Heizung durch Split-Klima ersetzen - Planung - Hilfe

Hallo zusammen,
ich würde gerne von Eurer Erfahrung profitieren und meine Überlegungen auf Stichhaltigkeit prüfen lassen. Dezentrales Heizen mit Split-Klima sehe ich für mein Haus schon eine ganze Weile als einzig sinnvoller Weg. Dummerweise hat die Ölheizung jetzt beschlossen die Dringlichkeit um ein paar Größenordnungen zu steigern.

Ausgangslage
Haus Ende 2021 zu dritt gekauft; drei Wohnungen, davon eine (die insgesamt modernste) vermietet. Baujahr 1962, quasi-Anbau 1998, daher eine ziemliche "mixed bag" wie man auf Englisch sagt. Dämmung würde ich als mittelmäßig einordnen, Fenster von 1982 oder neuer. Ölheizung mit 33 kW von 1998. WW vollständig über die Heizung.
Dafür ist die Datenlage ziemlich gut. Durch die professionelle Nebenkostenabrechnung für die Mieter kenne ich den genauen Ölverbrauch und die Ablesewerte der einzelnen Heizkörper.
Den Beitrag von Win hier: Split Klima - Dimensionierung für den Heizbetrieb (großer Respekt für die Mühe!) habe ich mir gründlich durchgelesen bevor ich mich in Excel gestürzt habe.

Die Überlegung
Als Beispiel nehme ich 2022 weil es das bisher kälteste Jahr hier war und schlage die Energie für das Warmwasser mit auf die Heizung um den absoluten worst case abzubilden. 2022 wurden insgesamt 4743 L Öl verbraucht, entsprechend einem Heizwert von grob 46500 kWh mit einer Betriebsdauer von 1351 h (Ölverbrauch berechnet sich tatsächlich nach Betriebsdauer, passt aber gut). Da ist schon der erste interessante Punkt, da der Energieausweis einen Bedarf von 165,2 kWh/m²*a bei 370 m² Nutzfläche ausweist. Mit der tatsächlich beheizten Fläche gerechnet und unter Vernachlässigung des WWs passt das für das besonders kalte Jahr, aber ist in Realität bereits da völlig überdimensioniert.
Jetzt kommt der schwammige Teil bei dem ich mir unsicher bin. Durch die Nebenkostenabrechnung habe ich die Verbrauchswerte aller Heizkörper, die (wenn ich nicht auf dem Holzweg bin) den normierten Energieverbrauch wiedergeben. Sprich, der Heizkörper mit 10% des Gesamtverbrauchswerts hat 10% der Gesamtenergie in den Raum abgegeben, oder? Das sagt natürlich nichts über erreichte Temperaturen aus, aber bildet ja die benötigte Heizleistung beim aktuellen Heizverhalten ab. So habe ich dann den Energieverbrauch der einzelnen Räume aufgedröselt (da kommt z.B. mein "Arbeitszimmer" in dem ich mich am häufigsten aufhalte und auch öfter im Home Office nutze mit 16 m² auf ca. 2500 kWh).
Dann habe ich mit 15 °C Heizgrenztemperatur, 10 °C Jahresmitteltemperatur (laut meiner Wetterstation lag sie 2023 und 2024 ein Stück höher) und einer NormAußentemperatur von -9 °C 1825 Vollbenutzungsstunden ausgerechnet.
Im letzten Schritt habe ich die jeweiligen Energiemengen für die Räume durch die Vollbenutzungsstunden geteilt und kriege damit dann ja die ungefähr benötigte Heizleistung für jeden Raum für das aktuelle Heizverhalten.

Das Ergebnis
Unter'm Strich komme ich bei der worst case Betrachtung für alle Räume außer den Wohnzimmern bei deutlich unter 2 kW raus, selbst wenn ich die tatsächliche Betriebsdauer der Heizung statt den Vollbenutzungsstunden nehme.
Ergo würde pro Raum eine 2 kW Split-Klima und 1-2 größere für die Wohnzimmer noch mit reichlich Sicherheitspuffer ausreichen. Würde ich dann natürlich für die konkreten Geräte nochmal mit den konkreten Daten bei tiefen Temperaturen abgleichen.

Ergibt das Sinn oder bin ich irgendwo völlig falsch abgebogen?

