Hallo liebe Ingenieure und Stromenthusiasten,
ich bin in Kenia und arbeite als technische Übersetzerin.
Ich möchte in meinem Haus so etwas ähnliches wie ein Balkonkraftwerk bauen und betreiben. Anschließend vielleicht auch anderen weiterhelfen können. Aber ich kenne Elektrizität nur eingeschränkt. Das meiste was ich weiß habe ich im Internet gelesen und in Videos erlernt. Ein Freund aus Deutschland hat mir anfänglich geholfen, aber er ist auch kein echter Elektriker, und hat mir nun dieses Forum als die beste Adresse empfohlen.
Die Rahmenbedingungen sind folgende:
Es gibt eigentlich schon ein Stromnetz, aber sehr häufige Stromausfälle, meistens eine halbe bis zwei Stunden, manchmal auch mehrere Tage, es ist immer wieder spannend, oder auch spannungsfrei... Obwohl das Netz schlecht ist kostet hier die Kilowattstunde in Prepaid-Methode umgerechnet 19 Eurozent. Also für die meisten Leute hier sehr sehr teuer.
Die Spannungsschwankungen im Kenianischen Netz reichen von etwa 160 bis zu manchmal fast 260 Volt. Gegen Überspannung steckt man zwischen Steckdose und Fernseher einen TV-Guard genannten kleinen Kasten bzw. gegen Unterspannung steckt man zwischen Steckdose und Kühlschrank einen Fridge-Guard. Diese Guards schalten wenn nötig ab, bis die Spannung irgendwann wieder brauchbar wird. Als komfortablere Lösung gibts wenn man will solche Geräte auch etwas größer an der Verteilung. Geräte mit Schaltnetzteilen sind natürlich im Vorteil.
Einspeisung ist nicht nur nicht vergütet sondern nicht erlaubt! Die Zähler sind immer digital, das würde also bestimmt auffallen. Nulleinspeisung ist erforderlich!
Dreiphasige Hausanschlüsse haben nur wohlhabende Leute mit den großen Häusern. Die allermeisten Haushalte brauchen höchstens wenige hundert Kilowattstunden im Jahr, oft viel weniger, schon weil sie nicht mehr bezahlen können. Viele leisten sich vorallem dann ein paar Kilowattstunden wenn man Gäste empfängt.
Ich habe eine Arbeit, mir geht es zum Glück schon schon überdurchschnittlich. In meinem Haushalt gibt es kleine Lasten, die aber schon funktionieren sollen (z.B. Notebook, Router, Kühlbox, Deckenventilator, Beleuchtung) und einige große Lasten, die aber leicht verzichtbar sind, z.B. eine Aircondition (gegen die Moskitos hilft sonst auch Spray) oder eine Kochplatte (man kann ja zum abkochen auch unter einem Topf etwas verbrennen) oder eine Wasserpumpe (es gibt einen Vorratsbehälter)
Für die Nacht brauche ich kaum Energie. Die meisten Leute stehen um etwa fünf Uhr auf, um sechs hat der Tag schon richtig begonnen, entsprechend ist der Abend weniger lang.
Zu allem Übel gibt es hier viel Hitze, noch mehr Staub, dazu hohe Luftfeuchtigkeit und entlang der Küste auch ziemlich salzige Luft und schließlich leben überall viele hyperaktive Insekten unterschiedlichster Größe. Lüftungsschlitze oder Steckbuchsen ohne Deckel sind immer problematisch! Viele Apparate die in Europa und China gut funktionieren tun es hier leider nicht ebenso lange, auch wenn man es zu behüten versucht. Am besten alles ist vergossen und luftdicht, wirklich wahr.
Ich denke so:
eine Insel- oder Offgrid-Lösung ist nicht ganz das richtige, weil die mit Lastspitzen nicht gut umgehen kann - oder sonst mit riesengroßem Batteriewechselrichter sein müßte bzw. etliche Verbraucher rausbleiben müssten.
Eine netzgekoppelte Lösung ist aber auch nicht das wahre, wegen der beständigen Stromausfälle. Noch schwieriger weil man nicht einspeisen darf.
Ich habe gelesen es gibt Speicher für Balkonkraftwerke, aber die haben kein Energiemanagementsystem, das ist sehr schade. Und bei Stromausfall erfordert es umzustecken damit man den Rest-Speicherinhalt über eine Notstromsteckdose abgreifen kann. Aber das hilft dem Kühlschrank wahrscheinlich nicht wenn ich nicht zuhause bin, oder? Und die Module bzw. der Wechselrichter arbeiten dann wohl nicht, also kann ich bei Stromausfall im Netz die Sonne nicht nutzen. Habe ich das richtig verstanden? Für einen längeren Stromausfall reicht das nicht.
Wichtig ist mir auch: ich wünsche daß mein System mit Batterien verschiedener Hersteller arbeiten kann. Also nicht nur proprietäre, geschlossene Schnittstellen, sondern es sollte notfalls auch mit seriellen Säurebatterien laufen können (Bleispeicher ist hier noch sehr weit verbreitet), oder mit einfachen günstigen Li-Batterien so wie z.B. Powerqueen. Ich hoffe das ist möglich.
Für übliche europäische Dachanlagen gibt es sogenannte Backup-Boxen, ich kenne theoretisch das Beispiel von Alpha-ESS. Das was die kann wäre eigentlich ideal. Aber für die kleine Balkonkraftwelt gibt es das soweit ich weiß nicht. Oder doch? Wie gesagt, eine 5kW-Anlage wäre hier schon ein Riese, viel zu groß und teuer für mich und die meisten Leute. und auch bei kleineren Einheiten muß man aufpassen. Ein Hersteller mit V beispielsweise macht lauter tolle hochwertige blaue Kisten, aber diese Früchte hängen für unsere finanziellen Möglichkeiten oft viel viel zu hoch...
Ich habe versucht das Gesamtbild zu geben und hoffe das war dabei nicht zu viel Information. Ich erwarte nicht die perfekte Lösung, aber weder eine normale Inselanlage noch ein normales Balkonkraftwerk scheinen mir geeignet, deswegen frage ich Euch.
Ich freue mich über Tipps was es für Produkte gibt und was damit machbar ist.
Viiiiiiiielen Dank!