Bitte zerreißt mich nicht in der Luft, ich habe viel zu diesem Thema gelesen und kenne die gängige Meinung, welche mir aber nicht wirklich einleuchten mag.
Ich habe ein Ölheizungssystem, zusätzlich eine 3.5 kW Heizpatrone sowie eine 10kWp PV-Anlage mit knapp 30kW Speicher. Das ganze spielt sich in einem recht gut isolierten Holzhaus mit normalen Heizkörpern ab.
Da ich dazu neige, alles mit Sensoren zuzupflastern und die Daten in Datenbanken ablege, dieses dann in Grafana über lange Zeiträume darstellen kann, weiß ich, dass ich bis ca. -12 Grad Außentemperatur rein mit der elektrischen Heizpatrone das Haus beheizen kann. Dabei war die Heizpatrone im Dauerbetrieb mit einer VL-Temp von 65 Grad.
Da ich die Akkus, aber auch die PV-Anlage immer weiter ausbauen kann (3200m2 Südhang), schwebt mir vor, nun eine Wärmepumpe einzubauen. Was nicht funktioniert ist, das ich eine WP mit 55 Grad Vorlauf einsetzen kann, ohne elektrisch zuheizen zu müssen. Ich habe hierzu den VL einen Winter auf 55 Grad getestet – war nicht so pralle und der Versuch wurde bei unter 0 Grad abgebrochen.
Ich weiß, dass WPs bei höheren Vorlauftemperaturen an Wirkungsgrad verlieren, das ist ja auch logisch. Deswegen nehme ich in meiner Überlegung (s.u.) einen COP von 2 statt 3 für die 2. WP an.
Die Frage, die sich mir stellt, es muss doch einen Break-even-point geben, bis welchen dieses Konzept der zwei WP in Serie noch mehr oder minder gut funktioniert. Mir ist klar, dass die Wirkungsgrade der Heizkörper, die Isolierung des Hauses, hydraulischer Abgleich usw. eine wesentliche Rolle spielen! Deswegen nehme ich meine Werte als Referenz.
Mir geht es um die Frage, ob die Überlegung denn grundsätzlich falsch ist! Es wird viel von WP-Kaskaden geschrieben, wobei dort meist eine Parallelschaltung mehrerer WPs gemeint ist, anders als der Begriff Kaskade vermuten lassen würde – denn das wäre eine Reihenschaltung – wovon ich hier ja auch spreche.
Ich brauche also 3.5 kW Heizleistung
(Theoretische Überlegung – WPs schon ins Auge gefasst – Durchflussmengen sind berücksichtigt)
Wenn ich eine 2kW WP nehmen würde (WP Nr.2), diese mit einer VL-Temperatur von ca. 45 Grad „anfahre“, welche wiederum aus einer 1kW WP (WP Nr.1) kommen, welche ca. 30 Grad RL-Temperatur angeboten bekommt, dann müsste doch die WP Nr.2 nur ein Delta-Temp von 20 Grad machen, um auf eine VL-Temperatur des gesamten Systems von 65 Grad zu kommen. Das sieht für mich plausibel aus. Was verstehe ich nicht?
Die Überlegung:
- WP1 (1kW) COP = 3 (Delta-Temp = 15 Grad / 30 auf 45 Grad)
- WP2 (2kW) COP = 2 (Delta-Temp = 20 Grad / 45 auf 65 Grad)*(A)
*(A) COP2 wegen höherer Arbeitstemperatur / Kennlinie
Somit hätte ich für weniger elektrische Leistung (3kW statt 3.5kW) mehr Wärmemenge (4kW statt 3.5kW) und das System würde nicht dauernd laufen.
Ich kann doch nicht soooooo falsch liegen.
Es geht nicht um die genaue Werte, sonder meine Frage zielt auf das Konzept als solches ab, um eine brauchbare VL-Temperatur zu „noch“ erträglichen Kosten unterhalb eines Heizstabes zu erhalten.
Ich freue mich auf eure Antworten
LG Jörg