Ich möchte den Growatt WIT 15k-HU Wechselrichter vorstellen, da es darüber ziemlich keine Informationen im deutschsprachigen Netz gibt und da ich mir einen der ersten bestellt und im Frühjahr 2025 bekommen habe, kann ich ein bisschen dazu Infos weitergeben, die nicht dokumentiert sind, bzw. die ich nirgends gelesen habe.
Es soll kein Thread werden, wo jeder rein schreibt, dass er einen besseren Wechselrichter hat, sondern einer, in dem jemand, der so einen als Option in Erwägung zieht oder schon hat und Hilfe dazu haben möchte, Infos findet. Gerne auch Gegenüberstellungen zu anderen Geräten, das schon.
Nur nochmal: der Wechselrichter arbeitet mit hohen Spannungen, der ist kein Spielzeug, sondern er kann auch letal sein!
Bei mir läuft er seit einigen Monaten zusammen mit 4x AOlithium 51,2V / 100Ah Akkus und wird aktuell von zwei Solarstrings mit 16 bzw. 18 Modulen (Module: 32V / 13,3A / 430W) versorgt.
Der Wechselrichter läuft im Offgrid, also auf einem Grundstück, das nicht an das öffentliche Netz angeschlossen ist.
Die Kaufgründe sind banal, zu der Zeit der Bestellung gab es als vergleichbares Produkt in Deutschland nur den Deye Sun 12k zu einem höheren Preis und die neue Generation 5 der Deye Niedervolthybriedwechselrichter war noch nicht auf dem Markt.
Ich nutze die Solaranlage für Werkzeug, Wasserpump und zum Auto aufladen. Also richtig anspruchsvolle Lasten und vor allem Lasten im Bereich der Nennleistung habe ich bisher nicht gehabt. Im Betrieb laufen die Lüfter in mittlerer Stufe, wenn er nichts zu tun hat, sind die meist aus. In diesem Zustand gibt er eine interne Temperatur von 50°C bis 55°C aus.
Mit dem Growatt WIT wird ein ShineLAN Modem geliefert, das ich nicht mit LAN verbinden konnte, das aber WLAN kann und das auch über Bluetooth nutzbar ist. Da der Growatt WIT nur über dieses Modem eingestellt werden kann – ich habe ihn über die RS485 Schnittstelle auch ausgelesen, das geht, konnte den aber nicht anders einrichten/einstellen – gibt es von Growatt drei Optionen für den Endverbraucher:
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Die ShineFone app – hierzu muss der Wechselrichter online in der Growatt-Cloud angelegt werden und es wird über die Growattcloud der Wechselrichter gesteuert –, die app ist ziemlich übersichtlich, in der Übersetzung ins Deutsche wunderlich und im Englischen auch nicht selbsterklärend, hierbei hilft das Benutzerhandbuch auch nicht, daher habe ich versucht mir die Begriffe von ChatGPT erklären zu lassen. Auch kann das Handbuch für die großen WIT Wechselrichter etwas helfen. Passwort für die Einstellungen ist: growattJJJJMMDD (Jahr – Monat – Tag) und zwar das Datum, das der Wechselrichter hat.
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Die ShineTool app, die kommuniziert direkt (über Bluetooth – der WR ist dann offline) mit dem Wechselrichter und ist anders in den Menüpunkten strukturiert (grundsätzlich übersichtlicher, aber mit anderen Funktionen, als die ShineFone app), gibt aber auch mehr Infos aus, wie die interne Busspannung, die PV Spannung und Strom, die Daten der Batterie und auch Temperaturen des WR. Ein feines Detail ist, dass in der ShineTool app die CAN Kommunikation mit der Batterie auf die Protokolle: Growatt Niedervolt, Growatt Hochvolt und Pylontech eingestellt werden kann. Das End-User Passwort ist ossJJJJMMDD (Jahr – Monat – Tag), das merkt sich die ShineTool app und passt das Datum dann selbst an.
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Wenn der Wechselrichter online ist, kann er auch über den Browser über die Growatt-Cloud gesteuert werden. Ich habe erwartet, dass in der Onlinepräsenz die selben Menüs wie in der ShineFone app zu finden sind, aber es ist auch dort anders.
