Zusammensetzung Strommix

Hi zusammen,

weiß einer von euch, wie sich der Strommix, bzw. der zu Grunde liegende Strom zusammensetzt? Konkret geht es mir um PV Anlagen mit Eigenverbrauch.

Fiktives Beispiel:
Jemand nutzt aus der PV 2000KWh selbst und speist 5000KWh ein. Und zusätzlich wird im Winter 4000KWh zugekauft.

Was landet nun im Strommix, wo ja aktuell von rund 50% EE ausgegangen wird? Wie wird die 2000KWh gerechnet? Landet der selbst genutzte Strom gar nicht mehr im Strombedarf?

Mich würde also interessieren, wie das gerechnet wird:
- 5000KWh gehen in den Strommix. Verbrauch von 6000KWh wird “geschätzt” (Standardlastprofil?)
- 5000KWh gehen in den Strommix. Verbrauch von 4000KWh wird genutzt. 2000KWh wird nicht berücksichtigt
- 5000KWh + 2000KWh (geschätzt) gehen in den Strommix. Verbrauch von 6000KWh wird geschätzt
- …?

Also ich bin mir unsicher, glaube aber, dass die Strombörse dafür genommen wird. Am Ende also t eher ein theoretischer Wert der mit dem realen Strommix korreliert.
Aber wie gesagt: ich bin mir unsicher

Ich habe auch keine Ahnung.
Könnte mir vorstellen, dass die Eine Interessengruppe es so rechnet und die Andere es eben so, dass deren Interessen besser/günstiger im Licht erscheinen.

Also soweit ich immer gehört habe bildet der Strommix, auf das Land bezogen, die Stromerzeugung ab.
Wer seine Anlage also artig meldet wird mit dazu gezählt. In diesem Beispiel wären das dann 7000kwh.

Hi Stefan,

das würde ich auch so erwarten. Aber wie werden die 2000KWh ermittelt, die in dem Beispiel ja nie den Zähler verlassen?

Hi Nick,

Über den Erzeugungszähler nehme ich mal an.
Bei den “regulären” Anlagen hast du ja immer Messeinrichtungen die den Eigenverbrauch und Einspeisung messen oder halt den Eigenverbrauch mittels Erzeugungszähler minus Einspeisung errechnen.

So denke ich auch,
darum muss ich ja wahrscheinlich über 10kWp einen Einspeisezähler haben und daher denke ich auch, dass die 7MWH gerechnet werden.
Bei Kleinanlagen kann man wahrscheinlich nur schätzen oder hochrechnen

Über den Erzeugungszähler nehme ich mal an.
Bei den "regulären" Anlagen hast du ja immer Messeinrichtungen die den Eigenverbrauch und Einspeisung messen oder halt den Eigenverbrauch mittels Erzeugungszähler minus Einspeisung errechnen.
Der Eigenverbrauch wird nicht gemessen. Kann auch garnicht. Der Erzeugungszähler ist ein normaler Zweirichtungszähler im HAK. Bei der Erzeugung, die er dort misst ist der eigenverbrauchte Strom ja bereits - nunja, verbraucht.
Bei den alten Volleinspeiseanlagen wird das anders sein, da dort ja explizit kein Eigenverbrauch stattfinden darf, dort geht die PV direkt und ohne Umwege an einen eigenen Zähler. Aber bei den Überschusseinspeiseanlagen ist das ja gewünscht, dass der Eigenverbrauch vorher abgezogen wird.

Von daher würde ich sagen:
Aber wie werden die 2000KWh ermittelt, die in dem Beispiel ja nie den Zähler verlassen?
garnicht. Zumindest nicht messtechnisch erfasst. Allenfalls überschlagen / berechnet.
Bei uns hieß es (EFH, 10kWp) = ca. 1/3 der erzeugten Energie wird selbst verbraucht werden.
Das kann man bestimmt in Tabellen mit Erfahrungswerten nachschauen, oder im PVGIS
Der Eigenverbrauch wird nicht gemessen. Kann auch garnicht. Der Erzeugungszähler ist ein normaler Zweirichtungszähler im HAK.

Von daher würde ich sagen:
Aber wie werden die 2000KWh ermittelt, die in dem Beispiel ja nie den Zähler verlassen?
garnicht. Zumindest nicht messtechnisch erfasst. Allenfalls überschlagen / berechnet.
Bei uns hieß es (EFH, 10kWp) = ca. 1/3 der erzeugten Energie wird selbst verbraucht werden.
Das kann man bestimmt in Tabellen mit Erfahrungswerten nachschauen, oder im PVGIS
Danke, das sehe ich auch so, gemessen kann es nicht werden, zumindest nicht bei Anlagen mit Eigenverbrauch. Aber ich war mir da nicht 100% sicher, wie die Verkabelung mit PV und Zähler gemacht wird, somit wollte ich @schmue auch nicht widersprechen.
Aber die Grundfrage bleibt halt, landet dieser Anteil, den man ja selbst direkt verbraucht irgendwie in die Strommixbetrachtung? Schließlich wird ja trotzdem Strom "verbraucht", der aber nicht aus dem Netz genommen werden muss. Wenn der nicht berücksichtigt wird, auch nicht rein rechnerisch, dann müsste sich unser Stromverbrauch reduzieren (wenn nicht generell mehr Bedarf existiert).

