Ich habe einen Deye 12k Wechselrichter mit PV Anlage und 3 x Felicity LPBA48100-OL Akkus daran angeschlossen. Ich lese mir die einzelnen Zellspannungen über RS485 aus und logge sie in einer influx DB.
Bei 2 der Akkus musste ich feststellen, dass je eine Zelle sich anders verhält als die anderen. Nach dem Volladen sinkt die Spannung um 0,2V ab. Auch läd die Zelle nur bis 3,52V und die anderen bis 3,6V. Später unter Last gleichen sich die Spannungen wieder an.
Der Support meint es wäre normal das die Zellspannungen abweichen, aber so stark? Die Akkus haben etwa 180 Zyklen hinter sich.
Hab gerade gesehen das das Bild was ich gepostet hatte vom 18.09. war. Ich habe Ende September ein Firmwareupdate gemacht, da bei den 3 parallelen Akkus die SOC immer aus einander liefen. Nach dem Update hat sich anscheinend so einiges geändert. Die Zellen laden jetzt nicht mehr bis 3,6V, sondern nur bis 3,55V.
Auch bleiben sie nicht mehr so lange auf max. Spannung.
Allerdings hat sich an dem verhalten der auffälligen Zelle nichts geändert. Sie läd jetzt nur noch bis 3,4V. Ich kann auch bisher nicht sehen das da irgendwas gebalanced wird. Ich lass den Akku jetzt mal auf 100% bis morgen.
Im weiteren Verlauf sieht man ganz gut das die Zelle sich unter Last wie die andereb verhält, aber im "Leerlauf" deutlich unterhalb der Restlichen ist.
Was hat das zu bedeuten?
Wenn eine Zelle eine erhöhte Selbstentladung hat und das Balancing nicht richtig funktioniert könnte das so ausehen.
Zur Diagnose würde man die Zelle entweder manuell Nachladen oder dafür sorgen, dass das Balancing mal einige Stunde Zeit bekommt seine Arbeit zu verrichten.
Das hab ich ja versucht, indem ich dem Wechselrichter gesagt habe das der Akku auf 100% sein soll. Sieht man auch an der Mint grünen Kurve der war für 26 Stunden auf 100%. Das sollte zum balancen doch reichen, oder?
Hab ich da noch was falsch gemacht?
Wenn nicht, ist das ein Grund den Akku zu reklamieren? Noch hab ich Gewährleistung. Und Felicity gibt auch 5 Jahre Garantie. Allerdings stellen die sich gerade tot.
Wenn ich das Bild nicht fehlinterpretiere, verhindert das BMS aber, dass der Akku wirklich bei 100% gehalten wird. Das scheint so, als würde das BMS bei erreichen von ~ 3.6 V den Akku intern abtrennen, so dass die Zellspannungen dann durch Relaxation und Selbstentladung fallen, bis das BMS bei ~ 3.34 V dann wieder zuschaltet.
Hast Du Zugriff auf die Konfiguration des BMS?
Weißt Du, welches BMS verbaut ist und inbesondere wie stark der Balancer ist?
Was genau das für ein BMS ist weiß ich nicht. Über ein Tool vom Hersteller kommt man an ein paar Daten lesend ran. Hier mal die Screenshots (im 2. sind nur die 3 untersten Zeilen verschieden).
Sind das alle Einstellungen?
Da springt mir nichts direkt ins Auge, um das Verhalten von oben abzuändern.
Ich würde mal versuchen, die Ladespannung am WR so zu reduzieren, dass die Zellen ~ 3.45 V erreichen. Dann besteht eine Chance, dass das Balancing aktiv ist, aber noch keine Trennung wegen hoher Spannung erfolgt.
Falls das BMS aber so "dusselig" programmiert wäre, dass erst alle Zellen über 3.4 V liegen müssen, damit das Balancing aktiviert wird, würde man um manuelles Nachladen nicht herumkommen.
