Welche Verzögerungen können kommen, bis die Dach-PV-Anlage läuft?

Ich habe mir vor einigen Tagen von einem Betrieb ein Angebot für eine PV-Anlage auf dem Dach unseres Zweifamilienhauses geben lassen. Es geht um 19 x 450W Panels in Ost-West-Ausrichtung und ca. 6-7kWh Speicher.
Technisch und wirtschaftlich konnte ich schon ein Gefühl bekommen, was da auf uns zu kommt.
Was aber noch etwas offen ist, ist die bürokratische bzw organisatorische Seite der Dinge. Ich habe versucht, mich einzulesen, und würde gerne ein Gefühl dafür bekommen, was alles schief laufen kann oder zu unerwarteten Verzögerungen führen kann.

Bisher weiß ich von folgenden Schritten

  1. Wir brauchen eine Netzverträglichkeitsprüfung vom Netzbetreiber. Laut einem Webformular sieht die vorläufig und unverbindlich gut aus. Das Gebäude ist mit 3x25A Schraubsicherung abgesichert, also gehe ich davon aus, dass die Leitungen das können und wir nichts im Garten oder sogar an der Straße aufbaggern lassen müssen. Aber sicher bin ich natürlich nicht. Wann kommen hier die Überraschungen?
  2. Gibt es noch Förderung für PV-Anlagen? Wenn ja, müssten ich diese wohl beantragen und bräuchte dafür auch einen Sanierungsfahrplan von einem Energieberater, oder?
  3. Dann nehme ich das Angebot an und warte auf die Umsetzung? Der Betrieb schreibt aber einige lustige Klauseln, die mir wenig behagen. Erstens "Wir behalten uns Änderungen an der Modulbelegung vor - diese kann sich am Montagetag situationsbedingt ändern". Das kann natürlich die Abstimmung zerstören - wir sind schon am unteren Endes Spannungsbereiches des Trackers. Ist sowas echt üblich? Können die nicht das Dach mal richtig ausmessen? Da will man eigentlich keine Module wegfallen sehen. Zweitens kann es "wegen Lieferschwierigkeiten zu Terminverzögerungen kommen". Aber wenn der Betrieb schon 100% auf die Einkaufspreise draufschlägt, kann ich da nicht erwarten, dass er den Kram dann auch im Lager hat? Ich kann natürlich anbieten, dass ich mich um die Materialbeschaffung kümmere, aber das wird nicht passieren - das kostet die ja unfassbar viel Marge.
  4. Jetzt muss ich die Anlage beim Netzbetreiber und beim Marktstammdatenregister anmelden. Das entsprechende Verfahren sollte mittlerweile standardisiert sein, hoffe ich.
  5. Nach welche Wartezeit erhalte ich eine Antwort und was muss dann noch gemacht werden? Ich nehme an, dann veranlasst der Netzbetreiber das Setzen diverser Zählerschrankboxen auf meine Kosten, also Smart Meter, evtl. Rundsteuergeräte. Was noch? Ist das der Zeitpunkt, an dem sich diverse Horrorstories aus den Medien abspielen, wo viele Käufer monatelang eine Anlage auf dem Dach haben, die sie nicht benutzen dürfen? Darf die Anlage bis dahin wenigstens vergütungsfrei arbeiten?
  6. Brauche ich noch eine Gewerbeanmeldung wie viele meiner Bekannten, die vor einigen Jahren angeschafft haben? Wenn nicht, wie gebe ich die Einnahmen in der Steuererklärung an?

Habe ich hier alle bürokratischen Schritte aufgelistet, oder fehlt noch etwas wichtiges?
Und wann entscheide ich mich zwischen fester Einspeisevergütung vs. Direktvermarktung, bzw. über die Art der Einspeisedrosselung (also pauschal auf 60-70% vs. fernsteuerbar durch den Netzbetreiber)?

Üblicherweise unterschreibst genau ein einziges Papier, und das ist die Vollmacht für den PV-Betrieb, den ganzen Anmeldekram für dich abzuwickeln.

Die Netzanfrage kannst du auch selber machen, die eigentliche Fertigmeldung darf eh nur der eingetragenen Elektriker machen. Martkstammdatenregister kannst du wiederum selber machen.

Ob der Netzbetrieber sich für deine Sicherungen interessiert, ist fraglich. Der prüft eigentlich nur, ob er die Leistung im Netz verkraften kann. Der Rest ist Sache des ausführenden Elektrikers.

Ja, es gibt Förderung, in Form von 0% MwSt.

Ist deine Entscheidung, ob du das Angebot annimmst.

Netzbetreiber macht der ausführende Elektriker, MStdReg rauchst du erst nach der Inbetriebnahme zu machen.
Nach Erhalt der positiven Antwort auf die Netzvoranfrage kann die Anlage gebaut werden.

