördel. Hier kann man mitunter etwas ausgleichen durch ein dünnes Blech, was man zwischen Bördelglocke und Bördeleisen seitlich legt. Hier geht es oft nur um 1-2 Zehntel mm.
Wichtig ist neben dem Bördelgerät auch ein guter Rohrschneider und ein Entgrater. Die Entgrater, die den Sets beiligen, sind meist recht einfach, klappt irgendwie, aber könnte besser sein. Mitunter kann man die Innenseite des Rohrs auch mit einem Kegelsenker im Akkuschrauber entgraten. Einen guten Entgrater gibts z.B. von Rothenberger Artikel-Nr: 1500000237 für etwa 40 Euro.
Die Rohrschneider funktionieren auch bei preisgünstigen Sets nach meiner Erfahrung recht gut, aber auch hier kann man auf Rothenberger zurückgreifen, wenn man höhere Qualität haben will. Auf jeden Fall muss ein Rohrschneider ordentlich scharf sein, damit das Rohr nicht zerdrückt wird und ein möglichst kleiner Grat entsteht.
Das Rohr vorbereiten
Damit man das Rohr sauber abschneiden kann, muss das Ende möglichst gerade gebogen werden. Der Rohrschneider wird aufgesetzt und das Schneidrädchen soweit reingedreht, dass es schon leicht aufs Rohr drückt. Nicht zu weit drehen, sonst zerdrückt man das Rohr. Mit diesem leichten Druck dreht man eine Umdrehung. Das Rohr ist so schon leicht angeritzt. Nun wird das Schneidrädchen wieder ein Stück weiter zugestellt, man dreht das Zustellrädchen nur ein wenig weiter, so dass man wieder etwas Druck aufs Rohr bekommt. Dann wieder den Rohrschneider eine Umdrehung ums Rohr drehen. So setzt man den Vorgang fort. Nach vielleicht 4-6 Umdrehungen ist das Rohr dann abgeschnitten.
Wie herum man den Rohrschneider ums Rohr bewegt, ist eigentlich egal, aber man sollte mal beide Richtungen ausprobieren. Eine Richtung funktioniert besser von den Handbewegunen mit der Zustellung pro Umdrehung.
Das abgeschnittene Rohr sollte vollkommen rund im Durchmesser sein und einen sauberen kleinen Grat haben.
Der Grad muss nun entfernt werden, innen und außen. Allerdings nicht zu viel Material wegnehmen, es geht nur um den Grat. Beim Entgraten aufpassen, die Innenfläche des Rohrs nicht zu zerkratzen. Und immer schön auf die Späne aufpassen, die dürfen nicht ins Rohr reinfallen. Rohr beim Entgraten also leicht nach unten halten, dann hilft die Schwerkraft. Zum Schluss am besten das Rohr nochmal mit Öffnung nach unten etwas ausklopfen. Sollte doch mal ein Span im Rohr liegen, kann man ihn z.B. mit einem Zahnstocher herausbefördern. Aber nichts benutzen, was fasert oder das Rohr zerkratzen könnte.
Erste Versuche mit dem Bördelgerät
Ein neues Bördelgerät muss man erstmal kennenlernen und kann so auch gleich etwas üben. Am besten besorgt man sich in allen Durchmessern 1m Leitung nur zum Üben.
Das Bördelgerät besteht aus einem Bördeleisen und einer Bördelglocke, in der mittig die Spindel mit dem Kegel angeordnet ist. Falls man mehrere Bördeleisen hat, das richtige wählen, in der Regel das zöllige, weil die Leitungen bei Split-Klimas normal zöllig sind. Das Bördeleisen hat auf einer Seite ein paar Sacklöcher, wo die Klemmschraube der Bördelglocke hineingreift. Damit weiß man auch, in welche Richtung man die Bördelglocke auf das Eisen schiebt. Das Sackloch sorgt dafür, dass die Bördeglocke genau mittig zum Klemmloch des Bördeleisens postioniert wird.
Klar sollte sein, dass die Oberseite des Bördeleisens die Seite ist, wo die Senkungen in den jeweiligen Klemmlöchern zu sehen sind. In diese Senkung hinein wird der Bördel geformt.
Das Rohr wird in die entsprechende Klemmbohrung eingeführt und muss ein klein wenig oben rausstehen. Dann wird das Bördeleisen zugeklappt und das Rohr klemmt. Nun wird die Bördelglocke aufgeschoben und an der richtigen Klemmbohrung dann festgeschraubt.
WICHTIG: Die Klemmschraube muss recht kräftig zugeschraubt werden, damit das Bördeleisen gut zusammengedrückt wird. Bleibt ein Restspalt, hat man später einen stärkeren Grat an der Bördelaußenfläche. Es macht auch Sinn, die Spitze der Klemmschraube etwas zu fetten.
