Klimaanlage als Hauptheizung im EH40-Neubau

Hallo zusammen, ich bin mir nicht sicher, ob dieser Thread besser in die Kategorie "Passivhaus- und Autarkiekonzepte" passt. Da es mir aber primär um die Wärmeerzeugung geht, habe ich es mal dieser Kategorie zugeordnet.
Nun aber zum Thema. Ich plane derzeit einen Neubau in der Nähe von Dresden. Der Bauvertrag ist soweit auch schon unterschrieben. Es wird ein zweigeschössiges Einfamilienhaus in Holzständerbauweise im EH40-Standard mit ca. 150m² auf Bodenplatte. Die Außenhülle wird sehr gut gedämmt (Dach/Wand U=0,12W/m²K; Fenster Uw ca. 0,8W/m²K). Mit diesen Werten erreichen wir wahrscheinlich fast Passivhausstandard. Hier im Elbtal ist die Norm-Außentemperatur zwar mit -13°C recht niedrig, aber in den letzten 10 Jahren kam das doch extrem selten vor. Selbst Schnee ist hier eher selten. Dafür haben wir recht warme Sommer und gehören häufig im Sommer zu den Temperaturspitzenreitern.
Nun mache ich mir seit einiger Zeit Gedanken über das Heizsystem. Das Angebot sieht bisher "klassisch" den Bau einer LWWP mit Fußbodenheizung zu Kosten von ca. 34000€ vor. Außerdem ist eine zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung geplant. Nach vielem Lesen und Youtube schauen bin ich aber fast überzeugt, dass eine wassergeführte Heizung für meinen Fall nicht die beste Lösung ist.
Als Alternative habe ich mir folgendes Konzept überlegt. Es soll jeweils zentral im EG und OG eine Singlesplit-Klimaanlage für Kälte und Wärme sorgen. Im EG sollte die Wärmeverteilung unproblematisch sein, da es fast nur ein großer Raum ist. Im OG gehen vom zentralen Flur einige Räume ab. Um diese an kalten und dunklen Tagen sinnvoll zu beheizen, müssten die Türen zum Flur wahrscheinlich tagsüber offen bleiben. Ich bin zwar ein Fan von offenen Türen, aber sicherlich funktioniert das nicht immer. Die Lüftungsanlage unterstützt sicher etwas, aber reicht sicher allein auch nicht. Somit plane ich als Backup für jeden Raum eine Steckdose für eine IR-Heizung an der Decke. Gleiches plane ich für bedarfsweise wärmere Temperaturen im Bad. Das Warmwasser soll über eine Brauchwasserwärmepumpe im Technikraum (EG) erzeugt werden. Hier bin ich mir noch unsicher, ob ich diese per Umluft betreibe oder die Luftein-/auslässe nach außen führe.
Folgende Vorteile sehe ich in meinem Konzept:

  • ca. 20000€ weniger Investkosten (entspricht fast 100€ monatlich) bei ungefähr gleichen Verbrauchskosten (evtl. sogar geringer)
  • Kühlen und Entfeuchten im Sommer möglich
  • deutlich weniger Komplexität des Systems
  • deutlich schnellere Reaktion auf Temperaturschwankungen bzw. Wärmebedarf
  • zusätzliche Luftfilterung
  • Komplettausfall unwahrscheinlich, da mehrere unabhängige Geräte genutzt werden
    Ein paar Nachteile sehe ich natürlich auch:
  • optisch wahrnehmbar (wenn auch nur gering)
  • akustisch wahrnehmbar (wenn auch nur gering)
  • evtl. Nachteile beim Wiederverkaufswert
    Da hier im Forum einige ein ähnliches Heizsystem haben, wollte ich um Feedback zu meinem Plan bitten. Meist findet man nur Erfahrungswerte aus schlechter gedämmten Bestandsbauten. Würdet ihr es auch so machen? Seht ihr Probleme oder Nachteile, die ich nicht adressiert habe?
    Ich habe wirklich schon viel dazu gelesen. Es gibt ja auch die super Studien vom Passivhaus in Darmstadt. Dennoch habe ich minimale Zweifel, weil kein Hausanbieter ein solches Heizkonzept anbietet. Habt ihr vielleicht ein Erklärung dafür?
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Hab sowas ähnliches für unser 2014 auf KfW-100 gedämmtes RMH mit 5500 kWh Gas / Jahr inkl. WW und ner Heizlast von worst case etwa 2 kW vor (mit KWL mit Feuchterückgewinnung). Die zwei Klimaanlagen Menschen, die mal hier waren, konnten mir leider auch nicht mit Erfahrungswerten dienen ... aber hielten es zumindest nicht für völlig abwägig. Du hast ja sicherlich theoretische Werte für die Heizlast der verschiedenen Räume? Ggf. kannst Du Dir ja platztechnisch die Option vorbehalten noch ein Heizregister in die KWL Zuluft einzubauen, das per Splitklima oder wie man das dann nennt gefüttert wird.

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@ddrausch deine Gedanken sind logisch konsistent und die Vor- und Nachteile aus meiner Sicht gut wiedergegeben.

