Liebes Forum,
ich habe folgendes Problem beim Balancen der 16 Zellen in meinem Heimspeicher (EVE 280Ah-Zellen mit JKBMS und 3-Phasen Victron Multiplus):
Im JKBMS kann ich nur eine Zellspannungs-Startschwelle für das Balancing angeben. Diese habe ich aktuell auf 3.4V bedatet.
Der Speicher wird vom Victron-System auf 55V (=3,4375V mittlere Zellspannung) geladen (Absorbtion-Spannung).
Im Absorbtion-Zustand (Ladephase, in der mit konstanter Ziel-Spannung und fallendem Ladestrom geladen wird) wird die Zellspannung für die Aktivierung des Balancing bereits erreicht. Bei hohen Ladeströmen hat aber in diesem Zustand genau die Zelle die höchste Spannung, die den höchsten Innenwiderstand hat, und nicht die Zelle die die höchste Ladung hat. Deswegen wird in diesem Zustand aus meiner Sicht die falsche Zelle gebalanced. D.h. dieser Zelle mit dem höchsten Innenwiderstand wird fälschlicherweise durch den Balancer Ladung entnommen. Zu allem Überfluss geht das praktisch auch unbegrenzt lang so, da die Zellen sich ja noch im flachen Teil der Ladekurve befinden und die entnommene Ladung sich praktisch überhaupt nicht auf die Spannung auswirkt.
Kommt dann der Speicher wirklich an seine Ladegrenze, also in den steilen Teil der Ladekurve, dann fehlt dieser Zelle Ladung und ihre Spannung liegt auf einmal (wegen der zuvor fälschlicherweise vom Balancer entnommenen Ladung) unterhalb der anderen Zellen. Jetzt muss der Balancer (diesmal korrekterweise) eingreifen und diese Zelle wieder hoch holen.
Hier mal ein Screenshot von dem Problem:
Gleiches Bild reingezoomt mit Achsenbeschriftung:
Die rote Zelle wird während dem Ladevorgang fälschlicherweise runter-gebalanced und die lila-Zelle wird fäschlicherweise hoch-gebalanced. Fällt der Ladestrom weg hat die rote Zelle nach unten ab und die lila-Zelle nach oben.
Die Lila-Zelle kriegt der Balancer wieder eingefangen. Bei der roten Zelle fehlt zu viel Ladung. Sie bleibt unten bis der Entladevorgang wieder beginnt. D.h. sie kann nicht vollständig gebalanced werden und geht mit fehlender Ladung in den nächsten Entlade-/Ladezyklus rein.
Kennt jemand das Problem?
Es wäre so einfach, wenn es im BMS neben der Mindest-Zellspannung auch eine Maximal-Ladestrom-Schwelle für die Aktivierung vom Balancing geben würde. Gibt es aber leider im JKBMS nicht.
Würde mich sehr interessieren wie ihr das gelöst habt.
Ich schwanke zwischen folgenden Ansätzen:
- Absobtion-Spannung und Balancing-Start-Spannung rauf (55v=>56v; 3.4V=>3.5V) und Ladeleistung begrenzen. Damit könnte man eventuell im großen Teil des Ladevorgangs unterhalb der Balancing-Start-Spannung bleiben. Geht aber vermutlich auf die Lebensdauer des Speichers.
- dbus-serialbattery von Louis einsetzen. Hier gibt es Möglichkeiten den Ladestrom abhängig von SOC und Zellspannung im Treiber zu begrenzen. Leider steht der SOC in meinem JKBMS leider völlig im Wald, ist also wertlos (mein SOC kommt aus dem SmartShunt, der das sehr gut macht). Bei den Zellspannungen habe ich Angst wegen der Regelstabiliät. Die Zellspannung hängt ja entscheidend auch am Ladestrom. Den Ladestrom mittel Zellspannung zu regeln sehe ich kritisch.
- Victron ESS-Mode 2: Über den Raspi den SOC abfragen und das Lade-Strom-Limit im kritischen Bereich (90%-100% SOC) deutlich begrenzen.
Bin um jeden Tipp dankbar!