Balkonkraftwerk möglich wenn Nullleiter und Schutzleiter gebrückt sind

Hi,
ich möchte mir gern eine BKW anschaffen, wohne aber in einem DDR Plattenbau in welches es keinen separaten Schutzleiter gibt. Beim Austausch einer defekten Steckdose musste ich feststellen dass nur zwei Kabel an der Dose anlagen und der Schutzleiter über den Nullleiter gebrückt wurde.
Die Frage ist, ob sich der Wechselrichter der BKW daran stört? Ich Frage nur weil ich hörte, dass der Wechselrichter prüfen muss ob Netzspannung anliegt. Womöglich gibt es weitere Tests welche die Brücke erkennen und dann die Arbeit verweigert wird.

BG

Das macht schon alleine deswegen kein Problem, weil auch bei drei Drähten, also getrennem Schutzleiter dieser mit null, dem blauen, gebrückt ist..... nämlich im Zählerkasten.

Wow, es gibt also auch nach fast 50 (seit 1973 in D verboten) bzw. über 30 (Wiedervereinigung 1990) Jahren immer noch Installationen mit klassischer/verbotener Nullung.....

Das macht schon alleine deswegen kein Problem, weil auch bei drei Drähten, also getrennem Schutzleiter dieser mit null, dem blauen, gebrückt ist..... nämlich im Zählerkasten.
Im Prinzip hats du recht, aber wir haben seither weitere Schutzmaßnahmen, die allesamt hier nicht greifen können.
- In Deutschland sind Fehlerstrom-Schutzschalter in Neubauten seit dem Mai 1984 für Räume mit Badewanne oder Dusche gemäß DIN VDE 0100-701 gefordert
- Seit Juni 2007 müssen in Neubauten außerdem alle Steckdosen-Stromkreise, welche für die Benutzung durch Laien und zur allgemeinen Verwendung bestimmt sind, mit einer Fehlerstrom-Schutzeinrichtung mit einem Bemessungsdifferenzstrom von höchstens 30 mA ausgestattet sein. Dies galt für Endstromkreise[15] mit einem Bemessungsstrom bis 20 A im Innenbereich und bis 32 A im Außenbereich (DIN VDE 0100-410:2007-06, Abschnitt 411.3.3, Übergangsfrist bis Januar 2009).
- Seit Oktober 2018 gelten diese Anforderungen auch im Innenbereich für Steckdosenstromkreise bis 32 A, sowie für Beleuchtungsstromkreise in Wohnungen (DIN VDE 0100-410:2018-10, Abschnitt 411.3.3, Übergangsfrist bis Juli 2020).

ABER:
Für Altanlagen gibt es keine Nachrüstpflicht. Das heißt, eine Anlage darf weiter betrieben und auch instand gesetzt werden, wenn die Anlage zum Zeitpunkt ihrer Errichtung den damals geltenden Normen und Richtlinien entsprochen hat und diesen heute noch entspricht (Bestandsschutz).
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Vielen Dank für die Rückmeldungen.
Unsere Wohnungsbaugesellschaft renoviert regelmäßig, aber erst wenn die Leute ausziehen. Als wir vor 12 Jahren einzogen haben wir (weil wir dringend eine Wohnung brauchten) darauf verzichtet. Damals dachten wir wir hätten nur ein ein altes Bad, heute kenne ich den Zustand der Elektrik (Alu-Kabel, kein separater Schutzleiter, alle Zimmer über eine Sicherung, ...).

Da würde ich die Finger weg lassen, separate Leitung zum Zähler legen, schon gefährlich genug mit allem was drauf hängt.

Habe hier die gleichen Fälle, da flackerte und schmorte nach 60Jahren schon öfters etwas, ohne Balkon PV.

Bei mir läuft seit 30-40Jahren komplett alles über RCDs, lange vor der VDE.

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Die Frage ist, ob sich der Wechselrichter der BKW daran stört? Ich Frage nur weil ich hörte, dass der Wechselrichter prüfen muss ob Netzspannung anliegt.
Das war die Frage des TE.

