Zum technischen Einwand bezüglich der Freibadheizung: Ja, die nackten Zahlen für's schnelle Aufheizen eines großen Beckens sind beeindruckend, und es ist klar, dass man nicht einfach 'mal eben' 2 MW Heizleistung ins Becken kippt und jeder x-beliebige Anschluss das hergibt. Das ist mir klar und war vielleicht im ersten Wurf missverständlich.
Aber der entscheidende Punkt ist: Es geht nicht darum, einzelne Einrichtungen auf Biegen und Brechen mit riesigen Mega-Anschlüssen auszustatten, nur um dort kurzzeitig enorme Energiemengen loszuwerden. Es geht um die Masse und Vielfalt der kommunalen Liegenschaften und die Nutzung ihrer bestehenden Infrastruktur.
Jede einzelne öffentliche Einrichtung – vom Bauhof über die Schule und Feuerwehr bis zum Rathaus und ja, auch das Freibad – hat bereits einen Stromanschluss und einen Energiebedarf. Wenn diese vielen Anschlüsse und Verbräuche in Summe flexibel genutzt werden können, wenn gerade regionaler Überschuss im Netz ist, macht das in der Breite einen riesigen Unterschied.
Das Freibad nimmt dann eben die 50, 100 oder 200 kW auf, die sein vorhandener Anschluss hergibt, um z.B. einen Pufferspeicher zu laden, der später zur Beckenheizung beiträgt, oder um eine Wärmepumpe zu betreiben. Parallel dazu lädt der Bauhof seine E-Fahrzeuge, die Schule heizt Brauchwasser auf Maximaltemperatur auf, die Kläranlage fährt energieintensive Prozesse hoch, etc.
Und man muss nicht zwingend direkt mit einem Heizstab ins Becken gehen. Wärmepumpen sind deutlich effizienter und können den Stromüberschuss nutzen, um Wärme (z.B. für Heizung oder Beckenwasser) oder auch Kälte dorthin zu bringen, wo sie gebraucht wird. Gerade die Kühlung im Sommer ist ein fantastisches Beispiel: Wenn das Wasser im Becken zu warm wird, kann überschüssiger Strom genutzt werden, um es über eine Wärmepumpe auf eine angenehme Temperatur zu kühlen. Das ist eine höchst sinnvolle Nutzung, die den Badegästen direkt zugutekommt und gleichzeitig Betriebskosten spart.
Die Kernlogik bleibt bestehen: Anstatt Milliarden dafür zu zahlen, dass wir den Strom nicht nutzen (Redispatch/Abregelungsentschädigung), sollten wir die Rahmenbedingungen schaffen, ihn dort zu nutzen, wo er sowieso gebraucht wird und öffentliche Kosten verursacht. Das spart den Kommunen Betriebskosten, entlastet uns Bürger und nutzt die erneuerbare Energie endlich sinnvoll, anstatt sie als "Problem" zu behandeln, das teuer abgeregelt werden muss.
Gerade in der Übergangszeit, wo noch nicht jeder Haushalt ein Smart Meter hat, sind die öffentlichen Liegenschaften aufgrund ihrer Konzentration und klaren Zuständigkeiten ein idealer erster Ansatzpunkt, um flexible Last und Nutzung von Überschussstrom zu etablieren. Die Frage, ob man den Strom in diesen Momenten "schenkt" oder zu einem symbolischen Preis anbietet, ist dann eine Detailfrage der Ausgestaltung – der Kern ist, dass er vom Erzeuger zum öffentlichen Verbraucher gelangt, anstatt abgeregelt und entschädigt zu werden.
Dieses Potenzial, Redispatch-Kosten zu senken und gleichzeitig öffentliche Kosten zu reduzieren, dürfen wir nicht ungenutzt lassen, nur weil die Umsetzung auf den ersten Blick im Einzelnen technisch komplex erscheinen mag. In der Masse und intelligenten Steuerung der Verbräuche liegt der Hebel!
Deiner ursprünglichen Forderung, das dringend anzugehen und umzusetzen, kann ich mich nur voll und ganz anschließen.