Nachdem die Anlage vom Elektriker fertig gemeldet wurde, wird die in Betrieb genommen. Mancher Netzbetreiber kommt dafür vorbei, anderen reicht die Meldung.
Wenn Zähler o.ä. umgebaut werden müssen, macht das der Netzbetreiber zu den in seinen Preislisten aufgeführten Kosten.

Wann das passiert, wissen die Götter.
Und ja, das kann die Inbetriebnahme verzögern. Rückwärtslaufende Zähler dürfen da nicht sein.

60% Abriegelung und/oder Steuerbarkeit sind per Solarspitzengesetz festgelegt. Da kommst du nicht drumrum.

Ist im Normalfall nicht erforderlich. Wenn du aber schon ein Gewerbe für was anderes angemeldet hast, dann doch. Näheres weiss dann dein Steuerberater.

Oliver

Zum Glück haben wir bereits eine mME. Zähler laufen also nicht rückwärts, nur die Einspeisung bleibt in dem Fall unvergütet.

Aber wenn der Netzbetreiber schikanieren möchte, kann er natürlich behaupten, er muss die Anlage uuuunbedingt regeln können. Und das geht möglicherweise erst, nachdem er jemanden geschickt hat. Ist mir nicht ganz klar :thinking:

Nochmal: Das steht im Solarspitzengesetz.
Die Anlage muss abregelbar sein, da grösser 7kWp. Bis zum Einbau der dafür notwendigen Einrichtung muss die Anlage auf 60% Einspeiseleistung begrenzt werden.
Der Netzbetreiber kann also die Inbetriebnahme nicht durch den Einbau des Steuergedöns verzögern. Er kann aber sehr wohl die Inbetriebnahme erst dann erlauben, wenn er die Anlage in Betrieb genommen hat. Das kann schonmal ein paar Wochen dauern.

Da dein Zähler aber keine Einspeisung zählen kann, sieht ja niemand, ob die schon vorher gelaufen ist :wink:

Oliver

Aus eigener Erfahrung mit einer inzwischen gut laufenden Anlage:
Vollständige Bezahlung erst nach abschließender Inbetriebnahme, also der VNB bestätigt, dass die Anlage einspeisen und du dafür Vergütung kassieren darfst.
Wenn Anzahlungen geleistet werden sollen, dann erst wenn das Material bei dir auf dem Hof / in der Garage steht. Und auch nur für das gelieferte Material.
Sonst ist kein Druck mehr im Kessel und der Anbieter hat viel Zeit.
Unsere Anlage war Anfang Juli einsatzbereit. Da der Installateur keine "Akkreditierung" bei unserem VNB hatte, zog sich die Anmeldung der Anlage bis in den nächsten Februar. Die Zahl der Ausreden war zwar nicht unerschöpflich, aber schon nahe dran.
Erst als ich mit dem VNB den Deal gemacht hatte, bitte schick mir die Mails die Du auch dem Installateur schickst kam Bewegung in die Sache.

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Meine Erfahrung, abhängig vom Netzbetreiber "problemlos" oder über 1 Jahr Verzögerung.
Ich wohne in einer kleineren Gemeinde mit einem lokalen Netzbetreiber. Der Netzbetreiber bietet die Anmeldeformulare zum Download an. Die habe ich für meine Anlage und die vom Sohn ausgefüllt. Der Elektriker hat die nochmal quergelesen und abgestempelt. Ich habe die dann losgeschickt.
"Natürlich" war in jedem Vorgang irgendwo ein Fehler. Netzbetreiber meldete sich, Formular korrigiert.
1-2 Wochen drauf kam einer von den Stadtwerken und hat die alten Ferraris gegen 2-Wege Zähler getauscht - KOSTENFREI.
Ein Vertrag kam über Wochen nicht. Durch Nachfrage kam raus ein "Häkchen" in der EDV fehlte.
Der für die Verträge und Vergütung zuständige Sachbearbeiter sagte dann in einem Telefonat "och das ist doch kein Problem, da geht nichts verloren - die Zähler zählen ja schon seit Anbeginn"

Alles in Allem, es ruckelte aber es lief sorgenfrei.

Der andere Fall (großer Netzbetreiber) Anlage eines Freundes. Alle Arbeiten, Anträge wurden vom Fachbetrieb durchgeführt. Anträge auch elektronisch beim Netzbetreiber eingereicht. Nach Monaten Rückmeldung da sei was fehlerhaft. Anträge so korrigiert wie gewünscht. Wieder Monate Anträge seien immer noch falsch. Kein Sachbearbeiter erreichbar. Das ganze zieht sich seit einem Jahr hin. Der Freund hat jetzt wahrscheinlich richtig wirtschaftliche Nachteile. Wäre die Anlage direkt akzeptiert worden hätte er noch 100% einspeisen dürfen. Jetzt, nehme ich an, nur noch 60% gemäß den neuen Regelungen.