Für Einschätzungen, Bedenken, Hinweise wäre ich sehr dankbar :slightly_smiling_face:

Gedanken am Rande
Ich habe bei den Überlegungen nun natürlich auch schon öfter zu hören bekommen (meistens von älteren Herren) das würde ja gar nicht so gut funktionieren, bei einem Bekannten würde das nicht auf die Temperaturen kommen yada yada. Siegt da vielleicht oft der Geiz und man meint das kleinere Modell würde es doch bestimmt auch tun? Beim zugigen Altbau würden die alten Herren doch auch nichts anderes tun als einfach fester gegenzuheizen.

WW würde in dem Zuge dann über eine BWWP laufen, die im relativ konstant temperierten Keller noch die Abwärme der Waschmaschinen/Trockner und später die des geplanten Wechselrichters und Akkus verwursten kann.

Der Heizungsbauer empfiehlt (große Überraschung) einen neuen Brennwertkessel mit Schornsteinsanierung. Das Angebot ist noch nicht da, aber von den abrufbaren Preisen für die Teile dürfte das in keinem Szenario unter 10k€ landen. Abgesehen davon wollen wir eigentlich wirklich wirklich weg vom Öl, den alten Leitungen und den ollen Heizkörpern.
Das Kernproblem ist aktuell, dass wir die Mieter nicht im Kalten sitzen lassen können. Ich habe schon überlegt einen gebrauchten Kessel bei Kleinanzeigen zu schießen als Übergang falls das zeitlich nicht umsetzbar sein sollte mit den Klimas.

Wie groß sind denn die Räume? Und willst du Single-Split oder Mutlisplit verbauen? Wieviel Räume willst du insgesamt beheizen?

Bei der Leistung musst du auch schauen, was die Geräte bei -10 Grad noch an Leistung haben. Die fällt öfters nach unten hin ab.

Generell dürfte deine Berechnung soweit passend sein. Allerdings: Du hast vermutlich so gerechnet, als ob alle verbrauchte Energie zu 100% nur an den Heizkörpern verbraucht wurde. Das stimmt so natürlich nicht. Da hast du eine Menge Wärmeabgabe an den Rohren und natürlich geht auch einiges durch den Schornstein. Und dort, wo der Kessel steht, hast du natürlich auch noch eine Menge Wärme im Raum.

Von welchem Wirkungsgrad bist du denn beim Heizkessel ausgegangen?

Wie viele Räume sollen mit 2kW ausgestattet werden bei >300m² Wfl.?
Ich könnte mir vorstellen, dass das auch nicht unter 10K€ ausgeht.

Unten der Ausschnitt meiner Tabelle mit den Ergebnissen.
Bis auf die Wohnzimmer sind die meisten Räume um die 15m² groß. Rechts die berechneten Heizleistungen. Insgesamt liefe es auf 18 Räume hinaus. Deswegen hatte ich auch erst an Multisplit gedacht, aber die Nachteile (auch von dir in einem anderen Thread erläutert glaube ich) sind natürlich nicht zu vernachlässigen. Insbesondere im Fall eines Defekts.

Mit konkreten Geräten und der Abwägung Single/Multi, Anzahl und etwaigen Kosten würde ich mich im nächsten Schritt auseinandersetzen. Wollte erstmal sichergehen, dass die Grundidee kein Unfug ist :slightly_smiling_face:

Genau, ich habe einfach den worst case angenommen und die komplette verfeuerte Energie den Heizkörpern zugeschrieben. Ist bei dem Heizwert statt dem Brennwert der Wirkungsgrad der Kessel nicht quasi schon berücksichtigt? Ich kann nicht wirklich sinnvoll sagen was der Wirkungsgrad ist, aber wenn ich die Wärme für das Warmwasser komplett der Heizung zuschreibe, sollten die Verluste ja mehr als kompensiert werden. In den Leitungen haben wir definitiv enorme Verluste und der Heizungsraum ist im Winter auch immer muckelig warm. Man könnte auch meinen wir hätten stellenweise Fußbodenheizung in der Küche. Haben wir aber nicht... So viel zu Leitungsverlusten.

