plötzlicher SOC Absturz

Hallo, ich habe folgendes Problem, hat hier vielleicht jemand eine Idee?

Meine Anlage:

Victron Multiplus 3000

4,6kwp PV (verteilt auf 1 Laderegler und mehrere Hoymiles, da an 3 verschiedenen Orten)

ca. 5kwh DIY Akku mit JK BMS

1 Wallbox / E-Auto, Überschussladen mit evcc

Die Anlage ist seit ca. 1,5 Jahren im Betrieb, im Frühjahr diesen Jahres kam das E-Auto dazu.

Problembeschreibung:

Hin und wieder kommt es zu einem plötzlichen Abfall des SOC Wertes von über 50%! Das passiert eigentlich immer abends. Gestern z.B. zwischen 20 und 21 Uhr von 67% auf 4% (in den ESS Einstellungen ist angegeben, dass er bis 20% entladen darf), bei einem Verbrauch von 0,86kw (laut VRM Portal).

Eine Vermutung habe ich. Ich habe festgestellt, dass wenn ich mein E-Auto über evcc mit etwas mehr Strom laden will, als Sonnenstrom vorhanden ist, er also aus dem Akku mitladen soll, es zu folgendem Phänomen kommt. Z.B. Verbrauch 3kw, PV Anlage liefert 2kw, dann müsste er ja 1kw aus dem Akku nehmen. Scheinbar macht er es auch, aber es wird nicht immer angezeigt. Laut VRM Portal gehen 0W aus dem Akku, aber es wird auch nicht aus dem Netz gezogen. An solchen Tagen ist es mir aufgefallen, dass der SOC abends dann absackt. Aber auch nicht immer.

Gestern hatte ich bis ca. 17.30 Uhr Überschussladen an. Der Hausakku darf bis 65% entladen werden, um das Auto zu laden. Das hat scheinbar auch gut funktioniert, denn das SOC Min lag zwischen 17 und 18 Uhr lag bei 65%, gleichzeitig ist der Verbrauch deutlich zurückgegangen. Der SOC ist dann wieder auf etwas über 70% gestiegen, bevor es dann zum Einbruch kam.

Hat jemand eine Idee, was ich tun kann bzw. wo das Problem liegen könnte?

Ist das der SOC vom JK-BMS?

Falls ja, vergiss ihn und kauf dir einen Victron SmartShunt... der SOC vom JK-BMS ist unbrauchbar.

Edit

Ich sehe gerade es ist das JK-BMS Unterforum.

Also ja vergiss den SOC der stimmt nie....

1 „Gefällt mir“

Nach dem volladen schon.

Stimmt, das wars dann aber auch :rofl:.

Aua, und sowas habe ich wegen der detaillierten Werte als Diagnose Gerät gekauft. Najo, liegt eh nur in der Schachtel rum.

Gehe mal davon aus, dass Du ein VenusOS zur Steuerung einsetzt. Wenn Du die Daten an das VRM-Portal schickst, hast Du umfangreiche Möglichkeiten zu analysieren, was passiert ist.

Wie oft hast Du vorher den Akku auf 100% geladen und gewartet bis nichts mehr in den Akku passt? Erst dann hast Du 100% SOC. Klappt aber auch nur, wenn das BMS es erlaubt den Akku voll zu laden. Wenn es CCL (Charge Current Limit) schon vorher begrenzt, kann es sein, dass Dein Akku nie voll wird. Kommt auf die Konfiguration Deines BMS sowie Serialbattery an.

Könnte durchaus sein, dass früher als Du noch nicht Überschussladen verwendet hast, Dein Akku abends auf 100% voll war und die SOC-Angaben ok waren. Jetzt aber, wenn Du tagsüber nicht mehr auf 100% lädst, weiss das BMS nicht mehr den aktuellen SOC, weil Du ja mit dem Überschussladen verhinderst, dass der Akku vollgeladen wird.

In der Tat ist der SOC auch bei meinem JK BMS Schall und Rauch, wenn man nicht alle paar Tage auf 100% lädt und wartet bis nichts mehr in den Akku passt (eingestellte Höchstspannung). War entsetzt wie schlecht die Schätzung, ist verglichen mit meinem zweiten Akku mit JBD BMS.

Da kann es zu solchen Sprüngen kommen.

Dein Problem kann aber auch andere Ursachen haben. Zeig uns mal Deine Entladungskurve aus dem VRM unter Advanced, wenn die Sprünge beim SOC auftreten.

