Eine String Südseite mit Optimierer und Nordseite ohne Optimierer?

Hallo,
mir wurde eine relativ kleine PV-Anlage installiert, insgesamt 7,8 kWp mit Speicher:

  • Südseite: 10 Bauer-Module BS-108M10H88-GG 435Wp mit Optimierer Tigo TS4-A-O
  • Nordseite: 8 Bauer-Module, ohne Optimierer
  • Wechselrichter Fenecon FHI-10-DAH-16A
  • Speicher Fenecon Home 10

Die Optimierer auf der Südseite wurden wegen häufiger Teilverschattungen durch Bäume gewählt. Auf der Nordseite wurden keine Optimierer installiert.

Alle Module (Nord und Süd) sind in einer String geschaltet !
Auf meine diesbezügliche Frage, bekam ich die Antwort, dass die Tigo TS4-A-O es erlauben, Module mit und ohne Optimierer in einer String zu betreiben.

In den Sommermonaten hat die PV-Anlage auch gut geliefert, so 75-85% vom prognostizierten Ertrag.
Mit sinkendem Sonnenstand jedoch fällt der Ertrag übermäßig stark ab: Oktober=37% / November=29% der Prognose.

Meine Frage(n): Kann es sein, dass die Nordseite, die im Wesentlichen diffuses Licht bekommt, die Erzeugung der Südseite blockiert ?
Würde es besser sein, die 8 Module der Nordseite in eine separate String zu nehmen ?

Vielen Dank im Voraus,
Rolf.

Dein Solarteur ist eine Niete, sorry, ist aber so.

Deine Nordseite benötigt ebenso solche Tigo Optimierer und dann steigt auch dein Ertrag wieder. Noch besser wäre es die Nordseite als separaten String an den WR anzuschließen. Aber das muß der WR mitmachen und die Länge von 8 Panele könnte zu kurz sein. Laut Datenblatt ergeben 8 Module ca. 264V Spannung. Einspeisespannung deines WR liegt bei 200V. Ich halte das für knapp.

Je nach Kosten hast du zwei Optionen:

  1. DC Kabel für die Nordseite zum WR verlegen und beide MPPT's benutzen
  2. 8x TIGO Optimierer auf der Nordseite verbauen

Ich würde eher zu Option 2. tendieren da so die Gesamtstringspannung für die TIGOs inkrementiert wird.

Hallo PV-Soko,
einen Riesen-Dank erst einmal für die Antwort, das hilft mir schon mal sehr.

zu 2.
Heißt das aus Deiner Sicht, dass die Aussage, dass der Tigo TS4-A-O es erlaubt, Module mit und ohne Optimierer in einer String zu betreiben, falsch ist ?

zu 1.
Ich bin absoluter Laie, deshalb verzeih mir bitte die Frage zu Option 1: Was wäre die Konsequenz, wenn in der separaten String zuwenige Module wären ?

Nochmals vielen Dank und Gruß,
Rolf.

Nein nicht ganz. Wenn es umgedreht wäre, starke Südseite ohne Schatten und schwache Nordseite mit TIGO dann wäre die Welt in Ordnung. Da nun die Nordseite mit den TIGO nicht in der Lage ist die Leistung der Südseite zu reduzieren.

Macht man es aber exakt andersrum, wie bei dir, dann ist die Nordseite aus Sicht der Südseite IMMER der Flaschenhals. Deine gesamte Anlage kann nur soviel Leistung bringen wie die Nordseite durchlässt.

Dein Solarteur hat damit deine Anlage kastriert.

Dein WR startet erst ab 180V Stringspannung und erst bei 200V beginnt er diese Leistung einzuspeisen, laut dem Datenblatt das ich gelesen habe.
Deine Module liefern unter "Vollast" laut deren Datenblatt ca. 33V. 33V * 8 = 264V. Du hast aber eine Nordseite und damit potentiell eher weniger an Leistung, ca. nur 60-70% einer Südseite bei indirekter Strahlung (Wolken) Dh. an vielen Tagen im Winter wird die Nordseite nicht benutzt.

