Konzept für Umrüstung eines Altbaus aus 1930er

Hallo!

Vorab vielen Dank an all die vielen Leute, die hier ihr Wissen und ihre Erfahrungen teilen! Ich habe sehr fleißig dieses und andere Foren gelesen. Das hat mir schon sehr weitergeholfen!

Ich habe ein Haus gekauft und überlege, wie man das Heizungssystem umgestalten kann. Ich habe mir einige Dinge zusammengereimt, aber bin natürlich neugierig, wie eure Einschätzungen, Tipps und Empfehlungen so sind!

Stand der Dinge:

  • Haus Baujahr 1935, in den 1990ern kernsaniert, ca. 160qm Wohnfläche
  • Außenwände nicht gedämmt
  • Dach in den 1990ern ausgebaut und gedämmt
  • Fenster 2fach verglast aus den 1990ern oder tw. jünger
  • Bisherige Heizung: Gas Niedertemperatur aus ca. 1993, auch für Warmwasser
  • Laut Bedarfsausweis Klasse H, 278 kWh Endenergiebedarf
  • Jahresmitteltemperatur 10,5°C, Normaußentemperatur -8,2°C, Klimazone 5 (Nordwestdeutschland)
  • Home Assistent wird viel genutzt

Idee:

  • Nach und nach umrüsten und die alte Gasheizung überflüssig machen (aber erst rausschmeißen, wenn kaputt)
  • Fassadendämmung wäre möglich, ist aber auch sehr teuer à wird eher nicht gemacht
  • Außerdem ist es kaum/schwer möglich, Flächenheizungen zu installieren.
  • Nach allem, was ich so gelesen habe, wäre LWWP möglich, aber nicht sehr sinnvoll à Split-Klima zum Heizen besser?!
  • PV-Anlage mit Speicher soll auch kommen, Solarthermie nicht

Erdgeschoss

  • Bislang: unter allen Fenstern Rippenheizkörper in Nischen
    • Flächenheizungen (Deckenheizung/Fußbodenheizung/Wandheizung) sind nicht möglich (Stuckdecken, Parkettboden), die Nischen sollen gedämmt werden
    • normale Heizkörper für eine LWWP könnte man installieren
  • Idee: Potente Multisplit mit zwei Innengeräten (IG) im Wohnzimmer und ein Außengerät (AG)
  • Zwei Rohrlüfter von Wohnzimmer zum Flur (blau markiert)
    • Kann nach Bedarf (Steuerung mit Home Assistent) Luft aus dem Wohnbereich in den Flurbereich transportieren, um dort eine gewissen Temperatur zu erreichen
  • Hinter der Schrankwand (unten rechts) ist eine Wandheizung installiert, um Schimmelbildung zu vermeiden. Wenn irgendwann mal die Gasheizung rauskommt, könnte man diese mit einer Brauchwasserwärmepumpe bedienen
  • Infrarotheizung in Gästebad

Obergeschoss

  • Bislang „normale“ Heizkörper installiert
  • Idee:
    • Infrarotheizungen in den beiden Badezimmern
    • Eine Single-Split-Anlage pro Raum?
    • Flur keine eigene Heizung
  • Oberhalb von Flur/Bad ist ein Flachdach, auf dem man die Außengeräte installieren könnte

Dachgeschoss:

  • Kleine „normale“ Heizkörper sind installiert
  • Eine Single-Split-Anlage pro Raum
  • Installation auf dem Flachdach

Keller: Brauchwasserwärmepumpe dort, wo jetzt die Gasheizung steht. Würde dessen Abwärme mitnutzen, solange noch in Betrieb. (Vielleicht kommt eine Gefriertruhe in den Raum?)

Hier sind die Grundrisse:





Viel einfacher ist es, wenn du den tatsächlichen Verbrauch kennen würdest. Kein berechneter Wert.

Rippenheizkörper mit welcher Leistung?
Sollen alle Räume exakt so bleiben wie sie sind oder willst du was zusammenlegen/erweitern?

Hallo,
wenn du das große, schlecht gedämmte Haus künftig nur mit Strom (Wärmepumpen) beheizen willst, solltest du vorab klären, wie hoch du deinen Stromanschluss belasten darf (Netzbetreiber fragen) und ob dein Sicherungskasten genug Platz hat. So wie es ausschaut willst du ein Dutzend Klimasplit einbauen. Das wird nicht ohne Zusätzliche Kabel gehen.