Also

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sowie

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Interessant sind neben der Spannung die Spannungsdifferenzen zwischen dem Akku mit geringster Spannung und höchster Spannung.

image.png

Interessant ist auch was das BMS dem VenuOS zulässt zu entladen und zu laden. Findest Du unter

Ohne detaillierte Informationen wird es schwer etwas zu analysieren. Wenn DU keine Möglichkeit mit VRM hast, würde ich persönlich zuerst mit einem Drehmomentschlüssel die Anschlüsse an den Zellen nachziehen. Generell ist es aber sinnvoll dies per VRM zu analysieren. Wenn Du Victron keine Daten schicken willst, kannst Du die Daten auch lokal per MQTT erhaben. Das wird allerdings aufwändig.

Es kann auch durchaus sein, dass einer Deiner Zellen ein Problem hat. Oder einer der Zellkontakte einen zu hohen Übergangswiderstand hat bzw. einer der Schrauben bzw. Muttern nicht fest genug angezogen sind. Oder Übergänge oxidiert sind.

Hallo,

ja VRM Portal ist aktiviert. Hier die Kurven:

Temperatur ist unauffällig. Steht im Heizungskeller, deshalb wenig Schwankungen

Die Kontakte sehen alle gut aus, habe auch alle nochmal nachgezogen, aber da war kein Kontakt locker.

Prinzipiell ist der Akku tatsächlich so konfiguriert, dass er nicht ganz voll wird. Unter DVCC ist 57,6V max. Ladespannung eingestellt (16S Akku). In VE Configure sind aber 56V eingestellt.

Hier vielleicht mal noch meine Einstellungen im BMS

Wurde schon gesagt: der SOC ist eine Schätzung des BMS. Die ist u.a. abhängig davon, wie genau die Strom- und Spannungsmessung ist. Spitze ist da mein Seplos-BMS aus dem Amy-Akku: unter 2A misst es 0A. Der SOC vom Seplos BMS ist völlig unbrauchbar. Ich rechnen also selber. Den SOC kann man entweder bei Entladung kalibrieren oder bei Volladung - in beiden Fällen gibts bei LiFePO einen Knick in der Spannungskurve. Wenn man dort ist also 0% oder 100% - und bitte dann nicht mehr entladen bzw. laden!

Also der Akku ist nicht kaputt oder so... ich würde bei allen Steuerungen die Du baust immer auch als Sicherheit die Spannung prüfen und unabhängig vom SOC dann die (Ent)Ladung ggf. stoppen!

Das würde dafür sprechen, dass der Akku entladen wird, das aber nicht gemessen und angezeigt wird. Seltsam ist aber, dass das scheinbar nur bei hohen Verbräuchen passiert, wo eigentlich ja Ströme fließen, die das JK BMS auf jeden Fall messen müsste.

Danke für das Feedback. Habe mir nur die VRM-Kurven angeschaut. Da läuft keine Zelle weg.

Die Spannung bricht aber plötzlich ein. Und zu der Zeit auch ein hoher Strom.

Was man m.E. sieht, ist als die Entladung mit ca. 50A startet die Spannung der Zellen schon kurzzeitig unter 3,2V einbricht, obwohl das BMS denkt, dass SOC bei 90% ist.

Entweder die 90% SOC stimmen nicht oder mehr als 50A sind Deinem BMS oder den Akkus zu viel.

Die 50A sehen nach 10 Ampere Ladeleistung für das Elektroauto aus. Kannst Du diese für einen Test mal auf 6 Ampere reduzieren (sofern das Dein Auto erlaubt)?

Ganz voll muss der Akku auch nicht sein. Das BMS muss nur lernen, wann der Akku gemäß Deiner BMS-Einstellung nicht mehr geladen wird.

Würde den Akku mal auf SOC 100% laden und dort stehen lassen und erst am nächsten Tag das Elektroauto laden.

Sehe gerade, dass Du ja nur einen Victron Multiplus II 3000 hast. Bei 25 Grad schafft der gerade mal 2400 Watt. Das sind zwar 10,4 Ampere, aber wenn sich allein das Elektroauto so viel genehmigt und Deine Verbraucher im Haus dazu kommen?

Wo hast Du Dein Elektroauto angebunden? An AC-OUT? Würde testweise mal probieren an AC-IN anzuschließen, also an den normalen Hausstrom und schauen, was der Multiplus liefert. Dazu am besten unter ESS die maximale Inverter-Leistung auf beispielsweise 2200 Watt begrenzen. Mehr würde ich persönlich Deinem 3000er längere Zeit nicht zumuten. Siehe auch die Datenblätter: https://www.victronenergy.de/upload/documents/Datasheet-MultiPlus-II-inverter-charger-DE.pdf

Danke für deine Ideen.

