Bördel-Kaizen: Der Weg zur perfekten Fackel
Eigentlich sind Bördelverbindungen einfach zu erstellen und gelten als sehr sichere Verbindung.
Doch einfach wird es erst, wenn man hinreichend Wissen und Erfahrung hat. Beim Bördeln kommt es auf viele Kleinigkeiten und Details an, damit wirklich gute Bördel entstehen. Es gibt viele Ecken und Enden, wo etwas schief gehen kann.
Deshalb lohnt es sich, etwas tiefer einzutauchen in die Details des Bördelns. Wichtig ist, genügend Wissen darüber zu haben, was eine gute Qualität eines Bördels ausmacht und auch, genau hinzuschauen, um Abweichungen in Details zu erkennen.
Schlussendlich braucht es auch noch den richtigen Umgang mit Bördeln beim Verschrauben, damit daraus eine sichere Verbindung wird.
Eine wertvolle Basis für gute Bördel ist ein Interesse fürs Detail. Details entscheiden darüber, ob diese Verbindung dicht und dauerhaft haltbar ist.
Das richtige Werkzeug
Beispiel Taumelbördelgerät DSZH ST-806A
Zentrales Werkzeug ist das Bördelgerät. Weit verbreitet und technisch recht ausgereift sind sogenannte Taumelbördelgeräte. Der Kegel, der den Bördel formt, sitzt außermittig. Dadurch umfährt er das Rohr und weitet es immer nur mit punktuellem Kontakt. Das ist deutlich materialschonender, als würde nur ein Kegel genau senkrecht ins Rohr eindringen, wie es bei preisgünstigen Bördelgeräten der Fall ist. Durch diese Walzbewegung wird auch die Oberfläche deutlich besser und das Rohr reißt nicht so schnell ein.
Taumelbördelgeräte kommen fast durchweg aus China von vielen Anbietern. Sie sehen sich alle sehr ähnlich, unterscheiden sich nur in Details. Das Funktionsprinzip ist immer gleich.
Bei einem Bördelgerät kommt es viel auf eine hohe Präzision an. Leider kann man es Bildern in den Shops nicht ansehen, wie gut die Qualität ist. Das bleibt also ein wenig Glück, ob man was Brauchbares erwischt. Ich würde nicht zu billig kaufen, auf Empfehlungen im Forum achten und vielleicht auch aus Quellen, die eine gewisse Verlässlichkeit erwarten lassen. Preislich liegt Chinaware im Bereich zwischen 30-150 Euro, wobei das meist ein Set aus Bördelgerät, Entgrater und Rohrschneider ist. Auch sind typisch Bördeleisen für metrisches und zölliges Rohr dabei. Die Split-Klimageräte haben ab Werk in aller Regel Bördelmuttern für zölliges Material.
Als erste Orientierung: Bördelgeräte der chinesischen Firma DSZH sind in der Regel in Ordnung, wobei auch die zahlreiche Qualitätsstufen haben. Nicht zu billig kaufen. Kauf über Temu oder Aliexpress ist in der Regel deutlich günstiger, als über Quellen aus Deutschland.
Wer beim Bördelgerät mehr auf Nummer sicher gehen will, kauft sich ein Taumelbördelgerät von Rothenberger. Hier wird sehr wahrscheinlich gut auf gleichbleibend hohe Qualität geachtet, preislich liegt es bei etwa 240 Euro, allerdings ohne Entgrater und Rohrschneider. Ist nur ein Bördeleisen dabei, darauf achten, dass es zöllig ist.
Beim Rohrschneider ist es ähnlich: Jede Menge Angebote aus China auf allen üblichen Plattformen wie Ebay, Amazon, aliexpress, temu. Oder auch Rothenberger, z.B. der Tube Cutter 35. Der Rothenberger ist zusätzlich interessant, weil man mit recht wenig Materialverlust schneiden kann. Auch hier ist der chinesische Hersteller DSZH einen Blick wert.
Wichtig ist, dass der Rohrschneider ordentlich scharf ist, damit möglichst wenig Grat entsteht.
Beim Entgrater funktionieren die Teile mit 3 Klingen, wie Rothenberger 11006 recht brauchbar. Diese Bauart findet man auch in den meisten Bördelgerät-Sets. Die universellen Entgrater aus dem Metallbereich, wie der Rothenberger 21660, ist hier nicht zu empfehlen, weil man damit schnell das Rohr innen zerkratzt.
Einen Nachteil haben die typische Entgrater: Sie entgraten recht ungleichmäßig und nach dem Bördeln hat man so eine scharfe und rissige Kante.
