Hallo,
hier mal ein kleiner Erfahrungsbericht wie der erste Winter bei mir gelaufen ist.
Gegebenheiten
Nach dem ich meinen Altbau jetzt den ersten Winter mit Klimaanlagen geheizt habe, möchte ich euch mal meine Erfahrungen mitteilen.
Mein Haus hat 40cm Vollziegelwände ohne Dämmung, 3-fach verglaste Fenster und ein gedämmtes Dach. Bis zum Einbau meiner Klimaanlagen und meinem Kaminofen wurde ausschließlich mit Flüssiggas geheizt.
Anlagen
Ich habe mich für Mitsubishi Electric MUZ-LN25VGHZ2 und die 35er Version davon entschieden. Das sind Geräte mit Hyperheating. Die bringen ihre volle Nennheizleistung bis -15 °C und halten den Heizbetrieb bis -25 °C aufrecht. Bei den üblichen Kistenschubsern werden leider viele MEL Klimaanlagen mit Hyperheating beworben, obwohl sie diese Funktion gar nicht haben. Das sind wild zusammen kopierte Produktbeschreibungen. Von MEL haben ausschließlich die Geräte eine Hyperheatingfunktion wo man das HZ in der Produktbezeichnung des Außengeräts findet (Bsp: MUZ-LN25VGHZ).
Ich habe mich bewusst für mehrere Singlesplitanlagen und nicht für eine Multisplitanlage entschieden. Die jeweiligen Vor- und Nachteile wurden hier im Forum ja schon viel diskutiert.
Auslegung der Anlagen
Es wurde zusätzlich zwar noch ein Kaminofen verbaut, aber mir war es wichtig die Klimaanlagen so auszulegen, dass ich sie als Alleinheizung nutzen kann. Deshalb auch die Modelle mit Hyperheating.
In meiner oben genannten Umgebung habe ich die Erfahrung gemacht, dass man größentechnisch den Herstellerangaben trauen sollte. Die Hersteller geben die Flächen an die man damit beheizen können soll (Unterscheidet sich oft zur Fläche die man damit kühlen kann). Meine Deckenhöhe liegt bei 2,65 Metern. Das ist in meinem Haus auch der beste Kompromiss zwischen takten und genügend Leistung, dass die Anlage bei kalten Temperaturen nicht dauerhaft am Maximum laufen muss (Bei anderen energetischen Hauszuständen kann es natürlich anders sein).
Eine optimale Anlagengröße gibt es schlichtweg nicht. In den Übergangszeiten wird die Anlage immer takten wenn sie gleichzeitig bei kalten Temperaturen auch noch genug Heizleistung bereit stellt. Zum Anfang habe ich mich wegen dem takten und damit einhergehenden Effizienzverlust verrückt gemacht, dass ist am Ende aber nur halb so schlimm wie es erstmal scheint. Wie oft die Anlagen takten hängt auch davon ab wie weit sie runter modulieren kann. Meine Anlagen können bis auf 100 Watt Stromaufnahme runter modulieren, erst dann geht die Takterei los.
Mein Heizverhalten
Ein sehr großer Vorteil von Klimaanlagen ist, dass man damit bedarfsgerecht und zielgerichtet heizen kann. Deshalb war es mir auch wichtig Anlagen zu nehmen wo man den Timer zu verschiedenen Zeiten verschiedene Temperaturen anfahren lassen kann.
Ich habe jetzt diesen Winter nur noch während meiner Anwesenheit und ein wenig Zeit davor, dass es angenehm ist wenn ich nach Hause komme, geheizt. Schlafräume wo ich nur zum schlafen bin, wurden auch nur beim schlafen und ein wenig davor geheizt. Ich habe ein paar Versuche gemacht wie man optimal aufheizen kann. Zusammenfassend kann man sagen, dass es effizienter ist lieber etwas länger auf zu heizen und die Temperatur schrittweise zu erhöhen, als kürzer gleich mit der eingestellten Endtemperatur.
Verbrauch
Den Verbrauch habe ich mit einem einfachen Zwischenstecker ermittelt. Diese Werte weichen allerding stark von den Verbrauchswerten in der App ab. So kann ich leider keine genaue Aussage treffen. Selbst wenn man die deutlich höheren Werte aus der App nimmt, ist der Stromverbrauch wesentlich geringer als ich es erwartet hatte. Eins ist natürlich klar, der Stromverbrauch ist stark von der Außentemperatur abhängig. Wenn es kälter wird, wird auch mehr Strom benötigt (Stichwort: COP bei verschiedenen Außentemperaturen). Zusätzlich verbrauchen Abtauvorgänge Strom ohne daraus Wärme zu gewinnen.
Lautstärke
Da muss man ganz klar sagen, geräuschlos kann so eine Luft/Luft Wärmepumpe Prinzip bedingt nicht arbeiten.
Die Außeneinheiten (AE) meiner Anlagen sind im normalen Betrieb so leise, dass es dort keinen Ärger mit den Nachbarn geben sollte. Lediglich im Abtaubetrieb werden Sie etwas lauter. Ich habe die AE an der Giebelwand zu hängen. Drinnen ist die AE beim normalen Betrieb nicht zu hören, während des Abtauvorgangs hört man sie allerdings deutlich. Wenn man da sehr empfindlich ist rate ich von einer Wandmontage ab.
Viel interessanter ist allerdings die Geräuschkulisse der Inneneinheit (IE). Bei der IE ist die Geräuschkulisse sehr stark von der gewählten Lüfterstufe abhängig. Die kleinste Lüfterstufe würde ich mit einer sehr leisen Aquariumpumpe vergleichen. Die höchste Lüfterstufe ist ungefähr genauso laut wie ein voll aufgedrehter Wasserhahn am Waschbecken. Daraus folgt, dass man sich in der Praxis meistens im unteren Drittel der Lüfterdrehzahl bewegt. Das nehme ich im Wohnzimmer durch diverse Nebengeräusche wie TV, andere Personen im Haus, Aquarium usw. gar nicht war.
