Diskussion: Arbeitnehmer-Ladestrom

Hiermit möchte ich eine Idee zur Diskussion stellen: diese Idee ist ein Beitrag zur Förderung der Elektromobilität und unterstützt gleichzeitig die Energiewende. Die Kosten für den Staat sind voraussichtlich gering; ggfs. sind sogar Einsparungen möglich.

Die Probleme:

  • Die Verbreitung der Elektromobilität schreitet in Deutschland nur schleppend voran – langsamer als in vielen anderen Europäischen Ländern. Hohe CO2-Strafzahlungen drohen.
  • Die Ladeinfrastruktur in Deutschland lässt stark zu wünschen übrig: 0,21Ladesäulen/qkm (im Vergleich in Holland: 4,6Ladesäulen/qkm).
  • Durch den Ausbau der Erneuerbaren Energien ergeben sich immer häufiger hohe Kosten durch negative Börsenstrompreise. Der Staat muss aber trotzdem die Einspeisevergütungen zahlen.

Der Lösungsvorschlag:

Beide o.g. Probleme können gleichzeitig angegangen/gelöst werden, wenn man das Laden von Elektroautos zu den kritischen Tageszeiten, bei denen Strom häufig im Überschuss vorhanden ist (z.B. 12-16:00Uhr), ermöglichen und fördern würde. Das Ladezeitfenster sollte vom Energieversoger wählbar sein. Da Autos tagsüber üblicherweise auf einem Firmenparkplatz stehen, müssten also Firmenparkplätze mit Ladesäulen ausgerüstet werden, wo dann der Arbeitnehmer sein Elektroauto zu günstigen Konditionen laden kann. Hier wäre der Vorschlag: mittlerer Industriestrompreis (17ct/kWh) plus Gewinnmarge für den Arbeitgeber (z.B. 5ct/kWh).
Dieser Vorschlag muss aus den unterschiedlichen Perspektiven betrachtet und bewertet werden:

Autofahrer-Perspektive: Der Arbeitnehmer kann so zu z.B. 22ct/kWh laden und muss nicht die 60ct/kWh an einer öffentlichen Ladesäule bezahlen. Die Kosten für 100km liegen damit bei nur ca. 4,4€ und nicht bei ca. 12,-€ wie beim Verbrenner. Bei einer Jahreslaufleistung von 15tkm ergibt sich über die Lebensdauer des Fahrzeugs ein Kostenvorteil von ca. 11.400,-€. Ein entscheidender Anreiz für die Anschaffung eines Elektroautos.

Arbeitgeber-Perspektive: Der Arbeitgeber trägt die Kosten für die Installation der Ladesäulen auf seinem Firmenparkplatz. Im Gegenzug erhält er 5ct/kWh Erstattung vom Arbeitnehmer. Bei einem täglichen Ladevorgang von 4Std. mit 11kW an 250 Tagen im Jahr macht das 550,-€. Damit dürfte sich der Invest in ca. 3 Jahren rentiert haben und der Arbeitgeber erzielt danach Gewinne mit dieser Ladeinfrastruktur.

Autobauer-Perspektive: Durch die o.g. beschriebenen Vorteile für den Autofahrer dürfte der Verkauf von Elektroautos zügig ansteigen. Vorteile für die Autoindustrie: steigende Absatzzahlen und geringere/keine CO2-Strafzahlungen.

Energieversorger-Perspektive: Die in der Mittagszeit häufig überschüssigen Energiemengen können sinnvoll genutzt werden und müssen nicht zu negativen Preisen an Nachbarstaaten (Schweiz, Norwegen, …) verkauft werden. Durch die steigende Anzahl an Elektroautos steigt der Bedarf an Strom, was zusätzliche Gewinne ausmachen wird.

Staat-Perspektive: Diese Art der Förderung kostet den Staat zunächst mal nichts. Er muss lediglich die gesetzlichen Grundlagen für diese Art der Förderung schaffen. Der Staat spart sogar Geld, da die Energiepreise bei hohem Aufkommen regenerativer Energien nicht so stark fallen werden – damit fallen Kosten für die Einspeisevergütungen geringer aus.

