Erfahrungsbericht Umstellung auf LNG-LWWP-Hybrid-Heizung

Hallo zusammen,

unser Haus ist 1928 gebaut worden und nicht gedämmt, lediglich die Fenster sind aus Isolierglas und seit letztem Sommer haben wir ein neues gedämmtes Dach.
Als 2021 der Ölkessel mit seinem 30. mal wieder einen runden Geburtstag gefeiert hat, war es für uns an der Zeit zu überlegen, wie es auf Dauer mit der Heizung weiter gehen soll.
Wir haben uns dann beraten lassen und mehrere Angebote eingeholt und sind am Ende zu dem Entschluss gekommen, die Ölheizung durch ein Hybrid-System aus LNG und LWWP von einem uns bekannten Installateur aus der Nähe ersetzen zu lassen.
Unter Hinzuziehung eines Energieberaters und Durchführung des legendären hydraulischen Abgleichs haben wir mit den in 2021 herrschenden Förderbedingungen die WP mit ihren 7 kW praktisch kostenlos dazu bekommen.
LNG übrigens, weil bei uns keine Erdgasleitung liegt und LWWP, weil uns eine Tiefenbohrung mit zu viel Aufwand verbunden war.
Das Hybrid-System war dann von Bosch, weil unser Installateur sich damit wohl am Besten auskannte und uns deshalb dazu geraten hat.
Im Ergebnis sind wir damit recht zufrieden.

Jetzt zu dem, was nicht so gut geklappt hat:
Zu Zeiten der Ölheizung mit etwa 20 kW Leistung für etwa 250 m² beheizter Wohnfläche ist diese an ganz kalten Tagen praktisch durchgelaufen.
Deshalb haben wir gedacht, wir legen den Gasbrenner auch auf diese Leistung aus, zumal es das Versprechen gab, dass er ja modulieren kann.
Woran wir nicht gedacht haben: Diese Beobachtung geschah, als das Haus noch 4 Wohnungen mit in der Spitze 12 Bewohnern hatte.
In 2021 waren es noch 3 Wohnungen mit 5 Bewohnern und jetzt sind es nur noch 2 Wohnungen mit 4 Bewohnern (und einem Kater).
Der Gasbrenner mit seinen 22 kW Spitzenleistung ist also total überdimensioniert.
Heute bei -5 Grad Außentemperaturund einer Vorlauftemperatur von 60 Grad moduliert er im Augenblick bei 40% = etwa 8 kW.
Der eine Nachteil ist, dass er nur bis 23% runter modulieren kann, was etwa 4,5 kW entspricht und darunter takten muss, was an kalten sonnigen Tagen gerne schon mal der Fall ist.
Der zweite Nachteil ist, dass er immer fest mit 60% startet und damit den Kessel so schnell aufheizt, dass er nach ein paar Sekunden sofort wieder ausgeht, also taktet wie blöd.
Das habe ich am Ende dadurch in den Griff bekommen, dass ich den Brenner auf 50% Leistung begrenzt und eine Taktsperre von 30 Minuten eingestellt habe.
Die 50% reichen bisher auch an kalten Tagen und zusammen mit der Taktsperre kühlt der Kessel weit genug ab, um nach dem Starten genug Wärme abzuführen, damit es für die Modulation reicht, bevor es dem Kessel wieder zu warm wird.
Was uns der Installateur auch vorher nicht erzählt hat: das war sein allererstes Hybrid-System.
Deshalb waren auch mehrere Versuche für die Montage erforderlich und am Anfang war es auf Standard eingestellt.
Standard bedeutet, dass die Anlage so lange mit der WP heizt, wie es eben geht und nur dann Gas zuschaltet, wenn es nicht mehr reicht.
Diese Einstellung hat natürlich zum Ergebnis, dass die WP bei niedrigen Außentemperaturen mit einem miesen COP am Limit ächzt und öfter mal abtauen muss und sich der Gaskesssel eigentlich langweilt und taktet.
Das freut den Stromlieferanten, weil die WP ordenlich an der Leitung saugt.
Und den Installateur, weil er dann öfter mal einen neuen Gaskessel einbauen darf.
Aber es geht auch anders:
Wir haben die Anlage im Augenblick so eingestellt, dass sie bei 6 Grad umschaltet: darunter nur Gas und darüber nur WP.
Damit laufen beide im Teillastbereich durch und sind weder über- noch unterlastet.
Fazit: WP geht selbstverständlich auch im Altbau mit Konvektoren, aber nicht alleine - die 60 Grad Vorlauf von heute sind definitiv zu viel dafür.