Wie weit lässt man das Rohr aus dem Bördeleisen herausgucken? Das kann man nur experimentell herausfinden. In der Regel ist es beim 3/8 Zoll Rohr etwas mehr, als beim 1/4 Zoll Rohr. Typische Werte sind 0,6-1,4 mm.
Damit wir in Zukunft reproduzierbar gute Bördel machen, empfehle ich, eine Schablone zu erstellen, die als Anschlag dient, um das Rohr immer genau passend einzuschieben. Ich hab dafür in ein Stück Holz Vertiefungen von 0,6-1,2 mm eingefräst. Ein Blech, was man senkrecht zum Bördeleisen hält und im Bereich des Bördes etwas ausfeilt, wäre auch denkbar.
Man beginnt z.B. mit 0,6mm Überstand, was man erstmal mit Schieblehre ausmisst. Dann misst man den Außendurchmesser des fertigen Bördels. Ist dieser zu klein, braucht es mehr Überstand.
Optimale Außendurchmesser der Bördel:
- 1/4 Zoll - 9,1 - 9,3 mm
- 3/8 Zoll - 13,2 - 13,6 mm
Das Bördeln selbst ist eigentlich kinderleicht mit einem Taumelbördelgerät. Nachdem das Rohr passend eingespannt und die Bördelglocke fest angezogen wurde, dreht man nur einfach die Kegelspindel, der Kegel fährt nach unten, formt dann Stück für Stück den Bördel und am Ende macht es Knack und die Spindel läuft nun leicht durch und stellt nicht mehr zu. An diesem Punkt macht man noch 2-3 weitere Umdrehungen, um die Oberfläche des Bördels zu glätten. Dann dreht man wieder zurück und schraubt dann die Bördelglocke los und nimmt sie vom Bördeleisen. Das Bördeleisen wird aufgeklappt und das Rohr kann entnommen werden.
Ein paar Hinweise zur Bewertung eines Bördels:
- Der Klemmbereich des Bördeleisens macht Abdrücke im Rohr, die erstmal nicht problematisch sind. Billige Bördeleisen sind in der Regel auch in der Lochklemmung lackiert, was eher ungünstig ist. Je nach Lackdicke drücken die dann zu viel aufs Rohr. Hier sollte man evtl. den Lack in der Lochklemmung und auch im Senkbereich entfernen.
- Viele Bördeleisen sind nicht ganz präzise gefertigt, so dass beide Backen nicht 100% aufeinanderliegen. Dann entstehen 2 kleine Grate auf der Rückseite des Bördels um 180 Grad versetzt. Wenn dieser Grad zu groß ist, kann es sein, dass man die Festsetzschraube der Bördelglocke nicht kräftig genug angezogen hat. Es kann aber auch einfach an der unpräzisen Fertigung liegen. Es kann Sinn machen, den Grat mit einer kleinen Rundschlüsselfeile zu entfernen. Denn wenn der Grat zu stark ist, drückt die Bördelmutter vor allem dort und der Rest des Bördels wird nicht stark genug belastet, um gut abzudichten.
- Die Innenfläche des Bördels sollte homogen spiegelblank sein. Diesen am besten mit Lupe prüfen.
- Den Bördel seitlich betrachten von allen Seiten. Er sollte symmetisch sein. Asymmetrie deutet darauf hin, dass die Bördelglocke nicht genau mittig steht, also das Werkzeug nicht in Ordnung ist. Mitunter kann man durch dünne Blechbeilage auf der gegenüberliegenden Seite der Klemmschraube kompensieren. Muss in die andere Richtung kompensiert werden, müsste man vom Bördeleisen seitlich etwas abschleifen. Stimmen die Zentrierlöcher seitlich nicht, kann man nicht viel machen. Wobei ein kleine Asymmetrie nicht unbedingt problematisch ist.
- Am Außendurchmesser des Bördels sollten keine Späne hängen, die sich lösen können. Wenn man unsauber entgratet, kann das passieren.
- Keinesfalls darf der Bördel irgendwo gerissen sein.
- Die Wandstärke des Bördels sollte nicht zu dünn sein. Sie ist logischerweise etwas dünner, als die Rohrwanddicke, aber nicht viel. So etwa 0,6mm bei 0,8mm Wanddicke.
Hat man auf diese Weise ein paar Bördel geübt und auch den genauen Überstand herausgefunden, kann man sich an das Bördeln der endgültigen Kälterohre machen.
Bördeln der Rohre
Genauso, wie man es beim Üben gemacht hat, geht man nur bei der eigentlichen Verrohrung vor.
Die wichtigste Sache, die gerne vergessen wird:
Erst Bördelmuttern aufschieben, dann bördeln.
