Hallo ins Forum, ich brauche da mal euer geballtes Wissen, damit ich nicht ganz unvorbereitet bin wenn der Elektriker kommt und ein überteuertes Angebot auch als solches identifizieren kann.
Ich habe in meinem Haus (Baujahr ca.1900) folgende Situation: Ich möchte gerne eine PV-Anlage installieren, dafür ist leider mein Zählerschrank zu alt und muss komplett neu gemacht werden (Sind noch Schraubsicherungen drin). Damit der Zählerschrank jedoch erneuert werden kann, muss erst noch die Elektroinstallation in Teilen erneuert werden.
Folgende Kabel habe ich in meinem Haus (2 Geschosse) gefunden:
Untergeschoss: Steckdosen durchgängig dreiadrig, Lichtinstallation aber ohne Erdung (soweit ich als Laie das erkennen kann)
Obergeschoss: Im Flur und im Bad dreiadrige Kabel in den Steckdosen, in drei Kinderzimmern zweiadrige Kabel, in einem Kinderzimmer Aluminiumkabel. Die Lichtinstallation sieht Kabeltechnisch so aus wie unten, also ohne erkennbare Erdung. Da wir bereits schon drin wohnen und möglichst wenig Dreck haben wollen, würden wir es gerne (erstmal) Aufputz verlegen.
Nun zu meinen Fragen:
Ist es möglich, das Licht so zu lassen oder müssen die Kabel fürs Licht oben oder im ganzen Haus getauscht werden?
Könnte man an geeigneter Stelle so viel Kabelweg „vorhalten“ um das ganze später noch unterputz zu verstecken?
Mit welchen Kosten muss ich nur dafür in etwa rechnen bzw.in welchem Kostenrahmen werde ich mich bewegen? (Ich hoffe auf weniger als 10000€, ist das realistisch?)
Wie viel muss ich investieren, wenn in gleichem Zuge die Verkabelung von PV-Modulen + Speicher (10kWh) + Smartmeter etc. Dazu kommt?
So ganz grob halte ich da 10 000€ für eher realistisch als weniger. Alleine der Kasten selbst, die Sicherungsautomaten, FI, wenn kein Blitzschutz ist für die PV Überspannungsschutz, dazu noch neue Leitungen legen (lassen), Smartmeter und die PV.... da muss der Elektriker auch für haften. Wenn du alles Aufputz machen lässt und nachher legst du das Unterputz und es passiert was haftest DU. Die Versicherung wird aussteigen außer du kannst alles dokumentiert nachweisen und bist auch Fachkraft.
Danke schonmal für die Rückmeldung. Ich freue mich das meine Einschätzung nicht total daneben ist😅
Ich würde das mit dem Unterputz legen auch vom Elektriker machen lassen, nur halt später wenn wir die Kinderzimmer eh renovieren. Das muss ja in 3-5 Jahren dann eh passieren weil Kinder (leider) größer werden. Jetzt für den Moment würde mir aber eine Aufputzinstallation reichen, damit wir weniger Dreck haben. Wir wohnen halt schon drin, da will man erstmal keine Schlitze machen.
Was würde mich denn die Solarverkabelung + der Speicher zusätzlich ca. kosten?
Wozu? Ich würde zusehen, beides voneinander zu trennen. Alte Verkabelung hat erstmal Bestandsschutz. Du musst dann was dran machen, wenn man etwas erweitert. In diesem Fall muss dann alles auf Stand gebracht werden. Also zweiadrig mit Nullung müsste dann komplett raus.
Ob ein neuer Zählerschrank irgendwelche Erneuerung der restlichen Verkabelung auslöst, glaube ich nicht, in die Richtung könnte man zumindest mal recherchieren.
Erst Aufputz verlegen, um dann mal Unterputz zu machen, macht in größerem Umfang kein Sinn. Kann man mal für einen Raum provisorisch machen, aber irgendwann wird das zu teuer.
Kabel selber Aufputz verlegen, ist kein Problem, so kannst du sparen. Du bereitest alles vor und der Elektriker schließt nur noch an. Natürlich vorher kurz absprechen, was du wie verlegen willst mit dem Elektriker.
Zweiadrig bei Lampen könnte durchaus erlaubt sein, wenn die Lampen alle keinen Schutzleiter benötigen. Was definitiv nicht mehr für Neuverkabelung erlaubt ist, ist die klassische Nullung, also zweiadrig, wo man den Neutralleiter als Schutzleiter benutzt. Im Bestand ist das aber auch noch erlaubt. Sobald man aber irgendwas erweitert, muss alles geändert werden.
Alles klar. Jetzt weiß ich erstmal mehr. Vielen Dank!
Wenigstens den Raum mit den Alu-Kabeln würde ich gerne erneuern, da hab ich nicht so ein gutes Gefühl.