Also vorherzusagen wie es läuft ist schwierig wie du an den 2 Beispielen siehst.

Danke an alle Beteiligten!

Uch glaube an den Zahlungsmodalitäten sollten wir ein bisschen was anpassen bei dem Anbieter. Alles andere scheint vertretbar zu sein.

Das weiß man immer erst hinterher :zany_face:

Mein Solateur glitt in die Insolvenz. Das hatte der vorher gar nicht so geäußert :rofl:

Deswegen nur für abgelieferte(s) Dienstleistungen oder Material bezahlen.
Erst die Leistung, dann das Geld.

Das ist üblich. Meist geht keiner mit dem Metermass auf das Dach und misst dieses genau aus. Und selbst wenn, kann man da Fehler machen.

Man macht Fotos, z.B. mit einer Drohne und nutzt auch die Fotos der Maps-Anbieter wie z.B. Google Maps. Wenn da Dachneigung nicht genau ist und evtl. dann doch noch etwas im Weg ist, kann es zu Abweichungen kommen. Und kann natürlich zählen wieviele Reihen und Zeilen Dachziegel auf dem Dach sind und auf Basis der Dachziegel Höhe und Breite ausrechnen. Habe ich gemacht und hatte dann doch eine Abweichung. Auf dem einen Dach hat ein Panel weniger gepasst und auf dem anderen eines mehr. Ist aber auch nicht einfach ein rechtwinkliges Dach.

Wenn Du Dir sicher sein willst, miss es selbst aus und berechne auf Basis der Maße der angebotenen Panels.

Mir war persönlich das wichtigste, dass der Zahlungsplan so ist, dass bei Konkurs des Anbieters das Risiko gering ist. Keiner kann den Anbietern auf das Konto schauen. Bei meinem Anbieter musste ich keine Anzahlung machen. Habe erst nach Installation gezahlt. Das machen viele aber nicht so.

So lief es bei einer PV installation ab.

Geschniegelt im 100t€ Karren kam der Solateur. Flog mit der Drohne, klare Aussagen, ein warmes Gefühl - teuer, aber Qualität hat ihren Preis und Geld spielt eigentlich gar keine Rolle.

Dann kam ein Laster, kippte den Kram ab.

Dann kamen Russen und Ukrainer, kletterten auf dem Dach umher, pfuschten eine PV drauf.

Das Dach wurde dabei zerstört, Pfannen zertreten, die Unterspannbahn beschädigt, die Pfannen vollig sinnfrei mit der Flex bearbeitet. Wasser lief unmittelbar unter das Dach.

Kein Gerüst - aber mit 1500€ in der Rechnung aufgeführt.

Die Kabel im Zug der Heizung eingezogen.

Ist nun 2 Jahre her - ist imnernoch nicht fertig......
Die PV wurde zur Dachreparatur dann komplett deinstalliert und wieder installiert. Damit regnete es zumindest nicht mehr rein.

Die Installation der Module wie vorher. Ein Modul ist gar nicht angeschlossen :joy:

Die Anwältin schlug einen Vergleich vor :zany_face:

Die hat duch damit selbst disqualifiziert.....

Die Module "fullblack" sind inzwischen eher Rehbraun.

Beim Solateur wechselt das Personal monatlich. Es gibt keinen Fortschritt......

Es ist unglaublich.......

Aus diesem Grunde habe ich einen in der Mittelstadt bekannten Handwerksbetrieb (Elektriker mit PV-Erfahrung und Dachdecker) aus meiner Mittelstadt ausgewählt. Der in den lokalen Vereinen engagiert ist und einiges zu verlieren hat, wenn er pfuscht und das bekannt wird. Bei dem musste ich auch keine Anzahlung machen.

Nicht genommen habe ich den großeren Solateurbetrieb mit großer Mannschaft, bei dem es schon schwierig war, dass meine Wünsche berücksichtigt werden, weil es da da immer durch mehrere Instanzen ging. Und der einen Großteil des Geldes vor Lieferung und Leistung haben wollte. Der hat auch nicht akzeptiert, dass ich erst per Echtzeitüberweisung Zug um Zug zahle, wenn die Geräte (PV-Module, Wechselrichter, Speicher) bei mir sind.

So habe ich jetzt erst nach erfolgter Installation gezahlt.

Trotzdem ist nicht alle so zu 100% gelaufen wie ich es gedacht hatte. Habe es genau überwacht und Mängel sofort angesprochen. Die hat man sofort eingesehen und korrigiert. Frei laufen lassen kann man m.E. Handwerker so und so nicht. Das ist m.E. unabhängig in welcher Branche. Wenn man die nicht überwacht, machen die es so wie es für sie am einfachsten ist und nicht wie es die beste und sinnvollste Lösung ist.

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