Vorneweg: warum das aktuell niemand standardmäßig so anbietet kann nur damit zu tun haben, dass klassische Heizungsbauunternehmen das entweder nicht so auf dem Schirm haben oder nicht den Mut haben, das umzusetzen. Deutschland ist ein Land der Zentralheizungen (früher war "Zentralheizung" ja sogar ein wichtiges Ausstattungsmerkmal für den Hausverkauf ;-)) und so sind die Heizungsbauer auch zentral-Heizungsbauer.

Das sagt erstmal gar nichts darüber aus, ob das technisch gut funktioniert oder nicht.

Ich würde sagen, dass das bei dir hervorragend funktionieren kann. Die Daten passen alle und selbst in unserem Altbau funktioniert das großteils als standalone Heizung. Die Frage ist, ob die Ersparnis den etwas geringeren Komfort ohne FBH für dich kompensiert. Die Kühl- und Entfeuchtungsfunktion der LLWP ist natürlich auf der anderen Seite ein riesen Vorteil für den Komfort im Sommer.

Wenn du die BWWP im EG aufbauen würdest, musst du entweder viel Abwärme im Technikraum haben (Wechselrichter/Batterie/Elektrogeräte etc) oder solltest eher die Luft von außen nehmen, da sonst der Raum die Wärme hauptsächlich aus dem Haus entnimmt.

Wäre ein Durchlauferhitzer für euch auch denkbar? Energetisch und hygienisch ist das oft die beste Variante, weil das Wasser nur bedarfsweise erwärmt wird und keine Bereitstellungsverluste im Speicher/Zirkulation entstehen (diese machen oft über 50% der WW Energie aus). Wenn neu gebaut wird ohne zentrale LWWP, kann man das sicherlich gut vorsehen (ist natürlich mit PV nicht so extrem gut kompatibel wie eine BWWP).

Ansonsten kannst du das aus meiner Sicht total gut mit LLWP alleine hin bekommen, würde ich ohne detaillierte Projektkenntnisse aus der Ferne sagen :+1:.

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Kanal-Innengerät und da mit dran -> Komplettlösung. Gibts ja von allen namhaften Herstellern und ist anderswo, z. B. Amiland, eh Standard. In nem (fast) Passiv-Neubau IMHO das Sinnvollste.

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Wenn du eine zentrale Lüftungsanlage hast, bietet es sich doch so richtig an, da auch Warmluft zu verteilen.

Das hier kannst du dir auch mal anschauen:

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Von Daikin gibts z. B. auch Warmwasserbereiter/Puffer die wie ein Innengerät an ner Multisplit betrieben werden. Das spart dann auch noch die extra BWWP.

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Wie macht ihr die Dämmung der Bodenplatte? Die Bodenplatte selber isolieren oder Schürze (an der Wand in den Boden hinein die Dämmung um ein, zwei Meter verlängern, damit gewinnt man thermische Trägheit/Speicher und kann die Klimaanlagen auch mal etwas länger auslassen)? Vielleicht dabei eine günstige elektrische Bodenheizung (Komfort, Nutzung von Überschuss Strom, so der denn billig zu haben ist)?

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Hier ein detaillierter Bericht zu einer Dämmung der Bodenplatte mit Schürze, ist für eine Passivhaus Grundschule, aber interessant, weil man da die Wärmespeicher Wirkung schön mit Diagrammen und Messungen sieht:

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Genau die gleiche Erfahrung habe ich mit zwei etablierten Kältetechnikfirmen hier in der Region gemacht. Sie waren eher verwirrt mit meinem Anliegen, aber hielten es grundsätzlich für denkbar. Erfahrung dazu hatten sie keine. Teilweise wurden Bedenken angeführt, die sich aber widerlegen ließen.

Eine professionelle Heizlastberechnung habe ich noch nicht, aber ich habe meine Werte mal bei Ubakus eingegeben und eigene Berechnungen durchgeführt. Demnach liegt die Heizlast so ca. bei 3 bis 3,5kw. Hier ist es auch wieder fraglich, welches Verfahren man dazu nimmt. Wie ich in Studien gelesen habe, dann funktioniert die Heizlastberechnung nach DIN nicht für Passivhäuser bzw. Nahezu-Passivhäuser, weil bei sehr kalten Temperaturen in der Regel die Sonne scheint und somit wieder solare Erträge generiert.

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Über DLE habe ich auch schon nachgedacht und finde die Vorteile auch sehr interessant. Am Ende meiner Überlegungen bin ich aber wieder bei einer BWWP gelandet. Folgende Punkte sind für mich ausschlaggebend:

  1. Besser kombinierbar mit PV, da deutlich geringere Leistung notwendig.
  2. Trotz aller Verluste (innerhalb der thermischen Hülle) ist die die BWWP etwas effizienter.
  3. Bietet die Möglichkeit den Technikraum zu kühlen und zu entfeuchten.
Ob ich die BWWP mit Umluft nutze bin ich auch noch am überlegen. Eine Nutzung mit Außenluft im Winter und Umschaltung im Sommer zum Umluftbetrieb wäre auch interessant. Meine Idee war es den reinen Umluftbetrieb zu testen und sollte es im Winter doch zu kalt im Technikraum werden, dann lässt sich in meiner Vorstellung ein Außenluftbetrieb immer noch mit überschaubaren Aufwand nachrüsten.
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Leider müsste man dazu jemanden finden, der das so verbaut in Deutschland. Wäre die Heizleistung, dann an die Menge der Frischluft gekoppelt oder ist beides getrennt regelbar?

