Hallo zusammen,
ich stehe aktuell vor der Entscheidung zwischen zwei technisch sehr unterschiedlichen Speicher- und Wechselrichterarchitekturen für eine Photovoltaikanlage mit ca. 55–60 kWp auf mehreren Dachflächen.
Das Objekt ist ein Flüchtlingsheim mit ca. 60.000 kWh Jahreslast pro Jahr.
Wichtig für mich ist deshalb ein möglichst hoher Eigenverbrauch, effiziente Nutzung des Speichers und zusätzlich die Möglichkeit, Arbitrage über einen dynamischen Stromtarif zu betreiben.
Aus diesem Grund ist die Systemarchitektur für mich ausschlaggebend. Ich möchte gern eure fachliche Einschätzung einholen, ob ich die Systeme korrekt bewerte.
Systemvariante A (basierend auf neoom/STAAK)
Nach meinem aktuellen Verständnis:
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Die PV-Strings werden auf einen separaten PV-Wechselrichter geführt (DC→AC).
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Zusätzlich werden mehrere STAAK-Speicher eingesetzt, jeweils mit eigenem Hybridwechselrichter.
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Die PV wird nicht DC-seitig an die STAAK-Hybride angebunden.
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Die Batterie lädt daher über AC→DC.
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Beim Entladen erfolgt DC→AC.
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Der resultierende Strompfad für PV-Strom über den Speicher wäre somit:
PV → PV-WR (DC→AC) → AC-Hausnetz → Hybrid-WR (AC→DC) → Batterie → Hybrid-WR (DC→AC) → Verbraucher
Das entspräche drei Wandlungsstufen (DC→AC→DC→AC).
Meine Frage dazu:
Ist dieses Verständnis korrekt?
Ist das STAAK-System in dieser Konfiguration tatsächlich ein AC-gekoppeltes Clustersystem, weil die PV extern AC-seitig eingespeist wird?
Oder gibt es eine Möglichkeit, die PV wirklich DC-seitig in dieses System einzubinden?
Systemvariante B (DC-Hybridverbund, z. B. Deye)
Die alternative Lösung basiert auf mehreren DC-Hybridwechselrichtern (z. B. 20 kW + 10 kW), an deren MPPTs die PV-Strings direkt DC-seitig angeschlossen werden.
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Gemeinsamer Hochvolt-DC-Bus.
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PV→Batterie ohne AC-Zwischenschritt.
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Beim Entladen erfolgt nur DC→AC.
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Ergebnis sind üblicherweise ein bis zwei Wandlungsstufen.
Reale Roundtrip-Effizienz typischer DC-Hybride: etwa 92–96 %.
Reale Roundtrip-Effizienz typischer AC-gekoppelter Systeme (PV über AC): etwa 82–88 %.
Grobe wirtschaftliche Auswirkungen (eigene Berechnung)
Bei etwa 31.000–32.000 kWh Batteriedurchsatz pro Jahr führt die Differenz im Roundtrip-Wirkungsgrad zu ungefähr 2.500–3.000 kWh weniger nutzbarer Energie bei AC-gekoppelten Systemen.
Bei Mieterstrom zu 34 Cent/kWh entspricht dies etwa 850–1.000 Euro Mindererlös pro Jahr.
Zusätzlich entsteht bei Arbitrage ein weiterer Vorteil für DC-Hybride.
Meine konkreten Fragen an euch:
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Ist die Beschreibung des neoom/STAAK-Strompfades aus eurer Sicht technisch korrekt?
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Kann man dieses System in dieser Konfiguration als AC-Cluster bezeichnen oder gibt es DC-seitige Kopplungsmöglichkeiten, die ich übersehe?
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Wie schätzt ihr die Roundtrip-Effizienz solcher AC-gekoppelten Systeme ein?
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Würdet ihr bei ca. 60 kWp PV und hoher Dauerlast ein DC-Hybridverbund grundsätzlich für wirtschaftlich sinnvoller halten?
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Gibt es technische Argumente, die aus eurer Sicht für die AC-Cluster-Variante sprechen?
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Kann eine Prognose- oder KI-basierte EMS-Logik (z. B. connectAI) die systembedingten AC-Verluste in irgendeiner Form kompensieren? Oder bleibt dies physikalisch limitiert?
Ich freue mich auf eure fachlichen Einschätzungen,
Grüße
Fritz