Hallo liebe Akku und PV Community. Ich bin neu hier im Forum und würde mich über euren Support freuen. Ich habe eine kleine 6kWp Anlage mit einem Pylontech US5000 als Speicher und einem Multiplus als Laderegler. Die Anlage ist 1,5 Jahre alt. Ich habe seit 3 Monaten das Problem, das sich der Akku nur noch auf maximal 60% SOC laden lässt.
Ab einer Batteriespannung ~51,7V sinkt der Ladestrom auf Null und der Akku meldet einen SOC von 60%. Ebenfalls driften die Zellspannungen kurz vor 60% SOC ziemlich stark 200mV auseinander und die höchste Zellspannung erreicht 3,5V (100%).
Was ja bedeutet, dass die Zellen nicht mehr ausgeglichen sind.
Dann habe ich mir gedacht, kein Problem, ich habe ja schließlich Garantie. Mit den Ladeparametern habe ich mich auch streng an die Vorgaben gehalten. Nach sage und schreibe 2 Monaten Diskussion, Rückversand und Untersuchung mit der Vertriebsfirma bekomme ich die Nachricht, ich hätte den Akku mehrfach tiefenentladen. Dies konnte angeblich aus einem Logfile ausgelesen werden. Somit wäre ich an diesem Defekt schuld und müsste die Kosten tragen.
Das Ding ist aber, ich hatte den minimalen SOC immer auf 10% begrenzt.
Ist das wirklich zu knapp? Ich glaube noch nicht, dass ich die Schuld an dem Problem habe. Braucht Ihr mehr Input zu meinen Lade/Entlade Parametern? Wie würdet ihr euch verhalten? Kennt Ihr einen ähnlichen Fall?
Danke im Voraus für eure Unterstützung.
Viele Grüße, Patrick
SOC stimmt nie.
Deswegen hast du ja auch tief entladen. Allerdings solltest du ja auch vollladen. Hast du das nach Spannung oder nach SOC gemacht?
Tiefentladen kann man nur wenn das BMS versagt. Und das ist unabhängig ob der SOC stimmt oder nicht. Jedes venünftige BMS trennt wenn eine Zelle unter min Spannung geht. Und dann ist man noch ein Stück weit weg von Tiefentladen.
Andere Frage, logt dein System die Zellspannungen mit? Dann hättest du den Beweis, dass du deine Akkus nicht tief entladen hast.
Du kannst doch im VRM Portal die Min-Max Spannung anzeigen lassen.
Also frag bei deinem Lieferant wann es eine Tiefentladung gegeben haben soll und vergleich das mit deinen Daten im Portal.
Welchen denn?
Oliver
Die Frage des Multis spielt doch keine Rolle, gesteuert wird die Entladung durch BMS und die Victron Steuerung.
Es spielt auch keine Rolle ob der TE einen 3000er, 5000er oder 8000er an einem Pylontech Modul hat, weil auch hier das BMS den max Strom begrenzt bzw. den Akku trennt.
Haben andere BMS auch so ein Logbuch das solche Tiefentladungen, oder sogar jeden Lade/Entladezyklus?? dokumentieren?
Victron logt das generell im Portal mit.
Mein REC BMS hat im Wifi Modul eine 16GB SD Card, die auch alles Logt, Zellspannung, Temperatur, Strom, Fehler usw.
Bei den billig China BMS habe ich die Funktion nicht gesehen. Ich könnte mir aber gut vorstellen, dass zumindest Fehler gelogt werden, die der Hersteller auslesen kann.
Gerade wenns um Garantie geht ist das für den Hersteller wichtig.
Natürlich spielt das eine Rolle.
Wenn das BMS trennt, ist grundsätzlich schon alles zu spät. Das ist nur die letzte Notfallebene, die im Normalbetrieb niemals aktiv werden darf.