Im Schlafzimmer schalte ich die Anlage, wenn ich ins Bett gehe immer auf die kleinste Stufe. Zum Anfang hat mich das etwas gestört, da habe ich mich aber auch unbewusst immer darauf konzentriert. Nach ein paar Wochen habe ich das Geräusch, was wie oben genannt mit einer sehr leisen Aquariumpumpe zu vergleich ist, zwar noch wahrgenommen aber kein Störgefühl mehr empfunden. Kurz gesagt, man gewöhnt sich schnell dran.
Wo ich dann mal bei Freunden geschlafen habe ist mir erstmal aufgefallen, dass man auch Strömgeräusche in Heizkörpern hört. Da haben sich die meisten auch dran gewöhnt und hören es nicht mehr. Das einzige was etwas nervt sind die doch etwas lauteren Geräusche während der Abtauvorgänge. Hier zischt es aus dem Innengerät deutlich wahrnehmbar und es sind gluckernde Geräusche zu hören.
Abtauvorgänge
Wie eben schon erwähnt werden dabei sowohl an der IE wie auch an der AE Geräusche erzeugt. Während des Abtauvorgangs heizt die Anlage nicht weiter und der Lüfter schaltet sich aus. Die Häufigkeit der Abtauvorgänge unterscheidet sich extrem stark nach der Wetterlage. Über 7 °C Außentemperatur konnte ich noch keine Abtauvorgänge beobachten. Wie häufig die Anlage abtaut ist immer von der Außentemperatur, Luftfeuchtigkeit und der entnommenen Wärmeleistung abhängig. Während der Aufheizvorgänge (viel entnommene Wärmeleistung) und bei leichten Plusgraden zusammen mit viel Luftfeuchtigkeit wird am häufigsten abgetaut. Wenn es etwas kälter und damit auch trockner wird, nehmen die Abtauvorgänge wieder etwas ab. Wie man schon sieht ist das von mehreren Faktoren abhängig und deshalb kann man nicht sagen wie oft abgetaut wird. Probleme beim abtauen hatten meine Anlagen nie. Bei normalen Anlagen die nicht für sehr kalte Temperaturen ausgelegt sind liest man öfter mal von Problemen beim abtauen. Da fehlt oft die Wannenheizung und dann bildet sich unten in der Wanne eine dicke Eisschicht.
Luftverteilung
Die Luftverteilung zwischen den einzelnen Räumen funktioniert sehr viel schlechter als man eigentlich denkt. Um die Luft effektiv zu verteilen muss man einen Kreislauf schaffen, einfach die Tür auf zu lassen reicht leider nicht aus. Das bedeutet man benötigt relativ viele Innengeräte. Mit 2 Anlagen das ganze Haus zu heizen wird in den meisten Häusern nicht vernünftig funktionieren.
Zum Thema Luftzug kann ich nur sagen, umso geringer die Lüfterstufe ist, umso geringer ist natürlich auch der Luftzug. Über oder direkt gegenüber der Couch würde ich die Innengeräte nicht montieren. Das wird zu Zugerscheinungen kommen. Ich habe meine Anlagen teils eigentlich ungünstig nahe der Zimmerecken positioniert. Dank der seitlichen Verstellmöglichkeiten der Ausblasrichtung ist das allerdings gar kein Problem. Wenn die Anlage nicht direkt in meine Richtung bläst und ich den Lüfter maximal auf 1/3 gestellt habe, nehme ich keinen Luftzug wahr. Während des Heizens lasse ich die Anlagen nach ganz unten und weg von mir ausblasen. So kommt auch warme Luft unten an. Ob da Truhengeräte überhaupt merkbar im Vorteil wären, kann ich nicht genau sagen. Das funktioniert auch mit Wandgeräten sehr gut. Die Sensorfunktion, dass die Anlage erkennt wo sich Personen aufhalten und den Luftstrom gezielt weglenkt, habe ich noch nie genutzt.
Strahlungswärme
Das ist von auf jeden Fall ein Nachteil von Luft/Luft Wärmepumpen. Wasserheizkörper geben eine direkte Strahlungswärme ab. Das gibt es bei Klimaanlagen natürlich nicht. Ich empfinde direkte Strahlungswärme als sehr angenehm, deshalb fehlt sie mir bei den Klimaanlagen auch. Man kann nicht alles haben…
Heizen von ganz kleinen Räumen
Ich stehe aktuell vor dem Problem, dass mein ganz kleines Bad noch vernünftig beheizt werden muss. Hierzu kommt eine Splitklima nicht in Frage, da es schlichtweg nicht so kleine Geräte gibt. Da muss man sich was Anderes überlegen. Ich werde wahrscheinlich versuchen eine kleine Monoblock Anlage fest zu montieren.
Fazit
Ich denke aus dem Bericht kann jeder für sich einschätzen ob das was für ihn ist. Neben meinem Ansatz die Klimaanlagen als Alleinheizung auszulegen kann man sie natürlich auch als Ergänzung zur Verbrennerheizung nutzen. Es wäre auch denkbar eine Luft-/Wasserwärmepumpe im Altbau zu montieren, diese auf effiziente 35 °C Vorlauftemperatur zu begrenzen und dann bedarfsgerecht mit einer Klimaanlage dazu zu heizen.
Wenn noch weitere Fragen sind beantworte ich die natürlich gerne. :)