Läuft, weißt du selbst.
Da wird mir aber Angst und Bange bei der Installation, und wenn die Hütte abbrennt, hat der Versicherungsgutachter die Ursache schneller gefunden, auch wenn's der Wäschetrockner war.

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Viele Mieter kaufen sich jetzt schon beim Discounter BKWs mit vorkonfektioniertem Schuko kabel.

Wenn ich das als Vermieter mitbekomme und im Altbau-Haus noch klassische Nullung ist, muß ich eigentlich mitteilen, daß das aus technischen Gründen nicht geht, oder wenn der Mieter das unbedingt will, muß er auf eigene Kosten einen Elektriker kommen lassen und ein dediziertes Kabel mit Feuchtraumsteckdose und separater Absicherung ( 10A -13 A) verlegen lassen.
Genau wie bei den Wallboxen heute auch schon.
Verliert dann die ganze Elektroinstallation mit Nullung den Bestandsschutz ?

[quote data-userid="8825" data-postid="128809"]Wenn ich das als Vermieter mitbekomme und im Albau-Haus noch klassische Nullung ist, muß ich eigentlich mitteilen, daß das aus technischen Gründen nicht geht, oder wenn der Mieter das unbedingt will, muß er auf eigene Kosten einen Elektriker kommen lassen und ein dediziertes Kabel mit Feuchtraumsteckdose und separater Absicherung ( 10A -13 A) verlegen lassen.[/quote]Nun mal langsam mit den jungen Pferden und erst mal hier draufklicken. ?

Es gibt auch mobile Lösungen in Form eines Zwischensteckers, die einfach in die Steckdose mit klassischer Nullung gesteckt werden, und alles vorne dran ist abgesichert. ?

Aber ich empföhle ehrlich gesagt lieber so ein Miniverteilergehäuse auf dem Balkon mit Hutschiene, auf der neben einem klassischen FI/RCD gleich noch ein SPD Typ-2 Platz hätte. Dann ist der ÜSS gleich noch "im Preis enthalten". ?

Daniel

Genau, sowas würde ich anschließen zur zusätzlichen Absicherung. Und dann auch mal die genutzte Steckdose mit einem 2000 Watt Heizlüfter 30min belasten und checken, ob da nichts heiß wird. Auch mal die Schrauben der Leiter nachziehen, gerade bei Aluleitungen hat man ja das Fließverhalten des Materials, da werden die Schrauben schnell mal locker.

[quote data-userid="8074" data-postid="128853"][quote data-userid="7192" data-postid="128843"]Es gibt auch mobile Lösungen in Form eines Zwischensteckers[/quote]Genau, sowas würde ich anschließen zur zusätzlichen Absicherung. Und dann auch mal die genutzte Steckdose mit einem 2000 Watt Heizlüfter 30min belasten und checken, ob da nichts heiß wird. Auch mal die Schrauben der Leiter nachziehen, gerade bei Aluleitungen hat man ja das Fließverhalten des Materials, da werden die Schrauben schnell mal locker.[/quote]Oha, das erfordert aber einen gewissen Mut, einen 2 kW-Heizlüfter anzuschließen, wenn "alle Zimmer über eine Sicherung" gehen. ?

Ich weiß, daß das in ganz alten Häusern mit den Aluleitungen durchaus üblich war, vor allem zu Zeiten von Papier- oder Gewebeisolierung. (Da hat man endlich mal einen Grund, sich einen Isolationstester zu kaufen. ?) Wenn es irgendwie möglich ist, würde ich Bakelit-Schraubsteckdosen und Dosenklemmen durch solche mit reiner WAGO-Klemmtechnik ersetzen, bei denen die Feder den Druck aufrecht erhält und sich nichts mehr lockern kann. Wenn da irgendwo "unterwegs" eine uralte Dosenklemme ist, die nicht mehr stramm anzieht, und sich plötzlich ein Übergangswiderstand bildet, dann wäre das auch mir im doppelten Sinne "zu heiß".