Eine interessante Alternative für eine sehr saubere Entgratung sind 3 schneidige Kegelsenker, allerdings nicht die gebräuchliche 90 Grad Version, sondern 60 Grad. Mit 90 Grad müsste man zu viel Material wegnehmen, um den Grat zu entfernen. Den Kegelsenker nutzt man am besten im Akkuschrauber, so erreicht man die saubersten Ergebnisse. Ein Durchmesser von 10-12,5 mm passt für 1/4 - 3/8 Zoll Rohr.
Für die Verschraubung der Bördel brauchts dann noch einen Drehmomentschlüssel und einen größeren Rollgabelschlüssel in 12 Zoll/300mm. Die beste Empfehlung für einen Drehmomentschlüssel sind Maulschlüssel-Drehmomentsätze, wie z.B. Rothenberger 175001. Einige nutzen Standard-Drehmomentschlüssel mit 1/2 oder 3/8 Zoll Aufnahme für Nüsse in Verbindung mit einem Hahnenfuß- oder Krähenfußschlüssel. Nach meiner Erfahrung kann man damit nicht gut arbeiten und man hat auch eine Drehmomentverschiebung, die man berücksichtigen muss.
Interessant: Auf aliexpress findet man Drehmomentschlüssel mit einem Rollgabelaufsatz. Damit hätte man einen universellen Maulschlüssel für alle Größen und braucht keine Wechseleinsätze.
Nochmal zusammengefasst, was wir brauchen:
- Taumelbördegerät
- Rohrschneider
- Entgrater
- Rollgabelschlüssel 12"
- Drehmoment-Maulschlüsselsatz
Hilfsmittel
Manchmal hängt ein Span im Rohr, den man auch nicht rausgeschüttelt bekommt. Hier kann man z.B. Interdentalbürstchen der Größe ISO 3 verwenden. Alternativ ein hochwertiger Pinsel, der keine Haare verliert. Wichtig ist, dass man irgendwas verwendet, was nicht ausfasert. Und der Durchmesser muss deutlich kleiner als der Rohrinnendurchmesser sein, so dass man Späne wirklich herausholen kann und nicht weiter ins Rohr schiebt.
Für die optimale Dichtheit der Bördel ist international Nylog Blue recht verbreitet. Dieses ist ein stark eingedicktes Kälteöl und eignet sich auch zur Schmierung des Bördelkegels. Alternativ bräuchte es ein POE kompatibles Öl, z.B. Esteröl-Spray von saukalt.de oder EZI-Oil. Normale Sprühöle eignet sich nicht, weil nicht kompatibel zu Kälteölen.
Für sauberes Arbeiten kann es sinnvoll sein, Einweg Nitrilhandschuhe zu tragen.
Mitunter brauchts noch einen Lappen, aber hier ist Vorsicht geboten. Jede Fussel oder Faser kann später Probleme machen. Leider gibts nicht völlig fusselfreie Stoffe. Ein Baumwolllappen aus einem alten Baumwoll T-Shirt ist in der Regel ein guter Kompromiss. Möglichst in weiß, damit man mögliche Fasern gut erkennen kann.
Für die korrekte Erstellung eines Bördels muss das Kälterohr ein genaues Maß aus dem Bördeleisen herausstehen. Hierfür sollte man sich eine Lehre bauen. Ich hab mir aus einem Stück Buchenholz eine Lehre gebaut, in dem ich mit einem Zylinderfräser ein paar Taschen mit unterschiedlicher Tiefe gefräst habe. Damit lässt sich das Rohr sehr gut von der Einstecktiefe kalibrieren. Manche nutzen auch einfach eine Fühlerlehre, wobei man hier dann keinen Anschlag hat, ist etwas mehr Fummelei.
Eine weitere Variante: In ein Stück Buchenholz wurde ein 7mm Loch und ein 10mm Loch ca. 3mm tief gebohrt. Nun wird noch ein 2,7mm Loch am Rand der beiden Löcher gebohrt. Dies sind Durchgangslöcher, durch die dann eine M3 Schraube eingedreht wird. Diese dienen als Anschlag, der so präzise justiert werden kann. Ist schnell gebaut, flexibel justierbar und funktioniert solide.
Ansicht von unten. In den Sacklöchern sieht man die Ende der M3 Justageschrauben.
Ansicht von der Seite. Oben sieht man die unterschiedlich tief eingeschraubten Justageschrauben.