Irgendwie erschließt sich mir diese Berechnung nicht.
Irgendwie erschließt sich mir diese Berechnung nicht.
sicher bin ich mir auch nicht, ob die nachfolgende Aussage auch für PV gilt, aber am Frauenhofer ISE heißt es:
Unterschied zwischen Netto- und Bruttostromerzeugung

In diesem Bericht werden die Daten zur deutschen Nettostromerzeugung zur öffentlichen Stromversorgung dargestellt. Bei der Verwendung von Nettogrößen wird der Eigenverbrauch eines Kraftwerks direkt aus der Bruttostromerzeugung des Kraftwerks versorgt. Die Differenz zwischen Bruttostromerzeugung und Eigenverbrauch ist die Nettostromerzeugung, die in das Netz eingespeist wird. Nach dieser Konvention wird z.B. eine Kohlemühle im Braunkohlekraftwerk direkt aus der Stromerzeugung des Kraftwerks.
Die komplette Stromwirtschaft rechnet mit Nettogrößen, z.B. für den Stromhandel, die Netzberechnung, Netzauslastung, Kraftwerkseinsatzplanung usw. An der deutschen Strombörse EEX wird ausschließlich die Nettostromerzeugung gehandelt, die Übertragungsnetzbetreiber rechnen mit Nettoströmen und bei den grenzüberschreitenden Stromflüssen werden auch nur Nettozahlen gemessen.
Die Nettostromerzeugung repräsentiert den Strommix, der tatsächlich zu Hause aus der Steckdose kommt und der im Haushalt verbraucht wird bzw. mit dem auch Elektrofahrzeuge öffentlich geladen werden. Der Stromzähler im Haus misst auch den Nettostrom, der verbraucht oder eingespeist wird.
Quelle: Nettostromerzeugung im 1. Quartal 2021 @ Frauenhofer ISE

Da würde ich mal zwei Dinge reininterpretieren
1. bei den Angaben zum Strommix ist der Eigenverbrauch nicht mitgerechnet, da alles auf den Nettowerten basiert
2. beim Strommix interessiert auch garnicht, wie hoch der PV-Eigenverbrauchsanteil ist da er per Definition "nur" darstellt, wie sich der Strom, der per Stromnetz zur Verfügung gestellt wird zusammensetzt. Und nicht, wie sich der verbrauchte Strom tatsächlich zusammensetzt hat.

Sprich, auch was ein Bauernhof per Biomasseanlage produziert und davon selbst verbraucht zählt da nicht mit rein, oder wenn sich ein industrieller Gewerbebetrieb dank großer PV-Flächen zu 100% selbst versorgt fällt das beim Strommix komplett unter den Tisch.

Hi Stefan,

danke für den Text. Nach der Definition würde also folgende Aussagen für den Strommix zutreffen:
- Direkter Verbrauch von Erzeugungsanlagen landen nicht im Strommix. Beispiele:
– Eigenverbrauch von Kohlekraftwerken
– Eigenverbrauch von PV
– Eigenverbrauch bei Raffinerien (Gas-Kraftwerke, werden z.T. mit selbst erzeugten Gas aus dem Öl betrieben)
– Subjektive Schlussfolgerung: Der Bruttostrommix ist wahrscheinlich “dreckiger” als der aktuell genannte 366g/kWh (2020), da ich schätze, dass der Eigenverbrauch aus Kohle, etc. mehr negative Auswirkungen hat als die Eigennutzung von PV positive.
- Überschussladen ist also “CO2-neutral”?!

Mit dem Blick auf “Grenzstrom”, wie ist das zu bewerten?
Wenn man etwas selbst nutzt, wie z.B. PV-Strom, dann steht es nicht der Allgemeinheit zur Verfügung und der “Rest” bekommt den (Netto-)Strommix. Das bedeutet mMn auch, das durch zusätzliche Verbraucher, die nun zusätzlich mit Eigenverbrauch genutzt werden, rechnerisch die Einspeisung verringern und den Nettostrommix verschlechtern.

" Das bedeutet mMn auch, das durch zusätzliche Verbraucher, die nun zusätzlich mit Eigenverbrauch genutzt werden, rechnerisch die Einspeisung verringern und den Nettostrommix verschlechtern. "
Das ist dann aber nur auf dem Papier so, in der Realität (die nicht erfasst wird und letztendlich aber maßgeblich ist) aber ist es deutlich besser.