Ich sehe bei dieser Art der Förderung nur Gewinner – oder übersehe ich da etwas? Könnte es daher ggfs. Sinn machen, daraus eine Petition zu machen?

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Bei einem Unternehmen mit nicht mehr als zwei Mitarbeitern könnte deine Rechnung aufgehen. Wenn’s mehr sind, eher nicht. Anschlußleistungen MW-Bereich sind teuer.

Oliver

Man braucht ja nicht eine Ladesäule pro Mitarbeiter. Ein modernes Elektroauto hat eine Reichweite von 400km. Die durchschnittliche Fahrleistung eines Autos beträgt ca. 40km pro Tag. Dann muss das Auto also alle ca. 10 Tage an die Ladesäule. Oder andersrum betrachtet: mit einer Ladesäule kann man 10 Arbeitnehmer bedienen. Eine ausreichende Anschlussleistung ist in der Versorgung für Firmen häufig vorhanden (ganz im Gegensatz zu Wohnsiedlungen).

Wer lädt während der Arbeitszeit für 60ct./kWh?
Beim Restaurant mit dem goldenen Bogen am Schnelllader, 300kW, kostet es 52ct.

Während der Arbeitszeit lädt wahrscheinlich niemand - ggfs. vielleicht Firmenwagen. Privatleute laden (dummerweise) Abends, wenn sie nach Hause kommen. Und genau das ist das Problem für unsere Netze: Abends ist kein Stromüberschuss mehr vorhanden. Und dieses Problem soll mit diesem Vorschlag ja gerade auch gelöst werden.

Beim Arbeitgeber mehrere Ladestationen mit max. 6kw?

Beim Arbeitgeber mit "Langsamlader"
6kw x 8 Std = 48kWh pro Arbeitstag.
Da werden einige von 20-80% voll.

Ja, nur soll’s ja in viel kürzere Zeit über Mittag klappen, wenn PV-Strom im Überfluß vorhanden ist.

Oliver

Ich war jetzt von 11kW (oder ggfs. 22kW) Ladesäulen ausgegangen. Damit kann man in den Mittagsstunden 40-50kWh laden. Damit wären die meisten Elektroautos von 10% auf 80% geladen.

Hab an Arbeitende Leute gedacht die nicht die Tankstelle frei machen können wenn Auto voll.

Deswegen max. Tankstellen pro Netzanschluss, falls es so viele Arbeiter gibt.

Also je nach Szenario könnten auch besser "Schnelllader" sein die Mittags reinhauen.

Afaik gibt es diese Mittagsspitzen bisher nur im Zusammenhang mit Windstrom.

Mittags ist oft auch der höchste Verbrauch.
Am WE weniger.

Sehr schöner Vorschlag.

Aber funktioniert das nicht nur dann, wenn das leidige Thema Netzentgelte vorher geklärt ist? Sonst wird aus 0 ct/kWh in Leipzig zur Mittagszeit schnell wieder 15 ct/kWh oder ähnlich...

Im Sommer sind jedenfalls die Börsenstrompreise in der Mittagszeit am niedrigsten; siehe Energy-Charts, da hier Wind- und Sonnenenergie gleichzeitig anfallen.
Bzgl. der verwendeten Ladesäulen würde ich keine Vorschriften machen, wenn Schnellader besser wären, o.k..
Der Ladezeitpunkt sollte aber vom Energieversorger wählbar sein (z.B. durch GSM steuerbar), damit genau die Zeiten getroffen werden, an denen überschüssige Energie vorhanden ist.

Ich denke, dass in dem Industriestrompreis (von im Mittel 17ct/kWh) die Netzentgelte bereits enthalten sind.

Welche Industrieunternehmen erhalten denn den Industriestrompreis?