Für die Inspektion von Bördeln ist mindestens eine Lupe wichtig, besser 2 in verschiedenen Vergrößerungen. Für einen schnellen Check nehme ich gerne 10-fache Vergrößerung. Wenn ich genauer inspizieren will, ist eine 30-fache Vergrößerung besser. Wer es auf die Spitze treiben will, nimmt ein Taschenmikroskop z.B. das Carson PocketMicro 20-60 fach.
Licht: Will man Bördel genauer inspizieren, braucht es sehr gutes Licht. Ich arbeite gerne mit Stirnlampen. So habe ich immer genau dort Licht, wo ich arbeite.
Für Bördeltests ist es gut, ein paar SAE Doppelnippel in den passenden Größen zu haben, damit man Bördel testweise verschrauben kann. Hierzu am besten auch gleich noch ein paar Bördelmuttern. Und klar, wir brauchen auch etwas Rohr nur für Bördeltests. Dafür sollten 1-2 Meter pro Dicke reichen.
Für die Reinigung von Bördel und Bördelkegel bietet sich ein Lösemittel an: 2-Propanol, Waschbenzin oder Bremsenreiniger.
Zusammengefasst:
- Interdentalbürste Größe ISO 3 oder hochwertiger Pinsel
- Nylog Blue oder kompatibles Kältemittel-Öl
- Nitril Einweghandschuhe
- fusselarmer Lappen, z.B. weißer T-Shirt
- selbstgebaute Lehre für Bördeleisen
- Lupen 10-fach, 30-fach
- Lichtquellen, z.B. Stirnlampe
- SAE Doppelnippel in den passenden Größen (1/4, 3/8, 1/2)
- Bördelmuttern
- 1-2 m Testrohre für Bördeltests
- Lösemittel zur Reinigung, z.B. 2-Propanol, Waschbenzin, Bremsenreiniger
Rohre schneiden
Die meisten Rohrschneider funktionieren nach dem gleichen Prinzip: Das Rohr wird auf 2 eingebaute Stützrollen gelegt, gegenüberliegend gibt es ein Schneidrad, was schrittweise über ein Drehrad zugestellt werden kann. Man öffnet den Rohrschneider, in dem man das Schneidrad weit zurückdreht, legt das Rohr zwischen die beiden Stützrollen und fährt das Schneidrad soweit heran, bis es leicht auf das Rohr drückt.
Jetzt dreht man den Rohrschneider 1-2 mal um das Rohr, wodurch das Schneidrad rundherum ins Rohr schneidet. Dann dreht man ein klein wenig an der Schneidradzustellung, so dass hier wieder etwas Druck aufs Rohr kommt. Dann dreht man wieder 1-2 mal ums Rohr.
Typischerweise hat man nach 8-12 Umdrehungen mit vielleicht 5-8 Zustellungen das Rohr durchtrennt.
Hier ist etwas Übung wichtig, damit man Erfahrungswissen entwickelt und den Prozess optimiert.
Günstig ist, lieber etwas mehr Umdrehungen und nur sanfte Zustellung. Dadurch verformt man das Rohr nicht und der Grat wird kleiner.
Dort wo geschnitten wird, sollte das Rohr gerade und unverformt sein. Das ist die Grundlage für einen sauberen Schnitt.
Folgende Haltung hat sich bewährt:
- Rohrschneider hält man so in der Hand, dass man von oben das Rohr einlegen kann und das Drehrad zu einem hin zeigt.
- Wenn man von rechts auf den Schneider schaut, dreht man nun entgegen des Uhrzeigers
- Zu dieser Drehrichtung passt dann die Zustelldrehrichtung des Drehrades sehr gut. Man dreht immer dann ein Stück weiter, wenn das Zustellrad von einem weg zeigt.
Entgraten
Beispiel für ein sauber entgratetes Rohr
Eine gute Entgratung braucht etwas Übung und das richtige Werkzeug. Diese oft genutzten rohrförmigen Teile mit 3 Messern funktionieren akzeptabel, erzeugen aber einen rauhen Rand später beim Bördel. Hier auf die Drehrichtung achten, sie schneiden typischerweise nur, wenn man sie nach rechts dreht, also so, wie man auch eine Mutter aufschraubt. Wie viel Kupfer man herunterschneiden muss, bis der Grat weg ist, muss man experimentell herausfinden. Für die Prüfung, ob noch ein Grat vorhanden ist, kann man mit einem spitzen Bleistift von innen über das Rohr fahren. Die Lupe kann auch helfen, das Ergebnis zu inspizieren.
Ich würde die 3-schneidgen Kegelsenker mit 60 Grad Winkel im Akkuschrauber empfehlen. Das Ergebnis ist deutlich sauberer. Eher langsame Drehzahl wählen.