Bei dem Energiebedarf wird das Heizen immer einige Kosten verursachen. Vielleicht hast du das Glück der doppelten Außemmauern mit Luftspalt. Den kann man ausblasen und damit die Wärmeverluste reduzieren. Das ist viel preiswerer, als eine zusätzliche Dämmung außen anzubringen. Mit Zuschuss der Bafa kann man einen Energieberater beauftragen, bzw. sofern du den Wärmepass hast und er nicht nach Verbrauch sondern nach Bedarf gerechnet wurde, dann sollten dort die Wärmedurchgangswerte für die Bauteile ausgewiesen sein. Deine Fenster aus den 90gern sind mögicherweise durch Austausch der Gläser (Rahmen bleibt) zu verbessern.

Deine Ausgangssituation ist ähnlich meiner, 1938 Bj Ziegel massiv.
Ich habe bei der Renovierung die alten Rippenheizkörper gegen Typ33 ausgetauscht und die Gasheizung optimiert. Leider kann die alte Gasheizung in der Vorlauftemperatur gar nicht soweit runter wie sie es müsste.
Ich habe den Gasverbrauch von über 50000kw/h auf ca 35.000kw/h gesenkt. (inkl. Warmwasser)
Mein nächster Schritt wird eine BWWP sein, damit ich die Gasheizung im Sommer komplett ausschalten kann.
Bei der Heizung bin ich von Splitklimas nicht abgeneigt, aber ich tendiere mittlerweile eher zu einer LW Wärmepumpe als Hauptheizung.

Hallo @roterfuchs und die anderen. Ich habe mittlerweile die Verbäuche der Vorbesitzern bekommen (inkl. Warmwasser):

2021: 50.000kWh Gas (4200kWh Strom) (Corona-Lockdowns? Viel zuhause?)
2022: 35.000kWh Gas (2500kWh Strom)
2023: 38.000kWh Gas (2000kWh Strom)
2024: 39.000kWh Gas (2000kWh Strom)

Die Rippenheizkörper im WoZi verbergen sich in Nischen, vor die auch noch Wiener Geflecht montiert ist, aus optischen Gründen.
Die Räume sollen ansonsten so bleiben wie skizziert.

40.000 kWh im Jahr an Gas ist schon heftig. Wenn du auf Wärmepumpe umstellst, wirst die vielleicht Faktor 6 niedriger liegen mit Stromverbrauch. Das sind immer noch 6700 kWh bzw. bei 30ct/kwh 2000 Euro an Heizkosten im Jahr.

Bei solchen Altbauten kannst du viel Heizkosten sparen, wenn du konseqent bedarfsweise heizt und akzeptierst, dass es in den Fluren vielleicht nur 12 Grad im Winter ist. Wir sind über so ein Heizverhalten von früher 20.000 kWh Gas erstmal auf 10.000 kWh Gas runter gekommen. Und jetzt mit Split-Klima auf < 1000 kWh Strom, Gas läuft nur 1 Woche im Jahr und das auch nur, damit die mal ein bisschen was tut und nicht kaputt geht. Ok, solche Einsparungen gehen in dem Umfang nur, wenn man da wirklich sehr konsequent ist.

Ich würde schrittweise vorgehen und im Wohnbereich erstmal eine 4kW Nepura einbauen. Und dann mal schauen, wie stark die schon entlastet. Die kann einiges mehr an Leistung bei besserem SCOP, als die meisten Multisplits. So hast du den größten Wärmebedarf mit einer effizienten Anlage abgedeckt. Später kommt vielleicht noch eine zweite Single-Split ins Erdgeschoss.

Nach einem Winter wirst du ganz gut wissen, wie das mit Split-Klima klappt, ob das alle Bewohner ok finden und das der richtige Weg ist.

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Hallo @win ! Vielen Dank für die Einschätzung! So ähnlich dachte ich mir das auch, also erstmal nach und nach anfangen und zwar im Wohnzimmer. Dann den ersten Winter abwarten und mal schauen, wie sich das so anfühlt.
Ich habe mit einem Installateur gesprochen, der meinte, beide Versionen (alles Split vs. LWWP) wären möglich, es hängt auch natürlich vom Empfinden ab (Luftzug, Strahlungswärme) etc. Aber ja, vielleicht erstmal eine Split und dann mal sehen. Wenn es dann doch mal eine LWWP wird, stört die Split ja nicht (im Gegenteil).
Eine Frage: spricht etwas dagegen, zwei der vielen Rippenheizkörper im Wohnzimmer schon auszubauen? Da soll die neue Küche hin. Eigentlich nicht, oder? Denn ich würde ja sowieso versuchen, gar nichts mit den Heizkörpern mehr zu machen...

Wenn möglich, würde ich erstmal einen Winter abwarten. Wenn du nur erstmal ein IG im WZ installierst, weißt du nicht, ob das reicht oder du noch mit Gas zuheizen musst.

Wenn du später doch auf LWWP gehen willst, dann sollten auch neue Heizkörper wieder eingebaut werden können. Also nicht auch die Rohre wegflexen.