Ich habe auch eine Nordseite mit nur 6 Panele und Optimierer und sehe das jeden verdammten Tag jetzt im Winter. Und ich habe einen Schuppen mit ebenfalls 6 Panele aber mit einem µWR mit geringer Startspannung von 80V. Letzterer liefert deutlich früher, länger und mehr Leistung als meine Nordseite am Deye WR der erst bei 180V anfängt Leistung umzusetzen. Fazit: da muß ich nochmal nachbessern.

Nun kommt ein weiterer Punkt hinzu. Man muß wissen wie Optimierer arbeiten. Deren Ziel ist es in einem String aus PV Modulen den maximal höchsten Stromfluß zu ermöglichen. So werden starke Panele nicht ausgebremst. Um das zu ermöglichen machen die Optimierer der verschatteten Module folgendes: sie ermitteln den lokalen MPPT, des einen Moduls und transformieren die Spannung runter und damit den Strom hoch. Dieser Strom wird solange erhöht, durch den Optimierer, bis er größtmöglich wird. Damit können starke Module also ihre Leistung abgeben. Aber gleichzeitig muß die Spannung am Ausgang eines Optimierers sinken und damit sinkt die Gesamtspannung in einem String. Es ist also besser, wenn man mit Optimieren arbeitet, möglichst lange Strings zu bauen, also mit hohen Stringspannungen zu arbeiten.

Da dein WR bis 1000V am MPPT erlaubt, was schon hoch ist (mein Deye nur 800V), würde ich die 8x TIGO Optimierer für die Nordseite nachrüsten. Es ist zwar teuerer als separate Kabel zu legen, aber es könnte sich für dich rechnen.

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Vielen herzlichen Dank.
Deine Erläuterungen helfen mir sehr.

Viele Grüße,
Rolf

Das wäre nicht „noch besser“, das ist doch die einzig sinnvolle Lösung.
Und ein 7kW-Wechselrichter ohne 2MPPTs wirds doch fast nicht geben.

Oliver

Warum denkst du das?

Sinnvoll ist immer auch eine subjektive Entscheidung und eine einzige Lösung gibt es nie. Lese nochmal oben die Anforderungen durch und die Problematik die sich durch die falsche Installation mit Tigo Optimieren ergeben hat. Daraus lassen sich verschiedene Lösungsmöglichkeiten ableiten und die Entscheidung welche dieser sinnvollen Lösungen nun die richtige ist hängt von individuellen und subjektiven Ansichten ab.

Also schlage ich mehrere Lösungen vor und die Entscheidung trifft der Fragesteller :wink:

Nochmals vielen Dank an Euch für die Tipps.

Mein Ziel ist nicht unbedingt, den Ertrag im Sommer zu erhöhen, um noch mehr einzuspeisen, sondern vor allem die Anlage so zu ertüchtigen, dass sie auch im Winterhalbjahr das liefert, was lt. Prognose möglich bzw. zu erwarten wäre.
Davon bin ich derzeit weit entfernt, s.o.

Wie hoch ist denn jeweils die Prognose für Okt/Nov/Dez?

Oliver

Prognose Oktober / November / Dezember = 350 / 180 / 120 kWh
Produktion = 130 / 50 / xx kWh

Dagegen im Sommer:
Prognose Juni / Juli = 930 / 890 kWh
Produziert = 705 / 765 kWh

Hallo in die Runde,
ich möchte noch einmal eine Rückmeldung geben verbunden mit einem Riesen-Dank insbesondere an @pv-soko .

Meine Solarfirma hat ihren Fehler eingesehen und vor ca. 10 Tagen sämtliche Module auf der Nordseite mit Tigo's nachgerüstet (es bleibt also bei einer String).

Der Effekt hat alle meine Erwartungen übetroffen: Jetzt produziert die Anlage (7,8 kWp) in der Übergangszeit bei vergleichbaren Wetterbedingungen täglich mehr als das 3-fache (9 kWh) als in den Tagen vor der Nachrüstung (2.5 kWh) !
D.h. bei derzeit sonnigem Märzwetter sind wir komplett autark.

Nochmals vielen Dank und sonnige Grüße,
Rolf.