Grundsätzlich ist wichtig, das Rohrende immer schräg nach unten zu halten, damit keine Späne ins Rohr fallen können. Hier gilt die Regel, dass der Kältekreislauf absolut sauber bleiben muss.
Es kann trotzdem passieren, dass einzelne Späne noch im Rohr hängen bleiben. Hier kommt dann die kleine Interdentalbürste zum Einsatz. Man hält das Rohr weiter schräg nach unten und putzt ein paar Mal die Rohrinnenwand damit.
Entgratet man zu viel, fehlt dem Bördel später an der Außenkante Material. Entgratet man zu wenig, bekommt man am Bördelrand eine unsaubere Oberfläche, sieht wie eine Riefe aus.
Bördelgerät testen
Ein neues Bördelgerät muss erstmal genauer inspiziert und getestet werden. Hier beziehe ich mich auf die weit verbreiteten Taumelbördelgeräte mit Bördelglocke und Bördeleisen.
Grundcheck:
- Bördelkegel inspizieren, ob Oberfläche fehlerfrei
- Bördelkegel muss sich leicht drehen
- Rohre mal spannen und checken, wie die Oberfläche vermackt wird. Falls die zu stark das Rohr verformen, kann man evtl. noch den Lack im Klemmbereich des Bördeleisens herunterkratzen.
- Nach dem Spannen der Bördelglocke prüfen, ob die beiden Backen des Bördeleisens wirklich dicht geschlossen sind. Gegen das Licht halten, um kleine Spalten erkennen zu können.
Was man gleich zu Anfang und immer wieder mal machen sollte: Die Vertiefungen, wo die Klemmschraube eingreift, leicht fetten. Sonst droht hier schnelle Abnutzung, womit die Glocke irgendwann nicht mehr präzise positioniert wird. Auch ein Tropfen Nylog funktioniert hier gut.
Dann starten wir mit einem ersten Bördeltest. Bördelkegel leicht ölen mit Nylog oder Kälteöl. Beim 3/8 lässt man das Rohr 1,5mm heraustehen, bei 1/4 1mm. Dies ist nur ein erster Wert, über den man dann genauere Werte finden kann. Bördelkegel langsam so weit drehen, bis ausgekuppelt wird. So funktionieren zumindest die meisten Bördelgeräte, auf jeden Fall Anleitung lesen. Nach dem Auskuppeln noch 2 Umdrehungen weiter drehen, um die Oberfläche zu glätten. Dann Bördelkegel wieder soweit zurückdrehen, dass Glocke abmontiert bzw. zurückgeschoben werden kann.
Bördel noch im geschlossenen Bördeleisen lassen, Glocke aber runternehmen. Seitlich schauen, ob der Bördel überall symmetrisch aussieht und sich komplett am Bördeleisen angelegt hat. Asymmetrie des Bördels ist ein Anzeichen, dass der Kegel nicht genau mittig sitzt, dann muss man schauen, ob man evtl. noch etwas justieren kann. Evtl. auch passendes Fühlerlehrenband auf einer Seite zwischen Glocke und Bördeleisen legen, falls in diese Richtung kompensiert werden muss. Gute Bördelgeräte haben eine Justierschraube.
Achtung: Die Verschraubung der Bördelglocke muss in aller Regel recht fest angezogen werden, damit sich das Bördeleisen wirklich dicht schließt. Ob bzw. wann sich das Bördeleisen dicht geschlossen hat, kann man mit Gegenlicht prüfen, ob noch Licht durch einen Spalt fällt.
Nach Entnahme des Bördels:
- Symmetrie nochmal prüfen
- Rohrverformung durch Klemmung. Sieht oft nicht schön aus, ist aber selten in Problem.
- Grate auf der Rückseite des Bördels? Deutet darauf hin, dass das Bördeleisen nicht richtig geschlossen hat, so entstehen 2 Grate genau dort, wo noch ein Spalt zwischen den beiden Bördelbacken war. Nochmal prüfen, ob man die Glocke fester anziehen kann. Ein kleiner Grat bleibt aber oft. Ist er zu groß, kann das später beim Anziehen stören.
- Kanten des Bördels begutachten. Rissige und rauhe Kante deutet auf nicht optimale Entgratung hin. Ist in der Regel aber unkritisch und bei vielen Handentgratern nicht zu vermeiden.
- Durchmesser Bördel prüfen: Das muss folgend optimiert werden, dass die Durchmesser stimmen. Dies hängt direkt am Maß des Rohrüberstandes.
