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R32 - das "Teufelszeug" bringt einen 10 Jahre in den Knast?

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R0Li84
(@r0li84)
Batterielecker
Beigetreten: Vor 2 Jahren
Beiträge: 393
Themenstarter  

Klimaanlagen selbst anschließen darf man nicht, weil darin Kältemittel verwendet werden, die als „Treibhausgase“ gelten. Diese sollen - und das will ich auch nicht relativieren - nicht in die Atmosphäre gelangen. Dennoch, darf man sich mal ansehen, wie schädlich die derzeit eingesetzten Kältemittel (aktuell meist R32) wirklich ist und ob es gerechtfertigt ist, dafür "bis zu 10 Jahre" in den Knast geschickt zu werden. 

 

Vorwarnung: Was jetzt folgt ist etwas viel Theorie und Rechnerei - unten das Fazit, für alle, die die Details nicht so interessieren.

Derzeit ist in den meisten Klimaanlagen R32 eingesetzt - auf dem werde ich daher die folgenden Rechnungen und vergleiche auch aufbauen. R32 hat einen GWP von 675 → daher ein äquivalentes Treibhauspotenzial wie 675 kg/CO2. 

Beim Verbrennen von Heizöl entsteht 2,66kg CO2 je Liter Heizöl. Viele Einfamilienhäuser blasen davon 3.000 Liter oder mehr durch den Kamin. Das wären dann ~8000 kg CO2 die bei der Verbrennung der 3.000 Liter Heizöl entstehen. Berücksichtigt man den Energiegehalt von Heizöl, entspricht dies einen Heizenergiebedarf von ca. 30.000 kWh. Würde man die Öl Heizung vollständig durch Split Klima Geräte (als Referenz nehme ich Daten vom Mitsubishi MSZ-LN35VG2) ersetzen, würde das knapp 6.000kWh Strom / Jahr bedeuten. Unser Strom Mix in Deutschland erzeugt derzeit 420g CO2 je kWh. Daher beim Heizen mit Strom - voll aus dem Netz gezogen - wären wir bei ~2500 kg CO2 im Jahr. Im Vergleich dazu stehen die 8000kg CO2, die man pro Jahr durchs Heizen mit Heizöl erzeugt. Daher die Differenz liegt bei 5500 kg CO2 / Jahr. Verglichen dazu - in einem der aufgeführten Mitsubishi Geräte befindet sich ca. 1 kg R32 -> daher ein Treibequivalent von 675 kg CO2. 

 

Fazit: 

Wenn ein DIY Klimaanlagenmonteur seine Öl Heizung mit einem Jahresverbrauch von ca. 3.000 Litern vollständig durch 8 Single Split Kilmaanlagen (LN35) ersetzt, dann müssen diese mindestens so dicht sein, dass Sie ein Jahr lang betrieben werden können. Nach bereits 1 Jahr wäre man Klimaneutral, nach über 1 Jahr Betrieb wäre man "Klimapostiv". 

Jeder darf sich selbst überlegen, was er daraus schlussfolgert. Grundsätzlich bitte ich aber zu bedenken, dass wir alle auf unsere Umwelt acht geben sollten. Das gilt insbesondere, wenn man mit Kältemitteln arbeitet.

Dieses Thema wurde geändert Vor 2 Jahren von R0Li84

10kWP Ost-West Bestandsanlage
7,5kWP Südanlage am MP2 5000 mit 16x280Ah LifePo4
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(@magmastrudel)
Vorsichtiger Stromfühler
Beigetreten: Vor 2 Jahren
Beiträge: 104
 

Man könnte einfach die CO2(-Äquivalent) Steuer auf R32 erheben, dann ist die "Entsorgung" in die Umwelt beim Kauf bereits mit abgegolten. Aber damit macht man sich natürlich das schöne Monopol kaputt.

Übrigens, den Kältemittelschein kann man, in Deutschland, nicht ohne abgeschlossene Ausbildung in einem relevanten Bereich erhalten. Man macht den Normalbürgern eine rechtskonforme DIY Installation folglich unmöglich.