In der Tat ist mir dieses Verhalten aufgefallen, als ich das Auto mit 10A geladen habe. Standardmäßig läuft er mit 6A, aber wenn ich weiß, das Auto soll mittags gefahren werden, habe ich es vormittags manchmal etwas höher gestellt, damit er nicht nur den PV Strom nimmt, sondern auch etwas aus dem Akku. Und das wurde dann nicht gemessen, muss aber passiert sein, da es auch kein Netzbezug gab.

Eingebunden ist das folgendermaßen:

Ein Hoymiles ist am AC-OUT, ein zweiter Hoymiles am AC-IN und die Wallbox ist ebenfalls am AC-IN. D.h. der Strom vom zweiten Hoymiles geht direkt zur Wallbox. Meines Erachtens müsste der Victron die 2400W aus der Summe von PV-Ladegerät + Akku liefern können. Oder zählt der Hoymiles am AC-OUT da auch mit hinein (das leitet er er an sich nur durch und muss nichts wechselrichten)? Dann wäre es ja sinnvoll, den auch an den AC-IN zu klemmen.

Ich habe jetzt mal im evcc minPV aktiviert bei einer Mindestladung von 10A. Wie man oben sieht, klappt alles im ersten Moment auch gut. Aber bereits nach kurzer Zeit tritt genau dieses Phänomen wieder auf. Kein Netzbezug, Akku im angeblichen Leerlauf. Der Gesamtverbrauch passt aber auch nicht, wenn man AC-Lasten und Kritische Lasten zusammenzählt. Was mir eben auffällt, warum wird die Wallbox scheinbar unter kritische Lasten gezählt, wenn sie eigentlich am AC-IN hängt? Das würde dafür sprechen, dass sie doch fälschlicherweise am AC-OUT angeklemmt wurde, oder?

Bei 6A Ladeleistung, fällt es weniger auf, aber wenn ich genau schaue, stimmt auch da die Gesamtlast nicht so richtig

Bei 8A Ladeleistung schon nicht mehr

Jetzt läuft der Herd und es ist ein ähnliches Verhalten. Also scheinbar hängt es irgendwie mit großen Lasten zusammen.

Ich bin mal zum Akku gegangen und habe mich per Bluetooth mit dem BMS verbunden. Dort wurden ebenfalls 0A angezeigt.

Also ist vielleicht tatsächlich das BMS einfach Schrott?

Bisher hab ich noch kein Schrott BMS gesehen, das überhaupt Strom durchgelassen hat. Ich verstehe nicht, warum immer das BMS schuld sein soll.

Ich habe mal am Akku direkt gemessen und die Spannung passt auf jeden Fall überein mit der vom BMS gemeldeten Spannung.
Was auch gegen das BMS spricht ist, dass ja eher kleine Lasten nicht gemessen werden dürften. Bei mir tritt das Phänomen aber bei großen Lasten auf.

Ich habe mein BMS ja noch immer in der Schachtel und kenne daher die Anzeige nicht.

Mir fällt aber oben im grauen Info Kasten ESS ganz was komisches auf.

Abschaltspannung bei Entlade Strom. Die ist bei 2C 48V deutlich höher als als bei 0,05 C 44,8V. Vielleicht verstehe ich nix oder da ist ein fetter Wurm.

Im schwarzen Kasten müsste ich mir zu sehr die Augen verbiegen um zu erkennen was dort steht. Dort sind vermutlich die echten Einstellungen und oben nur ein Vorschlag?

Stelle sicher, dass dein Multiplus und deine Wallbox (Lastphase) auf unterschiedlichen Phasen liegen.

Das mit den Abschaltspannungen kann man schon so machen. D.h. ja im Grunde nur, dass er bei hohen Lasten schneller den Akku abschaltet als bei kleinen Lasten. Oder anders herum, wenn der Akku schon relativ leer ist, darf er nur noch langsamer entladen werden, als wenn er voll ist.

Was mich wundert, jetzt funktioniert alles, so wie es sein soll. Gefühlt habe ich das auch schonmal so beobachtet, dass es später im Tagesverlauf wieder klappt.

Der einzig erkennbare Unterschied für mich liegt in der erzeugten PV Leistung. Als ob das System ein Problem hat, wenn ich hohen PV Ertrag + hohe Lasten habe. Aber wie das miteinander zusammenhängen kann, ist mir ein Rätsel.