- Bördel innen mit Lupe prüfen, zuvor mit Waschbenzin Oberfläche säubern: Überall glatte Oberfläche? Rauhe Bereiche, wo Material nicht geglättet wurde? Könnte am Restgrat liegen, der noch vorhanden war. Oder Bördelkegel drückt nicht tief genug. Kleine Krater in der Oberfläche? Könnten Späne oder Verunreinigungen sein, die am Kegel hingen. Kann aber auch am Rohr liegen, dass das Material nicht erstklassig ist.
- Materialdicke des Bördels messen. Sollte bei 0,8 mm Rohr bei 0,65 - 0,75 mm liegen.
- Bördelgrößen: 1/4 Zoll = 9,1-9,4 mm; 3/8 Zoll = 13,2-13,6mm
Bei diesem Bördel sieht man im Randbereich einen rauhe Spur. Das deutet auf zu wenig Entgratung hin.
Seitlich kann man prüfen, ob der Bördel sich überall gleich an das Bördeleisen angelegt hat.
Hier liegt die rechte Seite des Bördels nicht auf dem Eisen. Grund war eine schlechte Fertigung des Bördelgeräts, wo die Glocke nicht genau mittig saß.
Grat auf der Rückseite des Bördels. Dieser sollte möglichst klein sein. Hier sieht man auch die Spuren am Rohr vom Bördeleisen. Es gibt Bördeleisen, die da schonender mit dem Rohr sind.
Symmetrie des Bördels prüfen von allen Seiten.
Hier wurde ein kleiner Span mit dem Bördelkegel aufgewalzt, der als dreieckige Störung auf der Oberfläche sichtbar wird.
Hier sieht man die Ratterspuren am Rand, die die typischen Handentgrater mit 3 Messern hinterlassen.
Für erstklassige Ergebnisse sollte der Bördelkegel öfters mit Lappen gesäubert werden und dann neu geölt.
Stehen die genauen Maße fest, wie weit das Rohr herausstehen muss, kann man sich eine Schablone fertigen, damit alle folgenden Bördel mit hoher Sicherheit vom Durchmesser passen.
Noch ein Hinweis: Manche Bördeleisen haben am Ende Anschläge, über die die Bördelglcoke gehalten wird. Man will damit verhindern, dass die Bördelglocke versehentlich vom Eisen rutscht und runterfällt. Diese sind oft so konstruiert, dass man die Glocke nur bis zum Anschlag schiebt und dann das Bördeleisen hinreichend weit öffnen kann. Glocke und Eisen bleiben hier also immer verbunden. Statt automatischer Anschläge gibt es auch Schrauben, die man ins Eisen schraubt und die als Anschlag dienen. Es ist eine Frage der persönlichen Vorliebe, ob man die Glocke auf dem Eisen lässt oder ob man sie komplett runterschiebt.
Am Ende dieser Bördeltests hat man den Prozess des Bördelns im Griff und kennt auch die Eigenheiten des Bördelgeräts. Jetzt kann auch abgeschätzt werden, ob das Bördelgerät hinreichend gut ist, ob man noch irgendwie nachbessern muss oder ob man Ersatz braucht. Für eine gute Bewertung der Wiederholgenauigkeit sollte man schon von jeder Größe 10-20 Bördel machen und jeden davon genauer inspizieren.
Bördelpraxis
Nachdem man hinreichend mit dem Bördelgerät experimentiert hat, ist eigentlich alles Wesentliche schon klar. Hier noch ein paar Überlegungen für die Praxis.
In der Praxis hat man oft erschwerte Bedingungen. Man muss auf der Leiter stehend Bördel machen oder hat beengte Verhältnisse. Hier sollte also alles möglichst einfach gehen und vor allem auch mit großer Sicherheit, dass schon der erste Bördel korrekt ist. Hierzu ein paar Gedanken:
- Anfänger-Klassiker: Bördel ist super, aber Bördelmutter vergessen.
- Eine gute Lehre, mit der man den Rohrüberstand im Bördeleisen einstellen kann, ist wichtig, damit man sich wirklich darauf verlassen kann, dass der Bördel-Durchmesser stimmt.
- Stirnlampe hilft, immer dort Licht zu haben, wo man gerade arbeitet. So hat man auch beide Hände frei.
- Mit Kegelsenker + kleinem Akkuschrauber kann man auch gut in beengten Verhältnissen arbeiten.
- Statt Lupe kann man auch mit einer Lesebrille 2-3 Dioptrien gut Bördel inspizieren. Diese kann man auch zusätzlich über die normale Brille aufsetzen. Vorteil auch hier: Man hat die Hände frei. Alternativ Lupenbrille.