Nach 6 Stunden auf 55,2V (entpricht 3,45V je Zelle) kann ich nicht sehen das da was gebalanced wird.Interessanterweise steigen einige Zellen während andere relaxen.
Das Verhalten hat sich immerhin insoweit dramatisch verändert, als dass es nicht mehr zur Trennung kommt.
Dass da ein Balancing aktiv ist, könnte man dann definitv bejahen, wenn bei einer der relaxierenden Zellen die Spannung wieder ansteigt und dafür die Zelle mit der höchsten Spannung wieder fällt.
Ich würde das so noch mal 10h laufen lassen.
Bei der Zelle, die bei ~ 3.34 V liegt, werden mehrere Ah fehlen. Das würde sowieso Tage dauern bis ein offensichtlich bestenfalls sehr schwacher (< 100mA ) Balancer das wieder eingefangen hat.
Nach 2 Tagen balancen kann man erkennen das sich was tut. Zelle 13 ist jetzt bei 3,353V. Ich werde das jetzt einfach noch ein paar Tage laufen lassen, kommt ja eh nichts von oben zum speichern @nimbus4 Deine Einschätzung das es mehrere Tage dauern würde, scheint richtig zu sein. Bei einem anderen Akku (gleicher Typ parallel geschaltet und BMS verbunden) konnte ich beobachten das die Schwache Zelle langsam bis 3,4V hochgezogen wurde.
Warum zieht der die Zelle nicht bis 3,5V? dann hängt die ja ewig hinterher?
Was heißt für dich "gealterte Zellen"? Meine haben laut BMS 177 Zyklen. Finde ich noch nicht so alt.
Schön, dass das sich jetzt erste Ergebnisse zeigen.
Damit ist dann auch klar, dass das Balancing grundsätzlich funktioniert und sehr wahrscheinlich, dass die Zelle einfach eine etwas erhöhte Selbstentladung hat.
Ich habe selber unter meinen 96 Zellen einige mit erhöhter Selbstentladung.
Nach einiger Zeit kann man ganz gut an der relaxierten Spannung ablesen, wie viele Ah noch fehlen.
Dass eine Zelle grundsätzlich nicht über 3.4 V kommt, halte ich für sehr unwahrscheinlich.
Ich habe auch zwei Zellen, die bei Spannungen > 3.4 V noch mehrere Ah aufnehmen können. Meiner Einschätzung nach geht das auf eine Degradation der Kathode zurück. Charaktristisch dafür ist, dass diese anormal hohe Spannung gegen Ladeende nur auftritt, wenn man den Akku sehr weit entladen oder lange nicht mehr vollgeladen hat und dann wieder vollläd, danach bei flachen Zyklen aber erst einmal nicht mehr.
Die Alterung von LFP Zellen ist komplex. Alterungsphänomene treten z.B. in der Anode, auf der Anode ( SEI ), in der Kathode und im Elektrolyte auf.
Die zyklische Alterung ist nur ein Teilaspekt.
Die Spannungskurven, die ich oben gezeigt habe sind von "refurbished" Zellen, die vermutlich vor meiner Nutzung schon einige Jahre in Bussen in China benutzt wurden. Dort sieht man, dass einige Zellen bei Ladeströmen von nur noch ~ 2 A eine Spannung größer 3.4 V haben, so dass man eigentlich sagen würde, die sind voll, dann aber doch langsam auf Spannungen < 3.37 V relaxieren, während andere eine monoton steigende Spannung zeigen.
Dieses Verhalten kenne ich so ausgeprägt nur von "refursbished", also schon erheblich gealterten Zellen. Das ist meines Erachtens auch auf eine Degradation der Kathode zurückzuführen.
177 ( vermutlich äquivalente ) Vollzyklen ist natürlich nicht wirklich viel.
Die Spannungskurve der Zellen ist aber im Zweifelsfall der bessere Indiktor für bestimmte Alterungsphänomene, als eine solche Zahl.