Erst einmal ein großes Lob an Dich. Du geht das ganze sehr ernsthaft und professionell an. Danke!

Deine letzte Grafik des VRM zeigt m.E., dass die Wallbox an AC-OUT liegt. Kritische Lasten ist bei 1399 Watt. Wo soll das sonst herkommen? Gemäß Deiner Aussage sind da doch keine Verbraucher dran. Und die Last der Wallbox ist auch in etwa so hoch. Passt also m.E.

Sofern meine Vermutung passt, würde ich die Wallbox auf AC-IN umklemmen. Dann muss der gesamte Strom nicht durch den Multiplus.

Meine Vermutung ist immer noch, dass Dein Multiplus 3000 das Problem darstellt. Warum Durchleitung über AC-OUT aber solche Probleme bereitet verstehe ich zwar noch nicht. Hatte ich anderes verstanden.

Wobei ich den Akku nicht zu 100% ausschließen würde. Aber eigentlich sollten Deine 100A-Zellen (zumindest habe ich das so berechnet) schon 50 Ampere aushalten. Von welchem Hersteller sind die Zellen?

An Deiner Steller würde ich jetzt wie folgt vorgehen.

  • Prüfung der Leitungsführung, ob die Wallbox an AC-IN oder AC-Out ist. Meine Vermutung ist gemäß der Anzeige kritische Lasten, dass es AC-OUT ist.

  • Sofern Wallbox an AC-OUT statt dessen an AC-IN bzw. das normale Hausnetz anschließen

Ansonsten würde ich noch prüfen wie Deine Softwareversion des Multiplus ist. Evtl. SW-Update über VRM. Wichtig aber vorher die Konfiguration retten und dokumentieren. Hatte schon mal ein Update, das meine Konfiguration gelöscht hat und das Backup nicht geholfen hat. Da ich alle dokumentiert hatte, kein Problem.

Würde auch keinen Software-Bug des Multiplus ausschließen. Aber nicht so wahrscheinlich.

Wenn alles nicht hilft, würde ich Dein Problem im Victron-Forum beschreiben: https://community.victronenergy.com/

Ich hatte anfangs auch ein Problem mit meiner BMS-Einstellung und der Konfiguration meines Multiplus. Nachdem ich dieses im Victron-Forum gemeldet habe, hat sich ein Mitarbeiter von Victron/NL bei mir gemeldet, nachgefragt, ob er sich auf meinen VRM-Account aufschalten kann und mir dann den Lösungsvorschlag mitgeteilt. Wenn man den Beitrag in englisch formuliert, können das auch die Victron-Mitarbeiter aus den Niederlanden verstehen und die Chance ist groß, dass man Dich unterstützt.

Ich habe zu danken! Bzgl. AC-IN bzw. AC-OUT habe ich nochmal überlegt. Am AC-OUT hängt bei mir tatsächlich einfach eine komplette Phase. Die Wallbox hängt nicht direkt am AC-OUT, ist ja aber dreiphasig. Nun scheint beim einphasigen Laden gerade die Phase belastet zu werden, die am AC-OUT hängt. Anders kann ich mir das eigentlich nicht erklären.
Wenn ich die Daten des Multiplus richtig verstehe, kann er max. 32A mal 230V = 7,4kw durchleiten. Wenn der Wechselrichter auf vollen Touren läuft (2,4kw) bleiben noch 5kw über. Also sollte ich zumindest in der Theorie mein Auto selbst mit 16A über den AC-OUT laden können, sofern nicht noch andere Großverbraucher laufen.

Ich überlege, ob ich mein Hoymiles am AC-OUT an den AC-IN umklemmen lasse. Der einzige Nachteil davon ist ja eigentlich, dass er bei Stromausfall nicht mehr funktionieren würde... aber wie oft kommt das schon vor. Vielleicht kommt das das VenusOS bei der Berechnung dann doch durcheinander, wenn etwas vom Hoymiles direkt zur Wallbox fließt. Und vielleicht kann man bei der Wallbox nochmal schauen, dass die Phase die fürs einphasige Laden verwendet wird, eine andere ist, als am AC-OUT.

Die Zellen sind von Higee 120Ah, laut Datenblatt haben sie ein Discharge current von 120A. Also die Zellen sollten das aushalten, zumal es ja auch ab und an problemlos vorkommt, dass die vollen 50A aus dem Akku genommen werden.

Softwareupdate kann ich auch nochmal machen. Ansonsten werde ich es nochmal im Victron Forum probieren.

Danke auf jeden Fall für dein Mitdenken.