- Man sollte immer etwas Reserverohr haben, um notfalls den Bördel nochmal wegzuschneiden und nochmal neu zu machen. Am Außengerät kann man dafür einen kleinen Bogen legen.
- Im Außenbereich muss man nochmal mehr auf absolute Sauberkeit achten.
- Rohre nie längere Zeit offen lassen. In offene Rohre können Spinnen oder Insekten reinkriechen oder Schmutz eindringen. Rohrenden, die ein paar Tage nicht angeschlossen werden, verschließt man mit Isolierband oder presst das Rohrende mit einer Zange zusammen. Auch bei Verlegung der Rohre sollten die Rohrenden immer verschlossen sein.
- Werkzeug sicher ablegen, wenn man in der Höhe arbeitet. Gürtel mit Werkzeug-Taschen, wo man Werkzeug einstecken kann.
- für Sauberkeit sollte man Nitril-Einweghandschuhe tragen. Die sind auch günstig beim Auftrag von Nylog, weil man so kein Hautschweiß oder Hautschuppen einträgt, insofern man Nylog mit dem Finger verteilt.
- Rohrende und Bördel möglichst nach unten halten, so lange nicht angeschraubt, das schützt etwas vor Schmutz. Auch die Bördelmutter, die man schon über den Bördel schiebt, kann vor Schmutz schützen.
- Der Bördelkegel sollte vor dem ersten Bördel einmal mit Lappen abgewischt werden, damit der wirklich blank ist, dann etwas Nylog draufgeben. Wer auf Nummer sicher gehen will, reinigt den Kegel vor jedem Bördel. Jeder kleinste Fremdkörper, der auf dem Bördelkegel klebt, hinterlässt im Kupfer eine unsaubere Oberfläche.
Achtung: Bördelmuttern können sich in ihrer Qualität unterscheiden. Links eine günstige Bördelmutter aus China, rechts eine originale Bördelmutter von Mitsubishi Heavy. Diese ist deutlich massiver gefertigt. Es gab schon Fälle, wo eine Bördelmutter gerissen ist.
Bördelverschraubung prüfen
Auch beim Verschrauben kann einiges schief gehen, weshalb man es zuerst einmal auf der Werkbank testen sollte. Hierfür eignen sich SAE-Doppelnippel gut. So einen Doppelnippel kann man im Schraubstock einspannen und dann einen Testbördel anschrauben.
Hier gibt es dann auch Gelegenheit, den Drehmomentschlüssel zu testen. Gerade wenn man einen neuen Drehmomentschlüssel hat, kann man hier Erfahrungen sammeln, ob die eingestellten Werte stimmen können.
Den Bördel vermisst man vor dem Anziehen von der Materialdicke mit Schieblehre. Den Wert brauchen wir später noch.
Den Bördel sollte man auf der Rückseite ein klein wenig ölen bzw. Nylog aufbringen, damit er sich beim Anziehen nicht mitdreht.
Die Bördelmutter erstmal lose aufdrehen, das Rohr mittig ausrichten und dann handfest anziehen.
Bördelmutter und Stutzen jetzt mit Edding markieren, so dass man die Position genau erfasst hat.
Nun erstmal mit 10 Nm anziehen. Die Mutter sollte sich nicht mehr als 1/8 Umdrehung weiterdrehen. Beim 1/4 Zoll Bördel dann auf 14 Nm und dann auf 18 Nm Enddrehmoment anziehen. Am Ende sollte man typisch 1/4 Umdrehung gegenüber handfest weiter gedreht haben. Deutlich mehr deutet auf einen Fehler des Drehmomentschlüssels hin.
Der 1/4 Zoll Bördel ist besonders kritisch fürs Überdrehen. Schon bei etwa 20-22 Nm kann man immer weiterdrehen und erreicht nie die Auslösung des Drehmomentschlüssels. Wenn der also 10-20 % ungenau ist, kann das schon zum Überdrehen führen. Deshalb ist dieser Test besonders wichtig. Löst der Drehmomentschlüssel bei 18 Nm bei etwa 1/4 Umdrehung gegenüber handfest aus, dürfte alles stimmig sein.
Beim 3/8 Zoll Bördel verfährt man genauso: Handfest anziehen, markieren, 10 Nm anziehen und dann 25 Nm, 35 Nm und zum Schluss 42 Nm. Auch hier ist der Drehwinkel ähnlich, wenn auch meist etwas kleiner. Man bleibt also typisch unter 1/4 Umdrehung gegenüber handfest.