Einen Installateur Zugang zum Growatt OSS habe ich nicht bekommen, daher kann ich auch nicht berichten, was der Growatt noch so alles kann.
Die Firmware in der Auslieferung war minimalistisch, darauf will ich nicht eingehen, das ist sinnlos.
Das Firmware Update ist bei Growatt schwierig, da das händisch von einem Growatt Support Mitarbeiter des jeweiligen Landes erfolgen muss, also nur online. Das Update hat dann auch ca. 1/2h gedauert. Meine Firmware ist jetzt: YE1.0/YEAA010199
Eine Funktion, die den Growatt vom Deye abgrenzt, ist der PTO mode. In diesem Arbeitszustand wird der Wechselrichter nur als Solarladeregler verwendet und er schaltet das Netz an den Load Ausgang durch. In diesem Zustand habe ich einen Ruheverbrauch – Nachtbetrieb – von ca. 40W (mit der Stromzange) gemessen.
Im Netz bereitstellenden Modus – das geht mit Load First auch ohne externes Smartmeter oder CT – habe ich einen Nachtverbrauch von 165W gemessen. Sobald es Solarstrom gibt, werden gut 250W verbraucht – wie ein Mindestverbrauch – bevor die Batterie Strom bekommt.
Beim Autoladen aus der Batterie habe ich etwas weniger als 6% Verlust gemessen (bei 8,8kW).
Eigentlich wollte ich die AOlithium stand allown betreiben, da aber seit dem Update der Growatt sich ein SOC der Batterie ausgedacht hat und das nie zum SOC der Batterie gepasst hat, habe ich nun die Batterie mit dem Growatt (über das Pylontechprotokoll – nur die zwei CAN Leiter, das ist bei mir auf beiden Seiten des RJ45 Steckers 4 und 5 also das blaue Twiterpair im Netzwerkkabel, die restlichen habe ich abgetrennt) verbunden. Mir scheint es, dass nur der SOC und SOH vom Master BMS an den Growatt übermittelt wird. Die restlichen Werte habe ich manuell im Batteriemenü des WR eingestellt und die funktionieren auch.
Ich habe einen String Wechselrichter – einen Sungrow GS8.0RT – an den GEN Port angeschlossen und daran die Strings. Das ergab zum Testzeitpunkt in etwa die selbe Ladeleistung wie direkt über den MPPT des Growatt. Ich bin in diesem Kontext positiv über die Effizienz dieser AC Kopplung überrascht. Die Einstellung im Microgrid Menü können nur geändert werden, wenn der Wechselrichter nicht läuft. Daher den Wechselrichter zuvor per App ausschalten und dann die Werte eintragen und dann per App wieder anschalten.
Meine Zielsetzung ist, den Growatt als Leistungsstufe parallel zu drei Multiplus 3000 zu betreiben. In diesem Setup wird der Growatt wie ein normaler Netzparalleler Wechselrichter integriert und soll auf Grund seines ziemlich leistungsfähigen und auch reaktionsschnellen Elektronik die Lastversorgung für größere Lasten übernehmen, während die Multiplus eine kontinuierliche Grundlastversorgung liefern.
Bei den relativ großen Strings am WR mit einer Arbeitsspannung von 540V und 600V funktioniert der MPPT durchschnittlich, würde ich das beschreiben. Also das Schattenmanagement ist jetzt nicht super, jedoch ist das Schwachlichtverhalten ab einer Modulleistung von 10W akzeptabel (unter Beachtung der Heizleistung – der gehobenen Verluste des Wechselrichters).
Die Dynamik des Wechselrichters als Netzbildende Stromquelle finde ich gut, sowohl sehr kleine Lasten laufen ohne erkennbare Störung (es soll WR geben die Flackern bei sehr geringer Last), den Wirkungsgrad bei mittlerer Last finde ich auch gut, natürlich könnte der Ruheverbrauch definitiv noch optimiert werden. Also von einem der Effizienz Referenzprodukte ist der WIT 15k sehr weit entfernt. Als Arbeitstier für’s Grobe scheint er gut geeignet zu sein.