   
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R0Li84
(@r0li84)
Batterielecker
Beigetreten: Vor 2 Jahren
Beiträge: 393
Themenstarter  

Man sollte es wirklich nicht in die Umwelt entsorgen. Es gibt aber auch diverse Anleitungen, wie man das Zeug zurück in die Außeneinheit pumpt. Dann ab damit auf den Wertstoffhof (genauso wie alle „mobilen“ Klimageräte). 

Ob die dann am Wertstoffhof alle Geräte richtig nach ggf. vorhandenem Kältemittel untersuchen und entsprechend fachgerecht entsorgen, ist wohl auch eher fraglich. Vermutlich landet das Zeug eher alles beim Elektroschrott und in irgend ner Presse / Schredder... Bei Kühlschränken übrigens das gleiche Problem. Deswegen ist das wichtigste aus meiner Sicht, dass wir möglichst unschädliche Kältemittel und möglichst geringe Mengen davon einzusetzen. 

Ob die derzeitige Regelung für R32 noch passt, kann und sollte man - auch in Anbetracht des Fachkräftemangels - diskutieren. 

 

 

 

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(@alexx)
Autarkiekönig
Beigetreten: Vor 2 Jahren
Beiträge: 776
 

Ich frage mich wirklich, weshalb man heute immer noch R32 in Split-Klimaanlagen verwendet. Bei portablen Klimageräten, insbesondere solchen mit Abluftschlauch, hat sich längst flächendeckend das R290 (=Propan) durchgesetzt. Bei Heizungswärmepumpen ist das R290 auch im Kommen. Und in anderen Ländern scheint es auch längst Split-Klimaanlagen mit R290 zu geben. Für Europa wurden sie zumindest mal angekündigt:

https://hydrocarbons21.com/midea-r290-room-acs-now-available-for-sale-in-europe/

Fluorierte Kohlenwasserstoffe als Kältemittel sind eigentlich von gestern. R32-Anlagen sollte es heute eigentlich besser gar nicht mehr geben.


   
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(@alexx)
Autarkiekönig
Beigetreten: Vor 2 Jahren
Beiträge: 776
 

Veröffentlicht von: @r0li84

Unser Strom Mix in Deutschland erzeugt derzeit 420g CO2 je kWh.

Kleine "Manöverkritik" noch an dieser Rechnung: Dieser CO2-Ausstoß pro Kilowattstunde dürfte ein jahresgemittelter Wert sein. Den Stromverbrauch beim Heizen hat man allerdings vorwiegend in den Wintermonaten. Wegen des geringeren Photovoltaik-Anteils im Winter (kürzere Tage, tieferer Sonnenstand, öfter mal Schnee auf den PV-Modulen) dürfte der CO2-Fußabdruck pro kWh in den Monaten Dezember, Januar und Februar höher sein als im Jahresmittel. Genauere Recherche wäre mal interessant...

 

Diese r Beitrag wurde geändert Vor 2 Jahren von Alexx

   
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R0Li84
(@r0li84)
Batterielecker
Beigetreten: Vor 2 Jahren
Beiträge: 393
Themenstarter  

@alexx - 420 g/kWh ist der Wert vom Umweltbundesamt, gemittelt für 2021. An Tagen wie heute (mit viel Wind) hast du 246g, an anderen Tagen deutlich über 500g. Es ist halt ein Mittelwert, irgendwas muss man ansetzen. Mit PV Anlage am Dach sieht es aber nochmal ganz anders aus. 

Prinzipiell bin ich auch bei dir, dass wir mehr in Richtung Propan (und Konsorten) gehen sollten. Da wird sich demnächst, so vermute ich, auch einiges tun. R32 ist aber auch kein Teufelszeug mehr - habe jetzt auf die schnelle keine Daten gefunden, aber ich vermute mal dass vor 20 Jahren eine Deo Dose mit FCKW klimaschädlicher war als heute das gesamte R32 in ner Split Klima Anlage.