Interessant wird dann die Kontrolle des Bördels nach Demontage:
- Bördelinnenfläche genauer inspizieren mit Lupe. Sie muss sich überall am Bördel angeformt haben, was man am einheitlichen Abdruck erkennen sollte.
- Hat man am Bördelrand einen schmalen rauhen Streifen, deutet das auf zu wenig Entgratung hin.
- Bördel sollte kaum dünner geworden sein, typisch im Bereich 0,05 mm dünner als vorher.
- Die Rückseite des Bördels sollte einheitlich glatt sein, würde hier noch Grate sein, spricht das dafür, dass vorher schon zu große Grate waren, die nicht weggedrückt wurden. Solche Grate müssen vermieden werden, in dem die Bördelglocke auf dem Bördeleisen stärker angezogen wird.
- starke Abdruckmarken am Rand oder mittig an der Bördelinnenfläche können ein Hinweis sein auf zu hohes Drehmoment.
- lässt der Bördel sich noch leicht aus der Mutter holen? Falls nicht, ist der Durchmesser beim Bördeln zu groß gewesen.
- Bördel nochmal auf Stutzen halten: Bördel sollte vom Außendurchmesser etwa so groß sein, wie Außendurchmesser des Stutzens. Ein wenig größer ist kein Problem, insofern Bördel noch locker in Mutter passt.
Man kann auch ruhig mal probieren, einen 1/4 Zoll Bördel zu überdrehen. Hierfür Drehmoment schrittweise erhöhen. Typisch sollte man bei etwa 22 Nm immer weiterdrehen können, ohne dass der Schlüssel noch auslöst. Zum Schluss sollte der Bördel komplett als dünnes Rohr aus der Rückseite der Bördelmutter herausgekommen sein. Durch so einen Test bekommt man ein Gefühl für den Prozess und erkennt besser den Fehlerfall. Auch kann man erkennen, ob der Drehmomentschlüssel nicht grob falsch kalibriert ist.
*So sieht ein überdrehter 1/4 Zoll Bördel aus, der komplett aus der Bördelmutter hinten herausgekommen ist. Das Material des Bördels ist nur noch hauchdünn. *
Überdrehter Bördel, der aber noch ein klein wenig Halt hat. Würde man einen so überdrehten Bördel nicht bemerken, könnte er zwar noch dicht sein, aber bei kleinsten Belastungen abreißen und dann entweicht schlagartig Kältemittel, was im Raum gefährlich werden kann.
Den 3/8 Zoll Bördel bekommt man nur mit großer Gewalt überdreht, da ist man nicht so nahe im kritischen Bereich bei den erforderlichen 42 Nm.
Beim Drehmomentschlüssel ist wichtig, ihn an der richtigen Position am Griff zu halten, ansonsten würde sich das Drehmoment verschieben. Dies liegt daran, dass der Drehpunkt der Auslösemechanik nicht der Drehpunkt der Bördelmutter ist.
Bei Nutzung von Krähenfuß-Schlüsseln verschiebt sich das Drehmoment auch, was man im Auge behalten muss. Man kann ihn 90 Grad gedreht anbringen, wodurch das Drehmoment halbwegs stimmen sollte. Wenn man ihn dann gerade montiert, kann man experimentell ermitteln, wie sich das Drehmoment verschiebt. Einfach eine Bördelmutter zuerst mit passendem Drehoment in 90 Grad anziehen, dann Drehmoment deutlich zurücknehmen, Krähenfuß gerade aufsetzen und schrittweise Drehmoment soweit erhöhen, bis sich die Mutter gerade anfängt zu bewegen. Jetzt das Drehmoment ablesen. Durch diesen Vergleich kennt man den Korrekturwert.
Bördelmontage
Nach den Bördeltests in der Werkstatt sollte man fit sein für die Verschraubung am Gerät selbst. Hier braucht es zusätzlich noch einen Rollgabelschlüssel, der etwa die gleiche Länge hat, wie der Drehmomentschlüssel. Nur so lässt sich beim Innengerät sinnvoll gegenhalten. Typisch reicht ein 12 Zoll bzw. 300mm langer Rollgabelschlüssel.