Meinst du, dass die Gefahr groß ist die Geräte auf dieser Berechnungsweise stark zu überdimensionieren und ins ständige Takten zu zwingen? Ich hatte zwischen den Zeilen rausgelesen, dass 2 kW Heizleistung eher an der unteren Grenze der gängigen Geräte ist. Aber da kann ich mich natürlich auch irren. Ich hatte noch nicht die Gelegenheit mich so gründlich einzulesen wie ich gerne würde. Dass der Kessel mit ziemlicher Sicherheit nicht mehr zu retten ist weiß ich seit Montag :neutral_face:

Bei den tiefen Temperaturen wiederum würde ich mir nicht so große Sorgen machen. Klar werde ich das checken, aber das zu stark zu gewichten wird wahrscheinlich nicht nötig sein. In 2,5 Wintern war der Kälterekord -9 °C, sonst wird es hier in der Gegend nicht kälter -5 °C und das auch schon nur selten. Schlimmstenfalls muss man ein paar Tage mit Heizlüftern aushelfen.

@thorstenkoehler Siehe andere Antwort. War jetzt erstmal nur worst case Abschätzung der benötigten Heizleistung.

Das wird mit ziemlicher Sicherheit nicht unter 10k€ raus kommen. Der entscheidende Unterschied ist, dass es dann die Technologie ist, die wir auch haben wollen und nicht dieselbe, die wir eigentlich loswerden wollen. Auch wenn die Investition jetzt größer werden sollte, wird es auf längere Sicht günstiger weil wir nicht einen Haufen Energie sinnlos in den Wänden verbraten und eine überdimensionierte DIY PV-Anlage auch schon in fortgeschrittener Planung ist.
Selbst in der worst-case Rechnung, die ich gemacht habe reicht ein COP von 3 aus um mit gekauftem Strom günstiger zu sein als mit Öl. Das macht die ganze Sache ja so attraktiv.

Die schlechte Isolation der Leitungen, die älteren Heizkörper und die Gefahr von Folgeschäden alter Leitungen (hier wurde auch das ein oder andere etwas gepfuscht) sind neben dem Preis alles Gründe warum wir keine große zentrale Wärmepumpe aufstellen wollen.

Edit:
Vielleicht noch erwähnenswert: Wir wohnen sehr isoliert ohne Nachbarn (wegen Lärm) und Ästhetik der Fassade ist uns ziemlich egal. Alles mit Außengeräten pflastern ist also kein Hindernis :grin:

Da passt schon alles. Bei Single-Split ist es im Grunde egal, ob du 2kw oder 2,5kW nimmst, die sind nahezu immer identisch aufgebaut, wird nur über etwas andere Regelung gedrosselt. In der Regel nimmt man einfach die 2,5kW, weil diese Leistungsklasse viel öfter verkauft wird und gängiger ist.

Ich kann dir bestätigen: Wir haben ungedämmten Altbau, wird ähnlich sein, wie bei dir und für 10-16 m² funktioniert das bestens mit 2,5kW Anlagen.

Bei Multisplit muss man etwas mehr schauen, welche Kombinationen Sinn machen und was das Außengerät so hergibt. Aber 2-2,5kW IGs gehen eigentlich immer.

Das sind doch gute Voraussetzungen. Du kannst durchaus über Duo-Splits nachdenken, wenn die im Winter auch oft zusammen laufen. Die Duo-Splits laufen noch recht gut. Mitunter auch noch die 3er Splits. Im Schlafzimmer aufpassen: Falls eine Multisplit in einem anderen Raum noch läuft, während man schläft, hört man im Schlafzimmer auch Abtaugeräusche. Das kann stören. Wir machen hier im Altbau aber Nachts grundsätzlich alles aus.

Fände ich als Mieter nicht so geil, wenn ich im Winter einen Heizlüfter aufstellen muss.

Das ist gut zu wissen und auch beruhigend. Vielen Dank für die Unterstützung und Ratschläge. Nach konkreten Geräten werde ich dann heute Abend mal schauen.

Ich hoffe nur das lässt sich rechtzeitig vor der nächsten Heizperiode über die Bühne bringen. Ich würde die Teile ja auch selber an die Wände dübeln. Als Chemiker habe ich mit Sicherheit mehr Kenntnis und Erfahrung mit dem Umgang mit Vakuum und Gasen als der durchschnittliche Kältetechniker, aber der Gesetzgeber weiß es ja besser... Immerhin sollten so 50% Förderung machbar sein.

Stimmt natürlich. Der Witz ist nur, dass sie keine Heizlüfter mehr brauchen seit das Haus uns gehört weil die Heizung nicht mehr wegen fragwürdiger Elektrik ständig ausfällt :slightly_smiling_face:
Die sind Mitte 80 und werden sich wahrscheinlich sowieso mit dem Konzept schwer tun. Aber darauf können und wollen wir keine Rücksicht nehmen.