PV-Gestell über alte Blitzschiene erden?

Hallo Leute,
wir haben noch eine Blitzschutzanlage auf dem Dach, die wir für die PV ab-/zurückbauen werden. Die Fangstangen werden entfernt und die Firststange. Der Rest der Anlage wäre aus meiner Sicht eine gute Basis für die Erdung der PV-Gestelle. Spricht etwas dagegen, die seitlichen Blitzschienen am Ortgang für die Erdung herzunehmen?
Ist vermutlich nicht ganz state-of-the-art (nach VDE & Co.) aber sollte seinen Zweck mindestens ebenso gut erfüllen, wie ein separater Draht von der PAS (Haupterder). Ich vermute, die sind ohnehin irgendwo verbunden mit dem Blitzschutz, kann es mal messen. Ansonsten würde ich noch ein separates Kabel von PAS zum Blitzdraht legen in 16, 10, 6mm2?.
Wie seht ihr das - kann das Probleme geben?

Warum abbauen und nicht die Unterkonstruktion der PV-Anlage in den Blitzschutz einbinden (an den Stellen mit dem geringsten Abstand mit dem bestehenden Blitzableiter verbinden) ?

...weil man dazu ein spez. Blitzschutzunternehmen beauftragen muß, das dann 'aufwändige' Kalkulationen durchführt und den Blitzschutz dann für die PV spezifisch erweitert etc. etc. und das kostet - vermutlich mind. 4stellig. Auf modernen Dächern sehen wir heute kaum noch Bltizschutz und die meisten PV-Anlagen haben auch keinen Blitzschutz. Bei direktem Einschlag wird der Schaden in jedem Fall hoch sein, ob mit oder ohne Blitzschutz. Die Frage ist ob die Fangstangen den Blitz eher noch einladen und ohne vielleicht gar nicht eingeschlagen wäre?!
Es gibt ja noch einen Überspannungsschutz an PV und AC-seitig, das ist m.E. besser und ausreichend.

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Als Praktiker bin ich, bei Erdung in Bestandsbauten, immer flexibel.
Exakte Einhaltung der Vorschriften würde da sonst oft zu völlig unangemessen Kosten führen.

Und da du ein gutes Verständnis zu dem Thema zeigst, habe ich da wenig Bedenken.

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Punkt 1: Du hast eine bestehende äusere Blitzschutzanlage
Punkt 2: Du kannst/willst/darfst sie abbauen
daraus folgt:
Punkt 3: es besteht keine Pflicht für eine äusere Blitzschutzanlage
Punkt 4: wer kann verlangen das du ein "Blitzschutzunternehmen beauftragst"?
Punkt 5: Deine Module stehen nicht über die "Firtsstange" hinaus

"Die Frage ist ob die Fangstangen den Blitz eher noch einladen und ohne vielleicht gar nicht eingeschlagen wäre?! Es gibt ja noch einen Überspannungsschutz an PV und AC-seitig, das ist m.E. besser und ausreichend."
das klingt nach: "ich brauche keine Bremsen, ich habe ja einen Airbag"
die "Fangstangen" helfen dem Blitz vielleicht auf die letzten 5 bis 10 Meter um sich für die genaue Einschlagstelle zu entscheiden

Sie dir selbst diese Unterlagen an und überlege ob es nicht doch sinnvoller ist deine Unterkonstruktion untereinander und mit etwa 4 Verbindungen mit 8mm Draht zum bestehenden Blitzableiter zu führen

(Blitzschutz von Photovoltaik-Anlagen - VDE Blitzschutz)

  1. Photovoltaik-Anlage mit Blitzschutzsystem (ohne Schirmung)
    Ohne Schirmung werden folgende Maßnahmen empfohlen:

Die Fangeinrichtungen werden mehrfach mit den Modulen bzw. dem Montagegestell verbunden. Diese Verbindungen müssen für Blitzteilströme ausgelegt sein.

Montagegestell: Die metallenen Teile müssen hinsichtlich Material und Verbindungstechnik für die Weiterleitung von Blitzteilströme geeignet sein.

und dort weiter zu:
Technischer Leitfaden VdS 3145
4.4.6.1 Blitzschutz
Kann der Trennungsabstand aus technischen Gründen nicht eingehalten werden oder liegt die PV-Anlage nicht im Schutzbereich der Fangeinrichtungen (siehe Tabelle 1, Variante b), müssen blitzstromtragfähige Verbindungen, z. B. 16 mm2 Cu, zwischen äußerem Blitzschutz und PV-Modul-Gestell hergestellt werden.
Um zu vermeiden, dass Blitzteilströme in das Gebäude gelangen, ..... muss am Gebäudeeintritt der PV-Anschlussleitung ein Blitzstromableiter Typ 1 installiert werden.

TÜV-Bericht von einem Montagesystem:
(Downloads & Montageanleitungen | novotegra)
TÜV Rheinland | Potentialausgleich und Blitzschutz
Seite 12

und/oder
(Blitzschutz und Potentialausgleich - K2 Systems)
Download
Seite 9

... und genau wegen dieser 'VDE Vorschriften' werden wir den Blitzschutz abbauen und behalten praktisch noch die 'Erdung' übrig, um die PV-Gestelle zu erden :wink:

Den Vergleich mit Bremse und Airbag finde ich hier sehr unpassend.
Warum haben denn die meisten mordernen Dächer keinen Blitzschutz mehr?
Weil es im Falle eines Falles wenig hilft und den Blitz eher noch anlockt.
In 10m Entfernung haben wir schon höhere Gebäude und Bäume - von daher...

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Diese "Anlocken-Mär" ist ganz großer Unsinn. Vorgeschrieben ist der äußere Blitzschutz nur bei bestimmten, besonders gefährdeten Gebäuden, er ist Teuer und nicht einmal Brandversicherungen geben einen Nachlaß. Blitzeinschläge in normale Häuser sind zudem extrem selten

.. aber dann frage ich mich doch: wozu diese 'FANG'-stangen?
Sie sollen doch den Blitz einfangen?
Der Rest von dem was Du schreibst, bekräftigt mich ja in meiner Meinung - wird nicht gebraucht und macht die Sache mit PV nur unnötig kompliziert und teuer!

Klar sollen die den Blitz "abfangen" aber nicht auf große Entfernung "anlocken" sondern im Nahbereich. Sie bieten dem Blitz auf den letzten Metern einen besonders günstigen und widerstandsfähigen Einschlagspunkt. Genauso wie man Dachrinnen und Fallrohre verwendet damit das Regenwasser nicht in voller Dachbreite herunterplätschert, sondern an bestimmter Stelle abgeleitet wird. Braucht man nicht, kostet, hat man aber trotzdem.

einige Stücke " Blitzableiterleitung" mit passenden Verbindern (Alu auf Alu) sind leichter zu verlegen als andere Leitungen für einen Potentialausgleich. Als Überspannungsableiter einen T1 statt eines T2 zu verwenden ist auch nicht besonders teuer.

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