Ansonsten ist lt. Victron-Spec eine einzelne US5000 nicht ausreichend für 5000er oder gar 8000er Multis. Das ist zwar eine etwas theoretische Festlegung, die nicht nur vom max. Entladestrom kommt, aber es gibt diese Spec nunmal.
Ganz praktisch meldet das BMS 100A max. Entladestrom (bei älteren US5000 sinds 80A) , und der Victron hält sich auch daran. Das entspricht 1C. (Die 100A schafft ein 3000er natürlich nicht).
Diese 100A führen aber tatsächlich bei 10% SOC zu teils sehr niedrigen Zellspannungen. Kann man machen - ich würde es nicht (und tue es bei meiner Anlage auch nicht).
Oliver
Erst einmal vielen Dank für eure Gedanken und schnellen Antworten. Ich werde nun alle Antworten durchgehen und Feedback geben.
@carolus: Ich nehme ganz stark an, dass mein Multiplus 2 (48 5000) hauptsächlich auf den SOC Parameter regelt und lädt. Diese Werte kommen ja direkt vom BMS der US5000. Nichtsdestotrotz werden ja zusätzlich noch weitere Parameter vom Multiplus überwacht, wie z.B. der "DC input low-shutdown". Welcher die untere Schwelle darstellt, bei welchem der Inverter Abschaltet. Bei mir steht der bei 44V und liegt im Bereich der Spec. Was heißt der SOC stimmt nie? Alle Messwerte unterliegen irgendwelchen Toleranzen. Was sind da deine Erfahrungswerte? Bei der minimal SOC von 10% liege ich mit Faktor 2 über den in der Spec geforderten 5%.
@stromsparer99:
Ja, das sehe ich auch so, dass BMS sollte eigentlich von sich aus in der Lage sein eine Tiefentladung zu vermeiden. Das BMS ist auch in der Lage bei SOC 60% den Strom auf 0 zu begrenzen. Da wahrscheinlich eine Zelle aus der Reihe tanzt.
Ich bin mir gerade nicht sicher, ob der Multiplus die Zellspannungen loggt, dass prüfe ich. Ja, min und max der Zellspannungen kann ich mir über das VRM Portal anzeigen lassen. Aber prinzipiell werden alle Warnings und Errors geloggt, dass sollte eigentlich auch schon reichen.
Richtig, ich werde das Logfile mal anfordern.
Viele Grüße,
Patrick
@oliverso:
Multiplus 2 48 5000
Das Problem sollte doch unabhängig von Laderegler sein. Aber ich lasse mich gern auch des Besseren belehren.
Den maximalen Ladestrom habe ich auf 80A gesetzten. (recommended value aus der US5000 Spec.) Der Maximale continous Lade/Entladestrom ist der Spec mit 100A angegeben.
Und das ist das, was der Hersteller nun mal erlaubt. Auch wenn es sicher nicht immer das Beste ist. Der Hersteller kann uns nicht erzählen, dass wir die Parameter aus seiner Spec nicht anwenden dürfen.
Das es "zu spät ist, wenn das BMS trennt" hmm, da bin ich minimal anderer Meinung. Ja, das ist definitiv nicht der Normalbetrieb, es ist ein Problem vorhanden. Trotzdem darf der Akku keinen Schaden nehmen.
Auf lange Sicht ist es natürlich gesünder zwei US5000 am Multiplus 5000 zu betreiben. Das habe ich auch vor. Aber trotzdem bin ich der Meinung, dass sich mein System auch mit meinem Aktuellen Setup im Rahmen der Hersteller Spec bewegt!? Ich tue also nichts was mir die US5000 Spec verbietet!?
Gruß,
Patrick
Das passt aber irgendwie nicht zusammen.
Der SOC ist ein Rechenwert,, der definiert ist als Integral über (Strom mal zeit), Normiert auf die Kapazität.
Wenn du über den Strom integrierst, der Strom aber nich genau gemessen ist, so integrierst du die Fehler des Stromes über die Zeit. Und damit wird der SOC immer schlecher, je länger er nicht synchronisiert wird.