Das ist zugegebenermaßen eine gute Frage. Meines Wissens nach können Unternehmen ab einem Jahresverbrauch von 100MWh den Industriestrompreis erhalten. Das ist eigentlich nicht so viel - mein privater Stromverbrauch liegt bei 2,5MWh im Jahr. Ein kleines Handwerkunternehmen kommt da wahrscheinlich nicht hin, aber ich denke, dass es viele Unternehmen gibt, die davon profitieren. Hier wäre es mal interessant, wie viele Arbeitnehmer man damit erreichen könnte. Ich weiß es leider auch nicht.

Ich denke der Knackpunkt ist das planbare laden des
E-Auto fahrers.

Wenn ich um 8:00Uhr das Auto anstecke um 12:00Uhr los muss , es aber erst um 11:00Uhr lädt, hab ich ein Problem.

Entweder muss es dann frei wählbar wann fertig oder macht die Optionen: "Günstig" oder "Schnell"

Und lange die Ladesäule blockieren geht nur wenn genug Ladesäulen da sind.

("Dauerparker Ladesäule")

Ich gehe davon aus, dass die meisten Arbeitnehmer von 8:00 - 17:00Uhr in der Firma sind. Wenn man natürlich um 12:00Uhr weg muss, macht das Laden an diesem Tage keinen Sinn und man überlässt die Ladesäule lieber einem anderen Kollegen.
Grundsätzlich ist die Idee, dass man sowieso nur während der Mittagsstunden, in denen der Stromüberschuss vorhanden ist, laden kann. Dann ist das mit dem Blockieren auch kein Problem mehr.

Von 11-16 Laden im Hochsommer?
Bsp.
(Energy-Charts

Das mit Import und Export macht imo schon Sinn.
Wir nehmen auch gerne günstigen Windstrom aus Dänemark.

Stromtankstellen für den ganzen (Arbeits)Tag finde ich auch wichtig und sollte gut gefördert sein/werden.

Wenn man sehen könnte was das "günstige Laden" "heute" kostet, kann man ja genau dann Tanken wenns passt. Wie an der normalen Tankstelle.
(Regelung nach Preis. Je günstiger, desto mehr wollen Tanken)

Imo sind alleine mehr Stromtankstellen schon ein gutes Ziel.

Andere Idee, vielleicht anderes Topic, also nur am Rande:

Wenn Solarbetreiber ihren Strom von Zuhause "Durchrouten" könnten, wäre ja auch schon viel gewonnen.

Tanken wie Zuhause + Netzentgelt?

Mein Punkt war, das für den Tarif ja niemand, während er arbeitet, laden muss. Es pressiert doch nicht. Innerhalb von 8h ist doch praktisch jedes BEV auch einer 11kW Säule ausreichend geladen.
Also muss ich nicht zum Wucherpreis laden, als wäre ich auf der Autobahn unterwegs.
Oder sind das reale Preise bei Dir? AC-Laden für 60ct? Das wäre sehr üppig.

Generell geht es mir darum, die Energiewende zu pushen. Die meisten Leute mit PV-Anlage auf dem eigenen Hausdach haben bereits ein Elektroauto und können zu Hause günstig (ca. 30ct/kWh) laden. Mir geht bei diesem Ansatz mehr darum, auch Leute in Mietwohnungen in größeren Mietwohnvierteln zum Elektroauto zu verhelfen. Diese Leute kaufen häufig kein BEV, weil nicht "um die Ecke" Laden können und auch nicht für 30ct/kWh. Für diese Leute wäre der Ansatz aus diesem Vorschlag wahrscheinlich ein großer Anreiz beim nächsten Autokauf, einen BEV zu berücksichtigen.

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Ja, das wär noch besser.

Momentan können aber noch nicht mal die, die den Peak (mit) erzeugen ihn auch nutzen, da die Arbeisstelle keine Stromtankstelle hat.

Die Tankstellen sollten da sein wo die Autos meißt rumstehen.

Nachtrag
(Wenn das bei vielen an der Arbeit ist. Perfekt)