EEBUS - der neue Standard bei EMS Steuerung für Netzdienlichkeit - Erfahrungen?

Ein herzliches Servus aus dem Bayerischen Wald,

leider bin ich erst jetzt auf das Thema gestoßen. Vorweg, warum ich hier schreibe: ich betreibe ein selbst geschriebenes EMS und möchte, sobald unser VNB, die Bayernwerk Netz GmbH, so weit ist präpariert sein um §14a Modul 3 mit EEBUS Steuerbox nutzen zu können. Das evtl. ab April '25 kommen.

Auf der Suche nach Source Code zur Umsetzung der nötigen EEBUS Funktionalitäten bin auf verschiedene Quellen gestoßen. So findet sich 2 Jahre alter Code in C# geschrieben (offenbar verwaist), eine Java Implementierung vom Fraunhofer Institut und natürlich die in Go geschriebenen Bibliotheken von @derandereandi - dem ich hier ganz ausdrücklich für seine Arbeit danken möchte. Letzteres scheint mir noch am ehesten geeignet zu sein für meine Zwecke. Jedoch mangelt es allen Quellen an konkreten Beispielen inkl. Installations- und Konfigurations-Vorschlägen eine lauffähige Test- bzw. Entwicklungsumgebung aufzubauen. Zumindest ist es mir bislang nicht gelungen.

Das was mir aktuell am meisten fehlt ist sowas wie ein Steuerbox Simulator. Also eine Software, die die Funktionalität einer Steuerbox nachahmt so dass sich all das, was der VNB bzgl Dimmen und Messen anstellen möchte unabhängig von diesem schonmal ausprobieren lässt. So könnte jeder sein EMS rechtzeitig mit einem EEBUS Interface ausstatten. Irgendwelche Zertifikate scheinen die VNB ja nicht verlangen zu wollen. Erstaunlicherweise scheint man hier mal den Verbrauchern zu vertrauen. :slight_smile:

Zur Einordnung in die Praxis beschreibe ich mal kurz mein System, wie es im Laufe der Zeit (teils auch etwas wild wuchernd) gewachsen ist.

  • FNN Basiszähler für iMSys vom Bayernwerk mit 2x RS485 Anschlüssen. An einem hängt ein SMGW, das per Mobilfunknetz die aktuellen Zählerdaten übermittelt. Der andere Anschluss ist für eine zukünftige Steuerbox vorgesehen. Solche Steuerboxen sollen im Laufe das Jahres beim Bayernwerk verfügbar werden.
  • PV Anlage mit 10,8 kWp, Sungrow SH10.0RT Wechselrichter
  • Akku, BYD HVS 10.2
  • Viessmann Vitocal 222-S mit nachgerüsteter Kältefunktion
  • KWL (kontrollierte Wohnraumlüftiung), Tecalor TVZ 180
  • Wallbox, Compleo (ursprünglich E.ON), eBox smart, 22 kW
  • EV, Ioniq 5
  • mehrere Smartmeter mit Modbus Interface zum Messen der Leistungen und akkumulierten Energien von Wallbox und Wärmepumpe
  • mehrere WLAN-Steckdosenadapter mit Leistungsmessung für Waschmasche, Spülmaschine, Kühlschrank, Gefrierschrank, Mikrowelle, Wasserkocher, etc, etc
  • sogar der mechanische Wasserzähler wird mit einem ESP Kamera Modul mit Bilderkennung des Zählerstandes ständig abgelesen
  • alle erfassten Werte werden permanent in einer lokalen MariaDB Datenbank gespeichert, so dass auch forensische Auswertungen möglich sind.