Bei eingegipsten Leitungen hast halt Pech, das sieht dann ziemlich hässlich aus. Häufig hast aber bei älteren Häusern Rohr, dann wirds einfacher: Bei Bergmannrohr brauchst nur isolierte Dosen statt den alten aus Blech mit Papier, das gilt sowohl für Verteilerdosen als auch für Steckdosen und Schalterdosen. Mit etwas Geschick sind das nur kleine Löcher, machst halt jeden Tag eine Dose = eine Stunde. Red mim elektriker was du alles selber vorbereiten kannst, die wenigsten sind begeistert wenn sie dir die Hütte aufstemmen müssen. Dein extra Vorteil ist, daß du dir gleich 2fach-3fach Dosen eingipsen kannst.
Haus ganz plus neu Zählerschrank grob €10k-15k, neu Zählerschrank plus anklemmen was du nach Vorgabe selbst einziehst eher €3k-5k.
Im gleichen Zug Vorbereitung Solar, WP, Autolader sowie Erdung und was sonst noch fehlt kommt dazu. Nachträglich kostet mehr.
Musst Du natürlich wissen, aber Aufputz sieht scheiße aus (nur meine Meinung) macht auch Dreck, weil Du dennoch bohren musst und kostet auch.
Anschließend dann das ganze Geraffel wieder runter und alles in Putz verstecken kostet wieder, wenn Du es machen lässt.
Ideal wäre, wenn Du die beschriebenen Rohre hättest.
An Deiner Stelle, außer Du hast 10 Daumen an beiden linken Händen, würde ich mit dem Elektriker besprechen, was verbaut werden soll und dann die Vorarbeiten übernehmen. Schlitze und Löcher machen, Leerrohre oder NYM legen, Abzweig- und Schalterdosen setzen.
Der Eli macht dann ggfls. die Verdrahtung und den Anschluss im Zählerschrank.
Ganz vielleicht kann man Leitungen auch unter entsprechenden Fussleisten verlegen, da braucht es dann nur vergleichsweise wenig Geschlitze, außer Du willst auch die Lichtstromkreise komplett erneuern.
Aus Erfahrung Frühjahr 23 bei recht gleichen, bis "schlimmerem" Zustand, alles Alu bis auf Boiler, E-Herd und Heizung, ungenutzte Zimmer sogar noch ohne Schuko, kann ich berichten Alles gar kein Problem. Neuer Zählerkasten und komplette alte Elektrik wieder sauber neu aufgelegt für 3200.-€ Festpreis.
Freue mich seither jeden Tag über meine 15kWp auf dem Dach.
Ich wüsste jetzt auch nicht warum ich mein gutes 80er Jahre Alu gegen Kupfer tauschen sollte? Vor einigen Jahren ja, da war es doch öfter mal nötig in den Dosen die Schrauben zu kontrollieren, aber damals mussten die Leitungen auch noch Oelradiatoren und andere Elektroheizungen verkraften. Das bisschen LED, Staubsauger und Heimelektronik heutzutage macht das Alu auch nochmal 100 Jahre mit.
Und das gute am neuen Schrank, es ist jetzt ausreichend Platz für neue Kabel. So ist auch mal schnell ein Kabel für WB, WP, Klima neu verlegt.
Bitte nicht verallgemeinern.
Das ganze Thema liegt völlig im Ermessen des Elektromeisters, denn er ist mit dran, wenn es mal zu Personenschäden kommen sollte.
Ich bin da eher Kompromissbereit, aber mein älterer Kollege (auch Meister) war da immer knallhart.
O-Ton "warum soll ich auch nur den Hauch eines Risikos eingehen, damit jemand anderes Geld spart"
Vielen Dank für euer Antworten, ihr helft mir wirklich sehr!
So eine ähnliche Rückmeldung habe ich auch bekommen. Ein befreundeter Elektroniker (eher einer der sehr sorgfältigen Art) meinte „Das klemmt dir keiner an, außer der macht sich danach vom Acker ohne seinen Namen zu verraten.“ Und über die Gefahr bei Aluminium-Kabeln liest man ja auch so allerhand Gruselgeschichten, da wäre es mir im Kinderzimmer schon lieb, wenn das auf einen neueren Stand gebracht wird.
Gleich alles Unterptz zu verlegen wäre mir auch lieber, aber da macht meine Frau nicht mit😅 ich schaue mal, ob ich verlegte Rohre finden kann.
Ich frage mich, in wie weit man vielleicht für Beleuchtung Gleichstrom mit niedriger Spannung nehmen kann, bzw. bei nicht sehr lange genutzten Räumen (Toilette, Abstellraum, Gästezimmer, Kellerzimmer) vielleicht ganz auf Kabel verzichten kann (Akku für LED)?
Es ist sicher richtig, dass immer mehr Handwerker im vorauseilenden Gehorsam handeln um allen Eventualitäten aus dem Weg zu gehen. Internet, soziale Medien, Schulungsunternehmen schüren ja nicht nur in dieser Branche Ängste. Daher möchte ich es auch nicht als verallgemeinert wissen.