Und wenn der SOC nicht geau ist, dann stoppst du nicht bei 20 % und bei 98 % sondern irgendwann. Und wenn irgendwann dann ungünstig ist, wird ungünstig.
Das Kann das BMS nicht, und es ist nicht sein Job.
Ausser du meinst das in dem Sinne, dass es den Akku trennt, wen UVP bedingungen erreicht sind.
Wenn bei 60 % eine Zelle aus der Reihe aus der Reihe... also dann ist dein Anlagenzustand etwa wie deine geplante Urlaubsfahrt, du nimmst das falsche Auto (das ohne Gepäck), mit leerem tank, TÜV abgelaufen, und vergisst dein Frau mitzunehmen. Und merkst das erst, wenn du beinahe da bist.
Die Specs für die Anzahl der Pylons, sind für eine ganz andere Situation gedacht. Es geht darum was passiert wenn der Multi im Inselbetrieb ist und ein WR über den AC-Out den Speicher lädt. Hier gehts nur darum dass der Akku die Energie aufnehmen kann bis der WR über Frequenzschifting runter geregelt wird. Das muss auch funktionieren wenn die Zellen schon bei 3,45V sind und dann schnell oben raus laufen könnten. Deshalb muss der Akku eine gewisse Kapazität haben um den Trägheitsmoment des Frequenzschiftings zu überleben.
Und natürlich ist es nicht zu spät wenn das BMS trennt. Ich kenn jetzt die Grundeinstellung vom Pylon nicht, aber hier sind sicher mindestens 3V Zellspannung als Min eingestellt. Eher mehr.
Funktionieren muss es, aber nicht auf kosten eines Akkus, der die 3,65 V überschreitet.
Dann muss man eben 3,39 V als Ladeendspannung nehmen, dann passt bei 280ern noch eine oder zwei Ah hinein.
Man kann nicht einfach den Akku Aus der spezifikation betreiben, nur um den WR zu retten.
Der 5000er kann nur 70A Ladestrom. Wie warm wird denn die Batterie beim Laden mit voller Leistung?
Ansonsten: ja, Pylontech erlaubt 100A Entladestrom und eine Entladung bis runter auf 10%.
Das ist aber beides an den Grenzen der Spezifikationen, und wenn dann die 100A bei nur noch 10% SOC gezogen werden, wirds halt heftig für die Batterie. Keine Ahnung, wie oft das bei dir vorkommt.
Hast du denn einigermaßen regelmäßig auf 100% aufgeladen, mit ausreichend langer Absorptionszeit, damit der Balancer auch arbeiten kann?
Oliver
Noch einmal vielen Dank für eure Antworten. Ich sehe, Wissen ist hier im Forum vorhanden, das freut mich sehr. Vielleicht kurz zu mir, ich bin Hardwareingenieur mit über 20 Jahren Berufserfahrung. Also auch nicht ganz auf den Kopf gefallen Das Thema Akku Technik ist nicht mein Kerngebiet aber ich freue mich natürlich immer wenn ich dazu lernen kann!
@oliverso:
Ja natürlich integrieren sich über die Zeit die Messfehler auf. Ich verstehe deinen Einwand. Deswegen haben ich den min SOC schon auf 10% und somit einem Faktor zwei für die Fehlertoleranz.
Jetzt mal anders gefragt, wenn ich einen "intelligenten Speicher" am Multiplus habe, regelt der nicht immer auf den gelieferten SOC Wert vom Speicher? Was bedeutet das ich gezwungen bin, diesen Wert mit gewisser Toleranzbetrachtung zu vertrauen.
Genau das meinte ich..
Vielleicht noch einmal kurz zurück zu Ausgangsproblem. Der Händler behauptet ich habe den Akku Tiefentladen und bin verantwortlich für den Defekt.