In Deutschland werden häufig dazu Kombigeräte verbaut. Was ich gelesen habe, sind diese leider nicht so effizient wie Klimasplits. Außerdem ist da die Heizleistung zumindest teilweise an die Stärke der Frischluftzufuhr gekoppelt, was dann wohl im Winter zu sehr trockener Luft im Haus führt.

Das System habe ich mir auch angeschaut und finde es auch grundsätzlich interessant, aber es hat meiner Meinung nach keine Vorteile zu meiner Lösung. Multisplit ist vor allem bei einem sehr gut gedämmten Haus keine so gute Idee, da man möglichst geringe Heizleistungen benötigt. Multisplit kann da leider nicht soweit runter modulieren. Außerdem hat man auch wieder einen Single Point of Failure.

Danke für die interessante Studie. Wahrscheinlich werden wir aber einfach die Bodenplatte selber isolieren. Die Schürze erscheint mir deutlich teurer und vermutlich hat hier auch keine Tiefbaufirma damit Erfahrung. Sicher wäre so ein Speicher nett, aber den riesen Unterschied wird das vermutlich nicht machen. Ich hoffe ja eher noch auf zukünftig sinkende Batteriepreise durch neue Batterietechnologien :slight_smile:

Also bei mir scheint die Nachts wenns am kältesten ist nicht... Und

hat jetzt auch nicht unbedingt die größte Speichermasse. Etwas takten wird sich bei den üblichen Wintertemperaturen meist über dem Gefrierpunkt wohl nicht vermeiden lassen. Da hätte die FB Heizung mit iher Speicherfähigkeit die Nase vorn. Dafür wirds mit LLWP bei Bedarf schneller wieder warm. Kompfortgewinn in den (tendenziell :sob: ) wärmer werdedenden Sommern und deutlich niedrigere Anschaffungskosten währen für mich wichtiger.

Da hast du natürlich recht. Laut Passipedia verlieren Passivhäuser aber so wenig Energie, dass eine kalte Nacht problemlos überbrückt wird. Ich denke das gilt auch für Holzständerhäuser. Du hast natürlich recht, dass die Speichermasse deutlich geringer ist.

Letztendlich kommen wir ja zur selben Schlussfolgerung, dass die Energiespeicherung bei Fußbodenheizung mit wassergeführtem System besser ist. Dies aber keine riesigen Vorteile in einem EH40-Haus bringt.

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Leider keine Erfahrung damit. Müsste man schon eine Lüftungsbauer finden der das sauber auslegen kann und um eventuelle Tücken weis.

Teilweise Umluft wär sicher ganz gut im Winter. Allerdings wenn jemand im Bad grad ein Ei gelegt hat oder in der Küche was odentlich brutzelt dann ist das ja vielleicht mollig warm und die Luftfeuchte passt aber im Wohnzimmer wollt ichs trotzdem nicht haben... Also wohl nicht komplett simpel zu lösen. Was es auf jeden Fall gibt sind geregelte Lufbefeuchtungssysteme für zentrale Lüftungsanlagen, halt wieder Mehrkosten und etwas Energieverbrauch.

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Welche Geräte würdet ihr denn für meinen Fall für das EG und das OG empfehlen? Darüber habe ich auch schon länger nachgedacht, aber komme zu keinem richtigen Entschluss. Ich denke im EG (offene 62m² Wohnküche mit Treppe ins OG) sollte ein etwas leistungsfähigeres Gerät kommen. Ich hatte z.B. die 3kw Daikin Perfera Nordic oder eine 3,5er MHI SRK-ZSX im Kopf. Möglicherweise reicht die schon für die meiste Zeit das ganze Haus zu beheizen. Im OG würde ich dann ein kleineres bzw. günstigeres Modell nehmen. Dort soll das Gerät in den zentralen Verteilerflur (13m²), wo die Türen zum Schlafzimmer, Kindern, Büro und Bad abgehen. Im Sommer könnte bei Bedarf das obere Gerät die Kühlung des Hauses weitestgehend übernehmen.

Welche Geräte sind zu empfehlen? Wichtig ist, dass sie weit herunter modulieren können und eine möglichst gute Regelung haben. Notfalls optimierbar über Home Assistant.

Beim Heizen würde ich auf Daikin setzen, die sind einfach deutlich besser, als viele andere. Eine Cold-Region finde ich gut, welche ide Hauptlast trägt. Und als Kleinere z.B. eine ATXD aus Italien bzw. eine Perfera/Stylish, wenn in Deutschland gekauft werden soll/muss.

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Würde ich genau so unterschreiben!

Wenn es um maximale Effizienz geht, nimm die cold Region, wenn esu um Design/Optik geht, nimm die stylish. Die trägt 0 auf und ist optisch maximal unauffällig im Raum.

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