 

 

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Win
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(@win)
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Beigetreten: Vor 2 Jahren
Beiträge: 7980
 

Wir haben Ökostrom, da fällt die Bilanz noch besser aus. Ich hatte es mal durchgerechnet und bin auf 8000 km Autofahrt gekommen als Äquivalent wenn ich alles R32 einer Anlage in die Luft ablassen würde.

Wir könnten jetzt auch noch mit Steinkohle heizen, die hat 338 g/kWh. Wir haben etwa 20.000 kWh in einer Heizsaison verbrannt. Macht 6760 kg CO2. Faktor 10 gegenüber 1kg R32. In Kombination mit Naturstrom, wie wir jetzt heizen, war das aus Umweltaspekten die beste Entscheidung, selbst wenn wir jährlich komplett R32 nachfüllen müssten.

Ändert natürlich nichts an der rechtlichen Situation.

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(@alexx)
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Veröffentlicht von: @r0li84

@alexx - 420 g/kWh ist der Wert vom Umweltbundesamt, gemittelt für 2021. An Tagen wie heute (mit viel Wind) hast du 246g, an anderen Tagen deutlich über 500g.

Danke für die Vergleichsdaten! Ja klar, irgendeinen Wert muss man annehmen. Die Werte vom 1.12. bis 28.2. zusammenzutragen und selbst zu mitteln wäre schon arg zeitaufwändig.

Veröffentlicht von: @r0li84

aber ich vermute mal dass vor 20 Jahren eine Deo Dose mit FCKW klimaschädlicher war als heute das gesamte R32 in ner Split Klima Anlage.

 

Vor 20 Jahren nicht mehr. Das Ende der FCKWs (Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe, also Verbindungen mit Chlor) kam bei uns Anfang der 90er Jahre. Das Kältemittel R12 (CF2Cl2) verschwand 1993 aus den Autoklimaanlagen. Auch als Treibgas in Spraydosen wurden FCKWs Anfang der 90er verbannt. Das aber nicht wegen des Treibhauspotentials, sondern wegen der ozonabbauenden Wirkung. Stichwort Ozonloch - DAS große Umweltthema um 1990.

Die heutigen FKWs (Fluor-Kohlenwasserstoffe) sind nicht ozonabbauend (ODP = ozone depletion potential im Regelfall bei 0), aber eben starke Treibhausgase. Und so sind die in den 90ern als umweltfreundlich gepriesenen Kältemittel wie R134a (Autoklimaanlage) inzwischen wegen ihrer Treibhauswirkung auf der roten Liste gelandet. Bei Wärmepumpen und Klimaanlagen (Split und Monoblock mit Abluftschlauch) sind R404a, R407C und R410a inzwischen weg, aber statt dass man gleich zu Kältemitteln wie dem Propan (R290) mit ganz niedrigem GWP greift, hat sich bei Wärmepumpen und Split-Klimas als Übergangslösung leider das R32 etabliert. Es kann aber nicht mehr lange dauern, bis das R32 endlich auch verboten wird. Wird höchste Zeit. Wenn endlich mal alles mit R290 läuft, hat sich das ganze rechtliche Trara mit F-Gase-Verordnung/Kältemittelschein usw. auch erübrigt.

Eine wirklich schlimme Umweltsünde bis vor etwa 15 Jahren war übrigens das "Reifengas", das einem in Autowerkstätten mitunter als Reifenfüllung aufgeschwatzt wurde. Damals verwendete man meist Schwefelhexafluorid (SF6), das beim nächsten Reifenwechsel dann in die Atmosphäre freigesetzt wurde. Mit einem GWP von 23900 ist das der richtig schlimme Klimakiller.