Gruß
Claus

1 „Gefällt mir“

Das Takten durch einen Puffer reduzieren wäre eine Lösung.

@roter Fuchs Ich glaube die MUSS sowieso einen Puffer haben um gefördert zu werden.
@clth Wieso sind 60 Grad Vorlauf zu viel. Ich gehe davon aus, du hast ein Brennwertgerät, da wundern mich die 60 Grad. Aber wenn du die Heizkörper nicht getauscht hast, sind 60 Grad eigentlich super. Ich habe ein Haus von 1904 Dreiglasfenster, Dach gedämmt, Mauern im Orignial mit 1 m Dicke. Habe ne Gas Brennwerttherme vor 25 Jahren einbauen lassen und die kam auf max 53 Grad (mit Tricks, normal knapp 50) Das hat fast überall gereicht, aber im Größten Raum kamen wir bei -10 nicht über 18 Grad, obwohl dort noch ein Heizkörper dazu kam. Diesen Winter heize ich ausschließlich mit Wärmepumpen und da es noch nicht kälter war als -6 Grad habe ich damit die räume auf 22 Grad bekommen. Klar kostet das Strom, aber nach derzeitiger Rechnung bin ich noch günstiger als mit Gas / WP gemischt. Allerdings hätte ich ein Problem mit noch tierferen Temperaturen, da da die Wärmepumpen nicht mehr ausreichen. Daher überlege ich auch was ich als Zusatz verwenden kann, erst recht weil ja diese Temperaturen nur an wenigen Tagen erreicht werden und ich die Investition nach meiner derzeitigen Rechnung nach meinem Ableben rentiert. Zur Zeit haben wir einfach noch ein paar Heizlüfter und Infrarotplatten falls es mal wirklich sehr kalt werden sollte. Aber das ist keine befriedigende Lösung. Vielleicht hat ja jemand ne andere Idee.
egal welche Heizung ich neu mache bin ich trotz Förderung bei ca 20000. Dafür kann ich viel Strom kaufen.
(achso unsere Gasheizung ist beim Hochwasser leider abgesoffen und war nicht versichert, daher diesen Winter nur mir LLWP)
Stefan

Die 60 Grad Vorlauf macht heute der Gasbrenner alleine.
So wie ich das verstanden habe, spielt unsere Bosch-WP nur bis 55 Grad.
Vielleicht kann sie ja sogar noch mehr, dann aber sicher nur mit Eis an der Rückseite und einem miesen COP.

BTW Bosch: Die haben sich auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert.

Bisher ist der Gasbrenner am Ende der Sommerpause zuverlässig nicht an, sondern auf Störung gegangen. Und zwar auf eine Störung, die einen Austausch notwendig gemacht haben. Was da getauscht werden musste, hat bisher der Installateur mit Bosch geklärt (Stichwort Garantie).
Mal sehen, wie es diesen Herbst aussehen wird...
Im Sommer ist die ganze Heizungsanlage aus, weil wir das Warmwasser mit Durchlauferhitzern erzeugen.
Als das Haus an die Wasserleitung angeschlossen worden ist, gab es nur Einzelöfen und keine Zentralheizung - und infolge dessen natürlich auch nur Kaltwasserleitungen.

Ich habe zur Überwachung von allem Möglichen einige Shellys am Start und bin deshalb einen gewissen Komfort gewohnt, was die Steuerung aus der Ferne angeht.
Bis Bosch soweit ist, wird wohl noch einiges Wasser unseren Bach hinab fließen.
Wir haben uns das LAN-Modul in die Steuerung mit einbauen lassen und eine Ent-Täuschung erlebt, was die Möglichkeiten angeht, die sich dadurch ergeben haben.
An dem Modul selbst lässt sich logischerweise alles ansehen und einstellen, soweit es überhaupt einstellbar ist.
Zu dem LAN-Modul gibt es für Endanwender die App HomeCom Easy.
Damit kann ich nicht:

  • irgendetwas einstellen
  • der WP über die virtuelle Schulter sehen - Hybrid kann das Modul nicht und deswegen gibt es die WP in der App auch nicht
  • dem Gaskessel vollständig über die virtuelle Schulter sehen - es gibt nur das, was Bosch zur Anzeige vorgesehen hat.