Bevor wir mit der Montage beginnen, braucht es noch einen wichtigen Check: Der beste Bördel taugt nichts, wenn der Stutzen ungünstig verkratzt ist. Insofern ist es wichtig, alle Stutzen mit Lupe und gut Licht zu inspizieren. Besonders durchgängige radiale Kratzer sind kritisch, weil diese einen Pfad von innen nach außen schaffen, wo Kältemittel entweichen kann. Falls man so etwas entdeckt, gab es durchaus schon Erfolgsmeldungen, in dem man mit feinem Nassschleifpapier und ganz kleinem Schleifklotz solche Kratzer herausgeschliffen hat. Man muss allerdings aufpassen, den Winkel einzuhalten und nicht zu sehr nur auf einer Stelle zu schleifen, also großflächiger abnehmen, damit in der Stutzen-Oberfläche keine kritische Delle entsteht. Ich würde mit Korn 600 beginnen und dann in passenden Schritten bis Korn 2000 hochgehen. Ruhig mit Öl oder Wasser schleifen. Die Fläche muss nicht poliert werden, im Gegenteil, das soll sogar kontraproduktiv für eine gute Abdichtung sein. Anschließend nochmal alles absolut sauber machen z.B. mit 2-Propanol.
Nun kanns ans Bördeln gehen.
Anfängerfehler: Bördel ist super, aber wo ist die Mutter? ![]()
Nachdem der Bördel gemacht ist, geht es ans Verschrauben. Wer mit Nylog arbeitet, trägt jetzt dünn Nylog auf Stutzen und Bördel. Das geht in der Regel gut mit dem kleinem Finger. Dabei Nitril-Einweghandschuhe tragen, damit kein Schmutz, Feuchtigkeit oder Hautschuppen eingetragen werden. Wir müssen hier sehr sauber arbeiten. Zum Schluss kommt noch der Rest Nylog am kleinen Finger auf die Rückseite des Bördels, damit die Mutter sich beim Anziehen gut dreht, ohne das Rohr mitzunehmen.
Achtung: Nylog zieht Schmutz an, wenn das einmal drauf ist, zügig verschrauben.
Dann das schon oben beschriebene Szenario: Zuerst die Bördelmutter locker aufschrauben, dann Rohr schön in Flucht mit dem Stutzen ausrichten, man sieht es auch am dünnen Spalte der Bördelmutter, ob man mittig mit dem Rohr ist. Rohr festhalten und Mutter von Hand anziehen. Das Rohr sollte so schon in Position gehalten werden. Nochmal prüfen. Jetzt schonmal mit 10 Nm anziehen.
Anfängerfehler: Drehmomentschlüssel falsch herum gehalten, so löst er nicht aus. Gefahr des Überdrehens.
Dann mit Edding einen Strich über Bördelmutter und Stutzen, damit man die jetzige Position markiert.
Der 1/4 Zoll Bördel braucht 18 Nm. Ich würde auch hier schrittweise arbeiten, zuerst 14 Nm. Dann 18 Nm. Wichtige Kontrolle, damit nichts schief läuft: In aller Regel dreht man vom Edding-Strich (10Nm) nicht mehr als 1/8 Umdrehung, bis man 18 Nm erreicht hat. Falls deutlich mehr, stimmt etwas nicht und man sollte misstrauisch nochmal alles prüfen.
Der 3/8 Zoll Bördel braucht 42 Nm. Hier ebenso in mehreren Zwischenschritten auf Enddrehmoment gehen. Auch hier dreht man nach dem 10 Nm Strich typisch nicht weiter als 1/8 Umdrehung.
Bei größeren Geräten hat man 1/2 Zoll Bördel, hier liegt das Drehmoment bei 60 Nm.
ACHTUNG: Stutzen am AG sollte mit Rollgabelschlüssel gegengehalten werden. Sonst Gefahr, dass der Stutzen vom Gerät abgerissen wird oder das Blech verbiegt, wo er angeschraubt ist.
Nochmal genauer zu den Drehmomenten. Je nach Hersteller und Anleitung werden etwas andere Drehmomente angegeben. Hier die typischen Bereiche, in denen sich die Drehmomente bewegen:
- 1/4 Zoll Bördelmutter: 14-18 Nm
- 3/8 Zoll Bördelmutter: 33-42 Nm
- 1/2 Zoll Bördelmutter: 50-60 Nm
Ich würde empfehlen, ans Maximum heranzugehen. Das Material ist dafür ausgelegt und es erhöht die Sicherheit, dass zum Schluss alles dicht ist. Einzig beim 1/4 Zoll Bördel muss man Vorsicht walten lassen, weil man den schnell überdreht. Das kann dann schon passieren, wenn der Drehmomentschlüssel nicht genau kalibriert ist. Berücksichtigt man aber die Drehwinkel, sollte nichts schief gehen.


