 


   
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R0Li84
(@r0li84)
Batterielecker
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Beiträge: 393
Themenstarter  

@win - über die CO2 Bilanz von Ökostrom kann man lange diskutieren. Letztendlich kauft man den Strom grün, ankommen tut aber der Energiemix aus dem Netz (außer du hast eine Insel und bist autark). Effektiv kaufst du dir den Strom einfach über einen Zertifikatehandel (der im Hintergrund abläuft) grün. Genau so kann man auch klimaneutral fliegen. Juhuu.... 😉 

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(@alexx)
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Veröffentlicht von: @win

Ich hatte es mal durchgerechnet und bin auf 8000 km Autofahrt gekommen als Äquivalent wenn ich alles R32 einer Anlage in die Luft ablassen würde.

Lass' mal kurz nachrechnen:

Wenn ich als Beispiel eine Dimstal Split-Klima mit 500 g Füllmenge (R32) nehme, ergibt das bei einem GWP von 675 ein CO2-Äquivalent von 337,5 kg.

Mein Auto liegt bei nominell 109 g CO2 / km. Bei Überlandfahrt/Langstrecke kommt das auch ganz gut hin, im Stadtverkehr natürlich nicht. Demnach müsste ich 337,5 / 0,109 = 3096 km fahren, um so viel Treibhauswirkung zu generieren.

Ich sollte dabei nur keinen Unfall mit Frontschaden bauen, denn sonst werden die 550g R134a meiner Autoklimaanlage in die Atmosphäre freigesetzt, und das hat ein GWP vom 1430...!

 


   
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solarfreund
(@solarfreund)
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@r0li84 Mit Ökostrom finanziert man den Ausbau der Erneuerbaren und nicht wo das Elektron herkommt.

6,5 kWp aufm Dach, 14 kWh mit Daly BMS 250A im Keller, Victron Multiplus II 5000, 2 x Victron MPPT 250/70, Cerbo GX, EM24
Camper mit 660 Wp und 3,5 kWh, Victron MPPT 100/50, Wechselrichter mit 2000 Watt, Senseo Kaffeemaschine, kein Gas 😀


   
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Win
 Win
(@win)
Mitglied Moderator
Beigetreten: Vor 2 Jahren
Beiträge: 7980
 

Bei Ökostrom kommt es wirklich drauf an. Wenn mein Grundversorger mir Ökostrom anbietet, dann verkauft er einfach nur ein Teil seines Strommixes teurer, ohne irgendwas zu ändern. Wenn ich hingegen bei einem echten Ökostromanbieter kaufe, dann wird mit jedem neuen Kunden entsprechend mehr Ökostrom eingekauft und damit entstehen natürlich auch neue Anlagen. Und dann kann ich schon sagen, dass mein Strom 100% aus erneuerbaren Quellen stammt.

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Win
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Veröffentlicht von: @alexx

Ich sollte dabei nur keinen Unfall mit Frontschaden bauen, denn sonst werden die 550g R134a meiner Autoklimaanlage in die Atmosphäre freigesetzt, und das hat ein GWP vom 1430...!

Wenn ich die Leute auf den Schrottplätzen so sehe und wie die mit alten Autos umgehen, ahne ich Schlimmes, was mit dem Kältemittel so passiert. Dagegen sind die paar privat installierten Klimaanlagen gar nichts, selbst wenn jede davon jährlich eine neue Füllung bräuchte. 

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solarfreund
(@solarfreund)
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Beigetreten: Vor 3 Jahren
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Ich find es auch wichtig, dass mein Anbieter ausschließlich erneuerbare Energie anbietet.

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(@magmastrudel)
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Beiträge: 104
 

Letztens einen Artikel über Island gelesen. Nachdem der isländische Strom fast ausschließlich erneuerbar ist verkauft Island Unmengen Ökostrom Zertifikate, ohne ans europäische Stromnetz angeschlossen zu sein. Gleichzeitig werben die Aluhütten dort mit ihrem CO2-neutralen Strommix, da der Strom ja aus erneuerbaren kommt. Wird also schön zweimal verkauft...


   
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