Potentiale einschätzen, richtig messen

Hi, ich bin Schrauber und Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten. Soweit,so gut.
Ich mache viel beruflich an Schaltanlagen in Betrieben, Fehlersuche, Reparaturen.
Hab also gute Kenntnisse und weiß was ich tue.

Dennoch habe ich eine spezielle Frage die mir kein gelernter Elektriker bisher richtig beantworten kann.

Beispiel:
Die Trafolosen Wechselrichter (bei mir ein Growatt, Inselwechselrichter) welche an einen Speicher angeschlossen werden, Lithium 50 - 56V, haben Potentiale gemessen von Out-L auf PV oder PE von ca. 120V.
Genauso von Out-L auf Speicher Plus oder Minus.
Auch vom PV auf PE, immer diese 120V

Wie schätzt man dies ein. Was für Ströme fließen da. Wie misst man das sicher aus.
Zangenampermeter ist ja blöd, weil dazu erst einmal die kritische Verbindung hergestellt werden müsste.
Einen Verbraucher, Glühlampe mit 60W... ?

Möchte man nur als Fallbeispiel, ein Balkonkraftwerk-Wechselrichter an den String vom Inselwechselrichter anbinden, und damit eine Nulleinspeisung fahren (Parallelbetrieb der Wechselrichter), so sind auch hier die 120V von PV des Balkonkraftwerkes zum PV des Inselwechselrichters vorhanden.

Man misst dies und muss für sich mutig sein dies anzuschließen oder gibt es Messmethoden richtig damit umzugehen.

Gruß

Ich habe keine Messmethode, aber eine Vermutung, die dich schnell zu Messmethoden führt, um das zu prüfen.
Die meisten Geräte haben Entstörkondensatoren im Eingang, von jedem Pol einen nach Masse/Schutzerde, oft noch über einen hochohmigen Widerstand.
Das gibt automatisch bei Wechselspannungen einen Spannungsteiler, der dadurch extrem hochohmig ist.
Hier eine platine eines induktionsherdes:
Die beiden kondensatoren und der Widerstand (Update : hier ein brucke, null ohm) Verbindungen natürlich unten auf der Platine.
Und das ist kein schutzisoliertes Gerät, sondern hat dediziert N,L und Schutzerde.

Das blaue natürlich ein VDR, der damit aber nichts zu tun hat.
Strom dürfte dir damit klarnsein: der kapazitiven Widerstand bei 50 Hz. Plus Widerstand, wenn einer da ist.
Kapazität: 15 nF.

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Ich würde hier die sog. Parasitärkapazitäten und Parasitärinduktivitäten ins Spiel bringen die gerade bei den sog. trafolosen (wobei sie in Wirklichkeit gar nicht trafolos sind die Trafos heißen dann eben einfach nur Übertrager) Geräten bezüglich erhöhter Potentialunterschiede zum Tragen kommen.

Die sog. trafolosen Geräte wie Schaltnetzteile, Wechselrichter, DC/DC Wandler usw. arbeiten mit hohen Schaltfrequenzen um die Leistungsinduktivitäten klein zu halten. Und bei diesen hohen Frequenzen kommen eben die parasitären Kapazitäten und Induktivitäten zum Tragen.

Mach dir mal den Spaß und messe den DC GND zwei verschiedener Schaltnetzteile gegeneinander. Beispiel: GND des DC Anschlusses eines Laptops gegen den DC GND Anschluss eines Handyladegerätes. Da kann man schnell mal Spannungen zwischen 80- und 120V messen. Das funktioniert nicht immer weil es davon abhängt wie die Hersteller die Geräte intern verschalten bzw. ob der DC GND mit auf Schutzerde geführt wird oder nicht.

Diese Spannungen sind aber an sich beinahe Leistungslos. Mit ihnen kann man zwar gut und gerne die 3,3V Ein- oder Ausgänge von µ-Controllern zerstören, aber einen Kurzschluss im Sinne von hohen Strömen zwischen zwei solcher Geräte wird es eher nicht geben.

Würdest du deine PV DC GND sowie die Akku DC GND auf den Potentialausgleich führen wären alle Geräte auf dem gleichen Potential und es gäbe diese Spannungsunterschiede nicht mehr.

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"Trafolos" wäre für mich, ohne Netztrennung, also ein großer WR.
Unsere kleinen haben wohl generell Netztrennung.

Die 120 V haben unsere ganz kleinen USB Netgeräte auch. Woher das kommt wurde oben schon beschrieben.
Den Sinn sehe eigentlich nicht so recht, dürfte mit EMV zu tun haben, nur beim geerdeten WR wäre das ja auch lose nach Erde koppelbar und abzuleiten?

Ob die Spannung einbricht was sie sollte kann man mit z.B. 10 kOhm nach Erde prüfen.
Ich erwarte mir dabei einstellige Spannung.

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Danke für eure Erklärungen.
Jetzt wo ihr es schreibt ist es mir auch wieder eingefallen.
Ist es nicht einfach ein Zeichen für Schlamperei bei der Erstellung der Schaltungen?