Vergisst man es, darf man den Bördel gleich nochmal abschneiden und einmal neu anfangen. Das gleiche Thema kennen viel bei Steckverbindern, wo man auch zuerst das Steckergehäuse aufschieben muss. Beim Bördeln kann es aber schonmal problematisch werden: Wenn das Rohr sowieso schon recht kurz ist und man nur einen Versuch hat, der passen muss.
Was beim Bördeln stört, ist die dämmende Ummantelung. Man will sie nicht 10cm wegschneiden, um Platz fürs Bördeln zu haben. Denn später möchte man das ganze Rohr ja gedämmt haben. Der Trick besteht darin, die Ummantelung der Länge nach vielleicht 10-15cm weit einzuschneiden und dann nach hinten umzulegen. So hat man dann vorne Platz, kann aber später wieder zurückklappen und mit Isoband umwickeln.
Den fertigen Bördel kontrolliert man am besten nochmal mit Lupe. Wenn alles soweit ok ist, empfiehlt sich, Nylog Blue auf den Bördel zu geben. Einerseits ganz dünn auf Stutzen und Bördelinnenseite aufbringen, andererseits ein wenig auf die Rückseite des Bördels. Auf der Rückseite geht es nur darum, dass das Rohr sich beim Festziehen nicht mitdreht. Auf der Vorderseite des Bördels ist Nylog ein Dichtmittel, was Mikrokratzer ausfüllen kann. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit einer 100% dichten Verbindung.
Muss ein Bördel nochmal gelöst werden, sollte man ihn abschneiden und neu bördeln. Hintergrund ist der: Beim Anziehen formt der Bördel sich an die Oberfläche des Stutzens an. Würde man ihn ein zweites Mal nutzen, würde er noch dünner werden und es ist ungewiss, ob diese Anformung noch hinreichend gut gelingt. Auch kann es passieren, dass der Bördel durch mehrfache Nutzung so dünn wird, dass er im Betrieb durch Vibrationen abreißen kann. Das wäre dann ein Supergau.
Beim Festziehen des Bördels ist es wichtig das Rohr etwa mittig in der Mutterbohrung auszurichten. Es hat ja in diesem Loch etwas Spiel. Dies ist wichtig, damit der Bördel grade auf dem Stutzen sitzt und so rundherum gut abdichten kann.
Ich empfehle, erstmal das so ausgerichtete Rohr mit 10 Nm anzuziehen. Dann Drehmomentschlüssel aufs passende Drehmoment einstellen und eindgültig festziehen. Hier sollte gegenüber der 10Nm Einstellung maximal 1/4 Umdrehung nachgezogen werden müssen. Ist es mehr, stimmt recht wahrscheinlich etwas nicht. Anfängerfehler wäre, dass man den Drehmomentschlüssel falsch herum angesetzt hat, wo er dann nicht auslöst. Man kann sich auch mit mehreren Schritten ans Enddrehoment herantasten.
Das Rohr sollte sich beim Anziehen möglichst nicht mitdrehen, man kann es etwas festhalten. Wenn auf der Rückseite mit Nylog geölt wurde, sollte das Rohr sich eigentlich nicht mitdrehen, kann aber im Einzelfall doch mal passieren.
Zusammenfassung
Hier nochmal zusammengefasst, worauf es ankommt:
- Hinreichend gutes Werkzeug kaufen.
- Mit Werkzeug vertraut machen, etwas üben und den passenden Rohrüberstand für jedes Rohr herausfinden.
- Schablone für den optimalen Rohrüberstand bauen.
- Rohr so abschneiden, dass es nicht verformt wird.
- hinreichend entgraten, Rohrinnenseite nicht zerkratzen, keine Späne ins Rohr fallen lassen
- Jeden Bördel mit Lupe inspizieren
- ggf. Grat auf der Rückseite mit kleiner Rundfeile entfernen. Keine Späne ins Rohr fallen lassen. Rohr darf durch Feile nirgendwo geschwächt werden.
- Bördelmutter aufs Rohr schieben, bevor man bördelt
- Nylog auf Vorder- und Rückseite des Bördels. Auch auf Stutzen.
- Absolut sauber arbeiten, es darf keinerlei Schmutz auf die Dichtfläche gelangen.
- Rohr gut in der Bördelmutter ausrichten, bevor man die Mutter anzieht.
- Mit passendem Drehmoment anziehen.
- Unbedingt aufpassen, Bördel nicht zu überdrehen. Sonst wird Bördel zu dünn und kann abreißen.
- Bördel darf nur einmal genutzt werden. Löst man die Verbindung, muss neuer Bördel erstellt werden.
Anregungen
Fehlt etwas? Gebt Rückmeldung, dann nehme ich es mit auf.