Von den 3 Elektrikern die hier vor Ort waren sah zum Glück keiner grundlegende Probleme. Einer hatte zwar Bedenken wegen ausreichender Kabellänge für den Umbau, aber auch er schlug ganz pragmatisch vor den alten Schrank komplett zu belassen und im Keller einfach einen neuen zu setzen. Auch seitens EVU wurden zu keiner Zeit Forderungen Richtung Hauselektrik gestellt/angesprochen.
@naibaF Welche Gefahr soll denn von Alu ausgehen, wenn Querschnitt, Anschluss und Absicherung stimmen?
Ja, Schraubverbindungen in Verteilerdosen konnten sich unter hoher Strombelastung schon mal lockern/schmoren. Daher habe ich schon vor langer Zeit Boiler und E-Herd auf Kupfer umgerüstet.
Ich habe auch ein altes Haus und da wurde bei der Einrichtung der PV Anlage auch einfach ein neuer Zählerschrank installiert.
Die alte Verteilung ist geblieben und einfach nur mit dem neuen Zählerschrank
verbunden.
Der Zähler ist dann einfach von der alten Verteilung in den neuen Zählerschrank gewandert.
Die neuen Anlagenteile sind dann alle über den neuen Zählerschrank angebunden.
Ok- meine alte Installation ist nicht so alt, aber welche Kabel genau in meinem 130 Jahre altem Haus liegen kann auch keiner sagen. Alu hab ich bisher allerdings noch nicht gefunden.
24V für Licht geht gut. Man muss aber vermeiden, daß 230V Kreise und 24V Kreise in der gleichen Dose verklemmt werden, und im Bereich von klemmstellen doppelte Isolation haben zum jeweils anderen Stromkreis.
Spannungen ab 32V erfordern DC-fähige Schalter und bessere absicherung. Das macht viel weniger Spass.
Welchen Vorteil brächte die Niederspannungsinstallation? Er muss zwar die vorhandene nicht erneuern, aber drahtlos funktioniert die Stromübertragung da ja auch nicht, Schlitze kloppen oder fräsen, verbunden mit Dreck, würde ja dennoch anstehen?
Man kann es aufgrund der niedrigen Spannung selber machen und sehr dünne Leitungen verwenden, die relativ einfach zu verstecken sind, so in etwa meine Gedanken dazu.
Dafür hat man den 10fachen Strom.
Bei etwas stärkeren Leuchten bzw. Reserve werden die Leiterquerschnitte nicht viel dünner. Mit den gängigen 0,8er Telefonleitungen würde ich nicht arbeiten wollen. Darüber ist man aber nicht mehr weit von den üblichen 1,5mm2 entfernt.
Wobei ich grundsätzlich auch Charme darin sehe auf die Umwandlungsstufen zu verzichten.
Ich denke so:
Bei 24V brauchst keinen PE, man kann also die vorhandene 2adrige Installation evtl. weiter verwenden. Eine 20W LED zieht weniger als 1A. Da würde sogar 70er Jahre 1qmm ausreichen.
Die Lichtkreise müssen aber gut genug von 230V trennbar sein.
@lothar2 Mir wurde gesagt Aluminium ist als Kabelmaterial generell verboten. AUßerdem sieht es so aus, als hätte der Vorbesitzer schonmal ne neue Steckdose auf die alten Kabel draufgeklemmt (da stand ein Schrank davor, da hab ich vorher nicht gesehen). Hab an der einen oder anderen Stelle was über Kabelbrände durch Alu-Kabel gelesen.
Ich danke euch für eure Rückmeldungen. Ich bin gespannt, was der Elektriker dazu sagt und melde mich nochmal, wenn er mir erklärt hat was er vor hat.
Eine Idee kam mir gestern noch zum Thema „Trennen von Zählerkasten und Hausverteilung“: Sollte die Elektrik neu gemacht werden müssen, wäre es sinnvoll, im OG eine Unterverteilung einzurichten? Dann muss ich doch nur mit einem großen Kabel nach oben und nicht mit vielen kleinen, oder?
Generell verboten kann so nicht sein. In aller Regel gibt es immer einen Bestandsschutz. Also das, was einmal erlaubt war, kann erstmal beliebig lange weiter betrieben werden. Aber in dem Moment, wo irgendwas erweitert werden soll, muss in der Regel dann alles neu gemacht werden. Das bringt Elektriker regelmäßig in Bedrängnis, wenn ein Kunde lediglich eine neue Steckdose angebracht haben will und der Elektriker eigentlich sagen müsste: Darf ich nicht, ich müsste ihre komplette Verkabelung neu machen.
Ein Verbot für Neuinstallation von Alu: Vorstellbar, scheint aber nach einer Kurzrecherche nicht so zu sein. Beispiel:
Zitat: "Verboten ist das Verlegen bzw. Instandhalten von Aluminiumkabeln nicht. "
Ich hab aber noch nie von einer modernen Elektroinstallation im privaten Haushalten in Deutschland gehört, wo Alu benutzt wird. Macht einfach keinen Sinn.