Aber eigentlich gehört die ganze Sch**ße, die aus einer Zeit stammt, als hier noch Ritterturniere stattfanden, rausgerissen und durch moderne Technik ersetzt.

Daniel

Na ja, aber selbst mit Stecker FI ist das ja immer noch eine 2Drahtlösung ohne separaten Schutzleiter. Muß dann nicht zumindest das WR Gehäuse geerdet werden?

[quote data-userid="8825" data-postid="128862"]Na ja, aber selbst mit Stecker FI ist das ja immer noch eine 2Drahtlösung ohne separaten Schutzleiter. Muß dann nicht zumindest das WR Gehäuse geerdet werden?[/quote]Eigentlich nicht, denn das wird ja über N indirekt geerdet und der mögliche Fehlerstrom durch den RCD-Stecker überwacht. Müßte eigentlich ausreichend sein.

Daniel

Das Hauptproblem bei Nullung ist, wenn der Null-Leiter keinen richtigen Kontakt mehr hat. Dann kann das damit verbundene Gehäuse auch auf Phase gezogen werden. Würde man dann anfassen und es fließt ein Strom gegen Erde, springt sofort der Stecker-FI-Schalter.

Auch bei Nullung ist ja N irgendwo am Anfang mit einem Erder und z.B. den Heizungsrohren verbunden.

Also ich würde da wirklich irgendeine FI/RCD-Lösung, wie auch immer die aussehen mag, nachrüsten, auch wenn es einen bei manchen Preisschildern die Tränen in die Augen treibt. Sagen wir's mal so herum: Ein Feuerwehreinsatz kostet mehr!

Daniel

So teuer sind die nicht, 16 Euro bei Bauhaus:

https://www.bauhaus.info/fi-adapter/fi-adapter-aussen/p/12151438

Ich dachte immer, die die Sicherung aka "Leitungsschutzschalter" schützt die Leitung gegen Abbrennen und der RCD den Menschen gegen Stromschlag. 16€ sind ja echt kein Ding, aber mir ist nicht klar, ob der Zweck Brandschutz nun erfüllt wird...

Ein RCD deckt eine Reihe von Risiken ab, nicht nur Personenschutz. Er löst ja aus, wenn relativ kleine Fehlerströme fließen. Das kann z.B. bei Isolationsfehlern der Fall sein. Natürlich wird in deinem Fall damit nur die Strecke nach dem Steckdosen-RCD geschützt. Aber gerade auch der Personenschutz ist dort wichtig, weil bei der klassischen Nullung der Personenschutz sonst sehr schlecht ist. Gerade auch, weil du mit dem Wechselrichter und den Modulen im Außenbereich bist und da die Gefahr sowieso erhöht ist.

Für den Brandschutz solltest du prüfen, ob bei ordentlicher Belastung der genutzten Steckdose der Spannungsabfall niedrig genug bleibt. Wenn du also z.B. einen 2000 W Heizlüfter anschließt und dann nur noch 200 V anliegen, hast du einen deutlich zu hohen Leitungswiderstand. Wie viel genau es sein dürfen, muss man in Normen nachschauen. Ich meine 4% sind es.

[quote data-userid="8074" data-postid="128945"]So teuer sind die nicht, 16 Euro bei Bauhaus[/quote]Ich habe bei diesen Zwischensteckern immer ein gewisses Unwohlsein, weil ich nie so recht weiß, was da innen drin verbaut ist. Gerade der recht günstige Preis könnte möglicherweise den Verdacht nähren, daß die eingebaute Funktion nicht zwingend den DIN EN-Normen 61009-1 und 61009-2-1 (VDE 0664-20 und -21) entspricht. Was das bedeutet, dafür gibt's hier ein kleines Video:

Vielleicht wäre so ein wetterfestes und UV-beständiges Mikroverteilergehäuse mit geprüften Betriebsmitteln wie hier schon mal in den Raum geworfen ja doch eine Überlegung wert.

Daniel