Hallo , stellt sich natürlich die Frage wie viel Du bzw Family wirklich den ganzen Platz beheizt brauchst ....
Altbau heißt aber wiederum auch - Massivbau - was wiederum heisst ein Kapital an Speicher ist vorhanden , in Form von Masse ! was eventuell gut sein kann diese bei Überschuss an Strom auch mal zu " überhitzen"
-Das mit der Außendämmung würde ich mir noch mal überlegen .

  • Ich lese nicht raus was Du für ein " Kapital" bzw Fläche für eine PV zu Verfügung hast , den Steinspeicher der Aussen und Innenwände , auch den Keller kann man ja für die ganz kalte Jahreszeit mit PV und deren Überschuss schon vor temperierten .... Schwierig einzuschätzen aber .... Interessantes Projekt jedenfalls .... Apropos Abneigung gen Solarthermie und Aussendaemmung .... , da gibt's vielleicht etwas was passen könnte .... nennt sich Transparente Wärmedämmung oder früher bekannt als Trompe -Wall .... https://www.qpractice.com/ncidq-glossary/trombe-wall/
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Zuerst muss man das ein wenig bröseln, das geht sehr schwer wenn es nur pauschale Werte gibt, der Rest ist theoretische Glaskugel.

40 000kWh im Jahr mit Gasheizung sind ungefähr 36 000kWh benötigte Wärme. Davon geschätzte 2000kWh für Warmwasser (bei Zirkulation fast schon 4000kWh). Ergibt 34 000kWh für Heizung, 2000kWh Warmwasser.

Warmwasser mit Brauchwasserwärmepumpe ergibt bei COP3 weil im Heizraum: ca. 700kWh Strom für Warmwasser, ggf. wenn Zirkulation dann mit der Wärmepumpe auf ca. 40°C und den Rest über einen integrierten Wärmetauscher mit Gas auf 60°C hoch. Ggf. 2 Systeme kombinieren.

Muss ganz ehrlich sagen, die Aufteilung deines Hauses wäre für mich nicht geeignet. :wink: Keller wird wohl nicht beheizt.

Wenn es meins WÄRE:
Dachgeschoss wäre mein Schlafzimmer. Wunderschön mit Balkon, auf der anderen Seite ein kleines Zimmer wenn man ein Baby hat mit nem Bett damit der Partner schlafen kann wenn die Nacht heftig wird, wenn Kinder schon größer ein Umkleidezimmer. Wenn das offen ist reicht da eine Klimasplit im Umkleidezimmer aus, je nachdem wo die steht hört man die dann im Schlafzimmer kaum. Idealerweise wäre aber noch oben links ein kleines WC. Der Wasserstrang ist unten drunter sowieso vorhanden, müsste also gehen.

OG würde ich umbauen.


3 quasi gleichgroße Kinderzimmer. Auch wunderbar mit einer Multisplit-Klimaanlage heizbar. WC, WC und Bad mit einem Bayernlüfter zum entlüften und eine Lüftungsanlage um die warme Luft innerhalb dieser Räume zu verteilen. Da ist es egal ob man den anderen duschen hört (schalltechnisch) aber wenn nur einer duscht sind alle 3 Räume warm.

EG würde ich auch eine Multisplit nehmen für das große WZ.
Desweiteren eine Klimasplit in dem Vorraumbereich über der Küchennische und mit einer Lüftung dort die Luft komplett einmal rum zirkulieren lassen. Ich hätte vor der Treppe eine Tür, eine Schiebetür, damit die Wärme nicht die Treppe hochzieht bzw. runtersickert.

Das wäre aber nur meine Vorstellung (für mich ist die Küche sowieso zu klein.


EG: 2er Split besser 3er Split (bei der Couch rechts auch noch eine),
WC Heizlüfter + Glühbirne, Gang/Küche Einzelsplit/Monoblock mit 2 Löchern raus
OG: 3er Split für Flur, Kinderzimmer, Arbeitszimmer
DG: 2er Split für Kinderzimmer (21,64qm) + Schlafzimmer OG 21m² wegen gleicher größe. Das KiZ wird mehr benötigen weil 2 Dachschrägen und mehr Außenwand. Sollte dann aber kein Problem sein. Dort wegen der Mudulation achten, dass wirklich die Geräte 2 Leistungen erbringen können. Sonst wird ggf. das Schlafzimmer zu warm.
1er Split Kinderzimmer

Würde machen:
2x 3er Split
1x 2er Split
2x 1er Split

Zuerst im Wohnzimmer 3er und dann die 2er Schlafzimmer,Kinderzimmer wäre wohl meine Priorität. Dann die andere 3er für KiZ, Flur, Arbeitszimmer sowie die 1er fürs weitere KiZ.Als letztes die unten für Küche.
So würde ich es machen.