Nur der Vollständigkeit halber: Favoriten gibt es auch nicht, damit ich wenigstens direkt auf die Seite in der App kommen könnte, die mich interessiert.

Gruß
Claus

P.S: Bei uns war im Juli 2021 auch der Bach im Keller zu Besuch und hat alle dort befindlichen mit Strom betriebenen Geräte zugeschlammt - bis auf den Ölkessel - der hat überlebt...
An dieser Stelle großes Lob an Bosch oder genauer die BSH (Bosch-Siemens-Hausgerätegruppe).
Von denen haben wir nämlich für alle durch das Hochwasser zerstörten Geräte von BSH zu einem deutlichen reduzierten Preis gleichwertige Ersatzgeräte bekommen.

Und du hast wieder alle Geräte im Keller. Ich habe erstmal die Akkus und WR weiter rauf gebaut. Aber Heizung kann ich nicht woanders verbauen. Habe zwar jetzt ne Elementarversicherung aber keine Lust wieder so ein chaos zu erleben. Daher ist der Keller obwohl ca 180 qm nahezu leer.
55 Grad mit Wärmepumpe ist erstaunlich. Die die ich kenne machen ohne Heizstab knapp 50. Welchen COP hat sie denn bei 55 Grad. Ist das irgendwo ersichtlich ?
Stefan

Es handelt sich um eine Bosch Compress 7400i AW 7 OR und da steht in den Datenblättern etwas zu den Leistungsangaben gemäß EN 14511 bei W35 und W55.
Deshalb gehe ich davon aus, dass sie grundsätzlich 55 Grad Vorlauf schaffen müsste.
Zum COP bei 55 Grad steht da allerdings nix, nur zu W35.
Ich habe lediglich in einem Datenblatt eine SCOP Angabe gefunden:
"SCOP für durchschnittliches Klima, W55 °C, CS7400iAW AWMB – 3,30 3,48"
3,30 bezieht sich dabei auf die 5kW-Variante und 3,48 auf unsere mit 7kW.

Und den ganzen Keller leer räumen ist bei uns keine Option.
Dafür sind da zu viele Anschlüsse für Heizung, Waschmaschinen, Balkon-PV und so weiter vereint.
Das war ansonsten das allererste Mal mit einer echten Überschwemmung im Keller, weshalb wir bis dahin natürlich auch keine Versicherung hatten.
Und die Frage ist jetzt nicht, ob das noch mal passiert, sondern eher wann und wie viel Aufwand sich dafür lohnt.
Das meiste Wasser ist durch eine ziemlich undichte Tür rein gekommen - für die haben wir jetzt ein Schott.
Den im Keller vorhandenen Abfluß zum Bach können wir mit Teichfolie plus Gewicht drauf dicht machen.
Für den Rest haben wir jetzt eine ziemlich große Pumpe, die von einem Benzin-Aggi aka Moppel mit Strom versorgt wird.
Ich hoffe, das reicht beim nächsten Mal.

Gruß
Claus

Wohin pumpt die Pumpe? Geh mal davon aus, dass der Kanal auch mal dran ist. Eine Rückschlagsicherung im Kanal ist wichtig aber wenn Kanal voll ist und Keller voll, wohin damit?

Das Grundstück ist nach Norden zum Bach hin leicht abgeschränkt, der auf unserem Grundstück durch einen Kanal geführt wird.
Auf der anderen Seite im Süden ist eine Strasse, die ebenfalls leicht schräg ist - diesmal von Ost nach West.
Also pumpt die Pumpe im Bedarfsfall durch die Haustür nach oben auf die Strasse, wo das Wasser dann nach Westen abfließen kann.
Bei dem Hochwasser floss das Wasser auf der Strasse mit etwa 20cm Höhe und über dem Kanal vom Bach mit etwa 60cm Höhe.
Das sollte passen - die Haustür ist noch höher als das Niveau der Strasse.
Wenn das Wasser so hoch steigt, ist die Pumpe das kleinere Problem.

Gruß
Claus