Das EMS besteht aus mehreren Funktionsblöcken, die weitestgehend in C# geschrieben sind. Die Benutzeroberfläche ist mit Vue.ts realisiert. Das gesamte System kommuniziert nicht mit dem Internet (nur eine Ausnahme), sondern läuft hausintern auf einer Linux Maschine. All die Daten sind viel zu sensibel um sie nicht abzuschirmen! Ein Gutteil Datenerfassung und Ansteuerungen der verschiedenen Teile geschieht über einen Fhem Server, der auf einem Raspberry PI läuft. So redet dieser bspw mit dem Wechselrichter per Modbus/TCP und kann so auch das Laden des BYD Akkus per Netzstrom steuern. Die Wallbox, die ich seinerzeit bei E.ON gekauft hatte und die anschließend viel Ärger und Frust erzeugt hat, hängt inzwischen an einem selbst geschriebenen OCPP Server und kann so - obwohl dafür nie konzipiert - jetzt mit PV Überschuss automatisiert wahlweise 1- oder 3- phasig betrieben werden. (Randnotiz: der Ioniq 5 schluckt leider nur maximal 11 kW Wechselstrom, also 3-phasig 3x 16A. Aber einphasig gehen auch 32A! Also rund 7,3 kW. Das ist wegen der 1A Stufung perfekt für ein sauberes Nachfahren der PV Kurve auch bei einzelnen Wolken). Die Viessmann WP kann via IR Adapter gelesen und gesteuert werden. Die aktuellen Verbräuche von WB, WP und diversen anderen Verbrauchern werden mit verschiedenen SmartMetern erfasst. Die Leistungen und Stände am Netzanschlusspunkt werden am Tibber Pulse per WLAN in Echtzeit abgegriffen, also ohne Umwege über irgendwelche Clouds. Alleine der Ladestand des Autoakkus kann leider nur via Bluelinky, also per Internet, abgefragt werden. Unser Ionic 5 beherrscht noch keine ISO 15118-20 und die WB würde das eh nicht unterstützen.

Warum schreibe ich das? Weil ich zeigen will, dass für diejenigen die es können - und da draußen wird es einige geben, die es können - nicht sinnvoll ist nur auf fertige Standardlösungen zu setzen. Meine, nur für mich massgeschneiderte Lösung, auch wenn für niemand anderen nutzbar, bietet mir so viel mehr Möglichkeiten auch mal was auszuprobieren und was einzubinden, was dafür nie gedacht war. So kann ich z.B. auch die Kühlfunktion der WP im Sommer nur bei PV Überschuss automatisiert einschalten und das ganze mit fein abgestufter Priorisierung zwischen EV-Laden, Hausakku-Laden und Kühlen, je nach aktuellen persönlichen Erfordernissen.

Außerdem bin ich dabei die Wallbox umzurüsten auf gelegentliches V2H, in der Art, wie es im goingelectric Forum mal beschrieben war. Das war hier verlinkt. Auch das sollte perspektivisch vom EMS automatisiert genutzt werden.

Das ist dann auch der Grund, weshalb für mich dynamische Netzentgelte ala Modul 3 in Kombination mit dem eh schon vorhandenen dynamischen Stromtarif via Tibber so interessant sind. Gerade aktuell (Winter 24/25) erleben wir immer wieder Tage an denen Tags blauer Himmel herrscht und Nachts ist es bitterkalt. D.h. Tags mehr Sonne als der Hausakku schlucken kann und Nachts mehr Heiz-Strombedarf als der Hausakku groß ist. Hier verspreche ich mir von einer quasi „Vergrößerung des Hausakkus“ durch den Autoakku die Möglichkeit zu mehr netzdienlichem Verhalten. Und wenn zu wenig Sonne scheint oder die PV Paneele schneebedeckt sind, dann will ich den Strom nur dann aus dem Netz ziehen, wenn’s möglichst preiswert ist - denn preiswert heißt grün und mehr als genug. Insbesondere angesichts der Wechselverluste bei der angesprochenen V2H Technik (geregeltes 3000W Netzteil am 230V Ausgang des EV und Einspeisung als 400V= in einen MPPT Eingang des WR) macht das nur Sinn, wenn der Spread im Tagesverlauf der Stromkosten groß genug ist. Klar, da muss abgewogen werden zwischen Energieverschwendung und Netzdienlichkeit. Umsonst ist nur der Tod - und nicht mal der.

ABER: dazu braucht es eine Anbindung des EMS an eine zukünftige Steuerbox!

Konkrete Frage an @derandereandi: ist es mit Deinem veröffentlichen GO Code und den Infos von VDE FNN (impuls--digitale-schnittstelle-data.pdf) evtl. zusammen mit dem "Lastenheft Steuerbox" (das ja leider knapp 40€ kostet) möglich einen Steuerbox Simulator zu schreiben? Und könntest Du Dir vorstellen mir dabei zu helfen?

Beste Grüße aus dem kalten aber sonnigen Bayerischen Wald,
Klaus