Mir ist aufgefallen, das beim Anschließen des BKW an den Speicher der Inselanlage, das BMS etwas verwirrte Daten lieferte. Habe es dann gleich zurück gebaut.

Alle Geräte am gemeinsamen PE. Eventuell baue ich mir mal so einen "Filter" und versuche die Löschung dieser Potentiale.
Aber wenn es nicht stört....

Ich benutze den 3,5kW-String vom Inselwechselrichter für einen Growatt 600W Wechselrichter, den ich auf 1000W ausregeln kann, um den Wärmepumpenverbrauch im Winter zu minimieren. Die Inselanlage läuft nur in den sonnigen Monaten.

Danke :slight_smile:

Nein. Es ist die schlaue Ausrede für ein unlösbares Problem .

Denksportaufgabe:
hat man ein galvanisch getrennte Übertragung, welches Potenzial hätte man dan am liebsten auf der Masse des Ausgangs?
Natürlich die schutzerde.
Und was hat man in einem Schutzisolierten Gerät? Nur N und L.
Und weisst nicht, welcher N ist. Wass nun?
Der rest ist doch logisch, oder?

Zum messen nimmst dir sowas hier, mit "30mA Taste". Wenns dann immer noch 100V anzeigt (oder FI auslöst) ist da wirklich Verbindung.Wird verarbeitet: grafik.png …

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Man kommt oft nicht auf die einfachsten Dinge nicht. Der Duspol..:metal::joy:

Update, mein Duspol ist defekt.
Eine der Taster klickt nicht und auch an der Steckdose funktioniert der Test nicht.
Der Duspol sollte doch brummen, beim Test.

Man darf sich aber nicht darauf verlassen. Growatt 600 ist zum Beispiel nicht galvanisch getrennt. Ein Hersteller eines Modulwechselrichters gab mal an, dass die "neuen" galvanisch getrennt sind.

Wenn es um EMV geht, ist HF mit im Spiel. Die lässt sich nicht einfach zur Erde ableiten. Ein anderer Grund dafür ist die mögliche statische Aufladung und induktive Spannungen, die die Isolation im Wechselrichter bei galvanisch isolierten Geräten durchschlagen können. Dabei ist es möglich einen Lichtbogen zu zünden, der dann zu gefährlichen Strömen führt. Die zuverlässigste Methode, diese Aufladungen zu vermeiden ist, sie gegen das Netz abzuleiten. Denn das ist angeschlossen, während PE Möglicherweise gar nicht angeschlossen ist. Wenn man das mit Kondensatoren und Widerständen gegen beide Netzpole macht, ist die Wirkung eingeschränkt und es entstehen dann eben die 120V. Und dann werden solche Geräte bei der jährlichen Prüfung oft beanstandet wenn die Elektriker das nicht wissen.

Genau, Growatt stimmt. Um den machte ich deshalb damals einen großen Bogen. Das mit der statischen Elektrizität ohne Aeitung wäre tatsächlich ein Problem.

Was wird damit eigentlich gemeint, oder wie, nur zum Verständnis ???

Ich wollte zwei Wechselrichter an einen String hängen und wechselseitig oder auch gemeinsam laufen lassen.
Der Inselwechselrichter lädt etwas den Speicher, der andere macht Nulleinspeisung ins Hausnetz.

Werd ich aber so nicht machen.

Ich Bau ein BKW extra auf. Da im Winter meine PV mit Reif oder Schnee belegt ist.

Also einen PV String an zwei parallel geschaltete MPPT Trackereingänge zweier WR schalten?

Ja,
ist aber eine blöde Idee.
Beim kleinen BKW-Wechselrichter könnte ich von MPPT auf Batterie am PV-Eingang umschalten. So wäre es nur ein MPPT.
Ich hatte den String, 3.5kW jetzt eine Zeit am BKW laufen. Funktioniert.
Aber wenn die Module vereist oder Schnee drauf haben, bringt mich das nicht weiter.
Schöner Versuch, aber mehr nicht.
Ich baue an der Hauswand ein extra BKW auf.

Geht nicht. Die graben sich gegenseitig das Wasser ab, das gerät ins schwingen. Ausnahme: die aktuelle PV Leistung ist größer als die maximale momentan benötigte Leistung beider WR zusammen. Was selten der Fall sein sollte.

Ich hätte das System über modbus geregelt.
Hat sich aber erledigt.

Für die Regelung hättest du die Panelspannung mitbenutzen müssen und den Mpp Algorithmus selbst implementieren.

Denke nein, wenn der zweite ohne mppt läuft.

Ich betreibe seit fast ewigen Zeiten eine Überschuss Ladung.
Holt zwar nicht das allerletzte raus, tuts aber ausreichend für mich. Der (Lade) regler bekam eine Unterspannungs Abregelung. Die ist etwas über dem Mpp Arbeitspunkt des WR eingestellt.
Steigt die Spannung wegen Überangebot an springt der Laderegler langsam an.
Auf Temperaturkompensation des Einsatz Punktes habe ich verzichtet.
Inzwischen enthalten einige stepdown Unterspannungs Abregelung.