Fakten:
- min SOC ist bei 10% eingestellt
- der "DC input low-shutdown" vom Multiplus steht bei 44V
- Das BMS sollte die Zellen vor Tiefentladung schützen (UVP), Speicher wird im Fehlerfall getrennt
- Maximalen Lade/ Entladeströme habe ich laut Pylontech Manual nicht verletzt
Nun die spannenden Fragen. Haben die Zellen von Haus aus einfach eine schlechte Qualität, die zu diesem Problem führt? Oder könnte ich trotdem Schuld sein an dem Defekt des Speichers, bzw. an einer angeblichen Tiefentladung? Habe ich doch in irgend einer Weise die Spec des US5000 verletzt?
Danke und Gruß,
Patrick
@oliverso Du sagtest bei SOC 10% und 100A Entladestrom kann es zu niederigen Zellspannungen kommen. Das werde ich mir auf jeden Fall auch anschauen und berücksichtigen.
Nichtsdestotrotz verletze ich auch damit nicht die Spezifikation des US5000 Speichers.
Tja, Eine Variante kann ich mir vorstellen.
Du hast den Akku entladen bis UVP. Und stehenlassen.
Nach genügend langer Wartezeit ist die Spannung durch den BMS Eigenverbrauch weiter runtergegangen... und hat jetzt echte Unterspannung.
Das wäre dann vielleicht schon in deiner Verantwortung, du hättest etwas laden können.
Wie ist denn die balance der Zellen ? Kannst du aufladen ? Oder die istspannungen der Zellen ?
Was verstehst du unter „regeln“? Da regelt nichts und niemand irgend etwas.
Der angezeigte SOC ist der, den die Batterie an den Multiplus meldet. Meldet die 10%, stellt der Multi das entladen ein.
Natürlich ist der SOC-Wert mit Toleranz behaftet, wie jeder irgendwie ermittelte und angezeigte SOC-Wert.
Ob deine Batterie jetzt allerdings von Anfang an eine Macke hatte, oder tatsächlich durch falsche Behandlung kaputt ging, ist natürlich schwer zu sagen.
Hast du denn die Logfiles, aus denen der Hersteller die Tiefentladung ableitet, und kannst das nachvollziehen?
Oliver
P.S. Mach den Victron-Unterlagen sind doch keine 2 US5000 gefordert. Das hatte ich falsch im Gedächtnis.
P.P.S Haat du nun regelmäßig auf 100% geladen, oder nicht?
@carolus :
Ja es gibt diese UVP Sicherheitsstufe aber mir ist nicht bewusst, das diese jemals aktiv war. Das hätte auch sicher einen Eintrag im Victron VRM Portal gegeben.
Selbst wenn diese UVP aktiv gewesen wäre, stande der Akku auf keinen Fall längere Zeit in diesem Zustand. Selbst in den dunkelsten Wintertagen gab es etwas Energie für den Speicher. Ebenso lädt auch der Multiplus den Speicher aus dem Grid nach.
Aktuell befindet sich der US5000 noch beim Lieferanten. Wie gesagt, der Speicher lässt sich nur bis SOC 60% laden. Dann unterdrückt der US5000 den Ladestrom. Das verhindert auch tatsächlich der US5000. Ich habe den Speicher testweise mit einer Konstantstromquelle geladen und etwas mit der maximalen Ladespannung gespielt. Das führt zu dem gleichen Ergebnis, bei SOC 60% sinkt der Strom recht schnell auf 0A. In diesem Zustand ist die niedrigeste Zellspannung 3,3V und die höchste Zellspannung 3,5V --> 200mV Drift.
Hmm, das ist schon eine einfache Regelung. Du hast als Rückführung die SOC Information des Akkus. Und je nach dem ob es eine Abweichug zwischen "SOC ist" und "SOC soll" gibt fließt der Ladestrom oder eben nicht. --> einfache Regelung, auch wenn es hier keinen I oder D Anteil gibt.