Bei JAZ von geschätzten 4-5 ist man dann bei 8000 - 6400kWh Heizstrom. Sind ungefähr bei 40ct = 3200€ - 2560€. Plus BWWP 280€.
Investition: ca. 20 000€. Gaskosten bei 40 000kWh im Durchschnitt bei 10ct sind 4000€.
20 000€/1000€ Ersparnis = 20 Jahre. Wenn der Strom z.T. mit PV käme, DANN würde sich das eher rechnen. In ggf. 10 Jahren.

Wir haben ein Haus von 1890, bei dem inzwischen ein 3 schaliges Mauerwerk -
Klinker - Luftschicht - Doppelkinker - Luftschicht - Kalk-Sandstein und später eine 140mm Aufdachdämmung installiert wurden.
Fenster und Haustür sind auch erneuert worden.
Wir haben jetzt einen Energiebedarf von 65,4W/m² (Klasse B)
Vor dem Umstellen auf WP haben wir rund 15000kW an Gas/Pellets verbraucht.
Daher würde ich auch schauen, wo Du günstig die Isolierung des Hauses verbessern kannst.

Ideensammlung:
Altbau kühlt schneller aus bei Wind. Der muss gebremst werden. Vielleicht hilft eine vorgehängte PV-Fassade. Die ist dann eh dunkel und wärmt.
Vielleicht ist eine Sole-Wasser-WP die bessere Wahl. Aussen-WT oberhalb des Erkers montieren. Der kann sich erwärmte Luft von der Vorhangfassade aus PV holen. Tagsüber eh sonnenwarm, nachts vom Haus vorgewärmt.
Eine EG Multisplit wenns das werden soll wär auch gut aufgehoben aufm Erker.

Hallo!
@roterfuchs, wow, danke für die super ausführliche Antwort, ich bin beeindruckt. Eine Idee zum Umbau oben habe ich mal in den Hinterkopf aufgenommen, aber ganz viel wollen/könne wir nicht machen - aus verschiedenen Gründen.
Im Gegensatz zu @win plädierst du ja eher für Multisplit im Wohnzimmer...hm...wahrscheinlich gibt es darauf keine eindeutige Antwort.
PV Anlage kommt auch. Die Rechnung, die du aufgemacht hast, kann ich nachvollziehen. Allerdings fällt die Abwärme (eigentlich ist es ja keine Abwärme, sondern nur Verlustwärme (sagt man das so) der Gastherme ja immer mehr weg, wenn sie weniger benutzt wird.

@c1olli ich würde auch gerne Dämmen. Vielleicht muss ich mich da doch mal auf Recherchereise begeben. Ich habe bislang gar keine Vorstellung, was z.B. ein WDVS System kosten würde.
Aber ein paar andere Ideen wurden ja auch geäußert. PV-Fassade (@tageloehner) oder Trompe (@L-Eric)...
So viele Ideen...

Naja , da trift halt eine Uralt Temperierungs und Warmluftaustausch (Trompe) Idee auf einen hochmodernes PV Modul Produkt das pro m2 wohl fast alle Baustoffe einer Gebäudehülle im Preis unterbietet und auch noch Strom liefert :grinning_face:, welches man schon gedanklich und technisch und wohl auch recht günstig zusammenfügen kann zu einem heut zu Tage sehr nützlichem Plan für den Altbau (wenns die Fassadenoptik hergeben darf)

Böse Münder sprechen ja gerne an, dass eine aufwendige Dämmung sich erst nach soundso bis gar nicht Jahren rechnet , weils wohl ein recht grosses Investment ist ... , nur wohl werden die wohl immer ruihger , bei den jetzigen Energiepreisen ...

Ganz im Gegenteil: Es hat sich nie gerechnet und rechnet sich heute bei Einsatz von Wärmepumpen noch weniger. Bei einer kompletten Fassadendämmung ist man schnell bei 30.000-40.000 Euro. Dafür spart man dann vielleicht 10.000 kWh Wärme im Jahr, macht 2500 kWh Strom, macht 750 Euro im Jahr.

Lege ich 40.000 Euro auf die Bank mit derzeit 2,5 % Zinsen, sind das 1000 Euro. Also schon selbst nur bei den Zinsen rechnet es sich nicht. Die 40.000 Euro Investition ist also niemals wieder zu bekommen.

Da müssen schon andere Argumente her wie Wohnkomfort oder ökologisches Handeln.

Mit Fassadendämmung ist es auch nicht getan. Wer seinen Altbau komplett vom Keller bis Dach ordentlich dämmt, wird oft auch gleich ein neues Dach machen lassen. Dann ist man bei 120.000 Euro. Rechnet sich dann noch weniger.

Und was jetzige Energiepreise angeht: Wir beziehen so günstig Strom, wie lange nicht mehr. Vor 10 Jahren haben wir mehr bezahlt.

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